Operngala

Italienischer Abend bei Schloss in Flammen in Schwetzingen

Das Orchester des Nationaltheaters Mannheim und seine Solisten begeistern tausende Besucher auf Stühlen und Decken bei Schloss in Flammen im Schwetzinger Schlossgarten.

Von 
Noah Eschwey
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Ein Blick auf die Bühne zum Zeitpunkt des Feuerwerks: Der Himmel leuchtet hell, Fontänen sprühen in den Himmel. Die Zuschauer vor der Bühne schauen gespannt zu. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Die Dramatik, die Peter Tschaikowskys berühmtes Klassik-Märchen „Schwanensee“ eigentlich mit einem Ballett-Schauspiel vermittelt, ist bei „Schloss in Flammen“ in Schwetzingen vor allem am hellerleuchteten Nachthimmel zu sehen. Über 15 Minuten hinweg explodiert das Höhenfeuerwerk weit über der Bühne im Schlossgarten, synchron zum Takt des Streichorchesters vom Nationaltheater Mannheim. Doch nicht nur die Raketen am Himmel geben der verträumten Veranstaltung ihren Namen - neben, vor und hinter der Bühne zeichnen Lichtkegel, Feuerfontänen, zahllose Kerzen und viele weitere leuchtende Blickfänge das Bild eines Schlosses, das in Flammen steht.

Auch wenn die Veranstaltung im Schlossgarten von Schwetzingen eigentlich den Mannheimer Sommer beenden soll, scheint es beim diesjährigen Schloss in Flammen, als würde die Hitze niemals nachlassen. Kein Wunder, denn als der bekannte Kabarettist und Moderator des Abends Christian „Chako“ Habekost um 20 Uhr ans Mikrofon tritt, liegen die Temperaturen immer noch bei 30 Grad Celsius. Das hält die ungefähr 4 500 Besucher allerdings nicht davon ab, das Schauspiel an der Residenz des Kurfürsten Carl-Theodor in vollen Zügen zu genießen. Zumindest den fehlenden Windzug, versuchen die vielen Fans der klassischen Musik durch kräftiges Wedeln mit Programmheften, Fächern oder Handtaschen zu ersetzen.

Italienischer Abend mit Giuseppe Verdi bei Schloss in Flammen in Schwetzingen

Passend zur Hitze und dem mediterran wirkendem Schlossgarten, verrät die regionale Berühmtheit Christian Habekost: „Heute feiern wir gemeinsam einen italienischen Abend. Ganz nach dem Motto: La dolce vita.“ Und da hat der Entertainer nicht zu viel versprochen: Der erste Höhepunkt des Abends ist das Werk „O tu Palermo“ vom italienischen Komponisten Giuseppe Verdi. Mit seiner tiefen und festen Stimme versetzt der Solist Sung Ha die voll besetzten Besucherränge ein erstes Mal in Gänsehaut-Stimmung.

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Das war Schloss in Flammen 2024 in Schwetzingen

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Doch auch an den Protagonisten des Abends gehen die hochsommerlichen Temperaturen nicht spurlos vorbei. „Der Dirigent muss zwischendurch von der Bühne runter, um dem Wassermangel vorzubeugen“, erklärt Moderator Habekost scherzhaft. Nach zwei erfolgreichen Auflagen und einem coronabedingten Ausfall gab Alexander Soddy übrigens den Dirigentenstab des Orchesters vom Nationaltheater Mannheim an seinen Nachfolger Roberto Rizzi Brignoli ab. Die Operngala wird an diesem Abend allerdings vom stellvertretende Generalmusikdirektor Janis Liepins dirigiert.

Geburtstagsfeier und musikalische Höhepunkte bei Schloss in Flammen in Schwetzingen

Es ist ein Abend an dem es gleich mehrere Anlässe zu feiern gibt. „Christian Specht, der Oberbürgermeister von Mannheim, feiert heute seinen Geburtstag hier bei uns in Schwetzingen“, verkündet der Moderator, der mit seiner auflockernden und witzigen Art regelmäßige, kollektive Lachanfälle verursacht.

Zahlreich sind die Menschen in den Schwetzinger Schlossgarten gekommen, um Schloss in Flammen 2024 zu erleben. © Dorothea Lenhardt

Leidenschaftliche Stimme: Jelena Kordic verabschiedet sich

Doch nicht nur der Geburtstag vom Mannheimer Oberbürgermeister ist erwähnenswert. Die kroatische Mezzosopranistin Jelena Kordic verlässt zum Ende dieser Spielzeit das Orchester, verrät Habekost. Zuvor möchte sich die Solistin noch einmal in der Schwetzinger Schlossgarten-Idylle beweisen. Und wie ginge das besser, als bei Verdis „Al suon del tamburo“, in der Rolle der jungen Zigeunerin Preziosilla? So, als hätte der Komponist sein Werk auf Kordic abgestimmt, ruft sie mit ihrer hellen, voluminösen, aber auch verführerischen Stimme den Krieg leidenschaftlich herbei.

Solist Jonathan Stoughton begeistert mit seiner tiefen Stimme die Zuhörer bei seinem Auftritt auf der Bühne. © Dorothea Lenhardt

„Giacomo Puccini könnte man heute als einen der ersten richtigen Superstars bezeichnen“, beschreibt Christian Habekost den extravaganten Komponisten. 124 Jahre nach der Uraufführung seines bekannten Kunstwerks „Tosca“ in Rom, ist nun die Solistin Zsuzsanna Ádám angekündigt, um die dramatische Geschichte um Liebe, Mord und Suizid musikalisch in Schwetzingen darzubieten. Allerdings nur angekündigt, Ádám ist nämlich kurzfristig erkrankt. Vertreten wird sie von Megan Marie Hart, deren kurze Vorbereitungszeit zu keinem Zeitpunkt auffällt. Dank ihrer vollkommenen und abgerundeten Stimme schwebt sie über die musikalischen Tücken des dramatischen Werks.

Schloss in Flammen im Schwetzinger Schlossgarten: Historische Kostüme und bunte Picknickkörbe

Wie es die Tradition gebührt, wartet ein weiteres Highlight hinter den Stuhlreihen. Aufwendig geschmückte Tafeln, geschichtsträchtige Kostüme und opulent gefüllte Picknickkörbe - Die Wiesen im Schlossgarten sind bunt, bis zum letzten Quadratmeter besetzt und von gut gelaunten Besuchern überzogen. Und wer sticht besonders heraus? Natürlich diejenigen, die auftreten, wie aus der Zeit von Kurfürst Carl Theodor.

Dr. Karsten und Anna Woll (v.l.), Katarzyna Schowalter, Agnieszka und Christian Scherer, Uwe Ziegler, Marislena Pardo-Ziegler, Emese Roth und Frank Lickert – diese Gruppe hat den ersten Platz belegt. © Dorothea Lenhardt

„Eine wunderschöne Veranstaltung“, findet Jenny Herres, die ihr Ticket bei den Weinheimer Nachrichten gewann. Sabine May hat aber auch negatives zu vermelden: „Wie kann man bei der Anzahl von Besuchern nur einen Getränkestand aufbauen?“ Ein konstruktiver Kritikpunkt, der beim nächsten Mal verbessert werden kann.

Trotzdem ist das spätestens beim fulminanten Synchronfeuerwerk hinter der Bühne vergessen. Explosiv, imposant und farbenfroh erstrahlt das Schauspiel passend zur Musik über der Kurpfalz. Ein perfekt abgestimmtes und durchgeplantes Meisterwerk des renommierte Pyrokünstlers Renzo Cargnelutti. Nach mehr als 15 Minuten Farbenspiel am Himmel, lässt der Pyrotechniker die begeisterten Besucher verblüfft zurück.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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