Mannheim. Es ist ein Tag, in den sich viele Tränen in Stolz und Freude mischen. Das geht morgens los, beim Abschlussgottesdienst. Hier sind es Pfarrerin Nina Roller, Gemeindereferentin Barbara Kraus und Koordinatorin Valentina Ingmanns, das Team der Kirche auf der Buga, die weinen.
Und als am Ende dann die über 100 „Möglichkeitsmacher“ genannten ehrenamtlichen Helfer alle zum Abschluss mit einem Taschentuch winken, da brauchen viele es danach selbst, so gerührt sind sie.
Der Abschied von der Buga schmerzt
„Umwerfend und bewegend“ findet Karl Jung, der katholische Stadtdekan, schon die Menschenmenge, die zum Abschlussgottesdienst gekommen ist. Bis weit in angrenzende Wiesen und Wege stehen und sitzen die Leute.
Selbst Oberbürgermeister Christian Specht und sein Vorgänger Peter Kurz haben keinen Platz bekommen, als Carlo (4), Anton (6) und Elena (9) Günnewig letztmals die Glocke schlagen. Aber den „schmerzhaften Abschied“, so der evangelische Dekan Ralph Hartmann, habe man bewusst nicht auf einer größeren Bühne, sondern dort feiern wollen, wo die Kirche die ganze Zeit so lebendig präsent war und einen „blühenden Frühling der Ökumene“ erlebt habe, so Hartmann.
Buga als Hilfe für die Ökumene
Beide Dekane loben alle Beteiligten und ihre ökumenische Arbeit, aber ganz besonders das „Dreamteam“ aus Kraus, Roller und Ingmanns sowie die Ehrenamtlichen. „Es war wunderbar, zu erleben, wie sich hier der Geist Gottes entfaltet“, so Hartmann. Jung spricht gar von einer „echten Oase auf dem Weg zu einer offenen, ökumenischen, menschlichen Kirche“ und hofft, dass „Möglichkeitsgarten“ vielleicht sogar mal „der Name der Kirche“ werde, ehe sich nach dem Gebet wirklich alle, glücklich und traurig zugleich, in den Armen liegen.
Aber bei so viel Wehmut, da sei „Feiern genau das Richtige“, eröffnet Moderatorin Rosa Omeñaca Prado die offizielle Abschlussfeier auf der Hauptbühne. Die eröffnet ganz lautstark der Trommelpalast, und die Moderatorin spricht sicher vielen aus dem Herzen, wenn sie sagt: „Wir haben der ganzen Welt gezeigt, dass in Mannheim alle Buga sind“, meint sie. Die Veranstaltung sei „tief in die Seele eingedrungen“.
Mit Wehmut beginnt ebenso Oberbürgermeister Christian Specht seine Worte. Er erinnert daran, dass bei der Eröffnungsfeier vor 178 Tagen das Orchester aus Haifa gespielt hat. Entschieden verurteilt er nun die, wie er sagt, „Terrorakte und den Krieg“ gegen Israel: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern.“
Hat sich die Stimmung in Mannheim gedreht?
Von der Bundesgartenschau sei, so Specht, „ein Gefühl des Aufbruchs“ ausgegangen, ein Zeichen für das Zusammenwachsen und den Zusammenhalt der Stadt. Er hoffe für die Stadt, dass sich dies „auch in schwierigeren Zeiten“ fortsetze.
An drei Stellen seiner Rede bekommt Specht besonders kräftigen Applaus. So erinnert er an die Auseinandersetzungen vor der Bundesgartenschau, während er jetzt keinen mehr treffe, der dagegen war. Nun höre er nur Sätze wie „Eigentlich war ich ja gegen die Buga, aber jetzt. . .“. Das zeige für ihn, dass es richtig gewesen sei, „an schwierigen Entscheidungen festzuhalten und dafür zu werben“.
Dabei dankt er besonders seinem Vorgänger Kurz, dass er das Ziel der Buga „trotz aller Hürden und Hindernisse“ weiterverfolgt habe. Noch lauter ist der Beifall aber, als Specht sagt, eine Verwaltung müsse sich auch einmal als „lernfähig“ erweisen, denn es habe sich als „richtige und gute Entscheidung“ erwiesen, „die Anregungen der Bürger und der Politik aufzunehmen“, den Luisenpark in die Bundesgartenschau einzubeziehen und eine Seilbahn zu bauen.
„Das eine oder andere erhalten“
Gar ein „Bravo“-Ruf ertönt zu lautem Applaus, als Specht davon spricht, was von der Buga auf dem Spinelli-Areal gerettet werden kann. Zwar gebe es „Auflagen im Genehmigungsbescheid“, sagt er. Aber man führe Gespräche und er hoffe, „dass es gelingen wird, das eine oder andere mehr zu erhalten, als es auf den ersten Blick scheint“.
In jedem Fall genieße Mannheim durch die Räumung der alten Kaserne und ihre Umwandlung „ein Stück Friedensdividende“, ruft er in Erinnerung, und es sei gelungen, daraus eine „großartige Gartenschau“ zu machen. Dafür dankt Specht dem Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach, allen Mitarbeitern und Dienstleistern sowie den vielen ehrenamtlichen Helfern. „Sie haben aus einer Idee der Verwaltung eine Buga der Bürgerschaft gemacht“, so Specht.
Von den Gästen aus der Bürgerschaft gar enthusiastisch gefeiert wird der letzte Buga-Auftritt der vier Hauptdarsteller vom Musical über Joy Fleming, das eigens für die Buga geschrieben und komponiert worden war. „Ein Lied kann eine Brücke sein“ – der Titel und das „Steigerlied“ vom Kammerorchester Ensemble Ruhr sind dann der Brückenschlag zur nächsten Bundesgartenschau.
Die findet 2027 im Ruhrgebiet statt – in Gelsenkirchen, Duisburg, Dortmund, Castrop-Rauxel/Recklinghausen und Bergkamen/Lünen als Internationale Gartenausstellung 2027 (IGA). Dafür habe Mannheim „Maßstäbe gesetzt“, lobt Hajo Hinrichs, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft (DBG) das „fulminante Event“ in Mannheim.
Noch weiter gehen die Vertreter der IGA Ruhr. „Mannheim hat die Latte sehr hoch gelegt – Kompliment“, sagt Geschäftsführer Horst Fischer: „Wir werden davon lernen“. „Von Mannheim lernen heißt siegen lernen“, schwärmt IGA-Aufsichtsratsvorsitzende Carola Geiß-Netthöfel. An sie übergibt Michael Schnellbach dann die Buga-Fahne als offizielles Ende der Mannheimer Buga, und von Specht gibt es einen Topf mit einer auf den Namen „Spinelli“ getauften Rose dazu.
2,2 Millionen Besucher
Dann wird auch Michael Schnellbach wehmütig, ja sentimental. Das Ende der Buga sei für ihn „ein Tag des Stolzes, der Dankbarkeit und der Emotion“. Er blickt zurück auf die „turbulente Reise“, die zu dieser Buga geführt habe. Zwar habe sein Team das Buga-Gelände zwei Jahre später als geplant übergeben bekommen.
Aber nun sei es doch ein „wundervoller Sommer“ mit 2,2 Millionen Besuchern geworden, auf den er „mit Demut und Dankbarkeit“ zurückblicke. Er hoffe, dass das besondere Konzept der Buga nachwirke, so Schnellbach: „Nachhaltigkeit ist eine Haltung, ein Lebenskonzept, das wir verinnerlichen müssen“, mahnt er.
Besonders wichtig ist ihm in diesem Moment aber, seinem Team zu danken. Als er es auf die Bühne ruft, stehen die Gäste voller Respekt auf. Die Mannschaft habe „mit Leidenschaft und Engagement einfach Unglaubliches geleistet“, würdigt er deren Einsatz.
Zum Song „Ein Lied kann eine Brücke sein“ liegen sich dann die Buga-Mitarbeiter auf der Bühne gerührt in den Armen, und in den Augen vieler ist nun viel mehr als nur eine Träne zu sehen. „Mannheim wird noch viele Generationen von eurer Arbeit zehren“, ruft Schnellbach ihnen dann noch zu.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Bye-Bye, Buga! Die Bilanz von Mannheims Sommerevent