Corona-Krise - So läuft der erste Tag nach den Schließungen in den Bildungseinrichtungen der Stadt ab / Abschlussklassen halten sich überwiegend an die Vorgaben

„Schön, wieder in der Schule zu sein“

Von 
Catharina Zelt und Sarah Wallner
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Schüler spielen auf dem Pausenhof, laufen dicht gedrängt in der Aula herum und sitzen in den Klassenzimmern nebeneinander. So sah es bisher in den Schulen der Umgebung aus. Dann kam die Corona-Krise und wo sonst gemeinsam gelernt, gespielt und unterrichtet wurde, herrschte plötzlich gähnende Leere (SZ berichtete). Seit Montag sind die Schulen nun für einen Teil der Jugendlichen, meistens die Abschlussklassen, wieder geöffnet – ein Stück zurück zur Normalität.

Am Eingang der Carl-Theodor-Schule ist als erstes Händedesinfizieren angesagt: Die zwei großen Ständer aus Holz, die Schüler der Ehrhart-Schott-Schule gefertigt haben, sind natürlich nicht zu übersehen. Drinnen zeigen orangene Pfeile auf dem Boden, in welche Richtung gegangen werden soll. Und an der Wand hängt ein Schild mit der Aufschrift „Einbahnstraße“. So soll vermieden werden, dass Schüler sich entgegenkommen und dann den vorgegebenen Mindestabstand nicht einhalten können.

Neue Regeln helfen

„Die meisten halten sich an die Regeln und sind vernünftig, aber ob das auch von Dauer ist, wissen wir jetzt natürlich noch nicht“, lautet am Montagmorgen die erste Einschätzung von Schulleiterin Heide-Rose Gönner. „Die Abschlussklassen, die nun wieder im Haus sind, werden jeweils in zwei Gruppen eingeteilt, die in verschiedenen Räumen unterrichtet werden. Die Jugendlichen sitzen an Einzeltischen, der Lehrer betreut beide Gruppen parallel – das klappt gut“, meint Gönner. Generell sei das Kollegium froh darüber, dass wieder Schüler da sind. Eine weitere Besonderheit sticht bei den Toiletten ins Auge: Die Türen stehen dort offen, so dass die Jungen und Mädchen die Klinken nicht ständig anfassen müssen. Auch die Aufenthaltsflächen sind alle abgesperrt – die Pausen verbringen die Jugendlichen jetzt in den Klassenzimmern. „Bei der Menge an Schülern ist das aktuell kein Problem“, sagt Gönner.

Schüler, die wegen der Corona-Krise aus Sicherheitsgründen lieber nicht zur Schule gehen möchten, gebe es laut der Schulleiterin auch einige. „Es sind mehr zu Hause geblieben, als ursprünglich gedacht“, erklärt sie; eine Zahl könne sie aber nicht nennen. Aufseiten der Lehrer sehe das anders aus: „Ein Lehrerproblem gibt es nicht – auch die älteren Kollegen kommen zur Schule, was mich sehr freut.“

Thomas Edinger, Schulleiter der Ehrhart-Schott-Schule gleich nebenan ist ebenfalls mit dem ersten Schultag nach der Pause zufrieden. Rund 100 Schüler bereiten sich hier auf die bevorstehenden Abschlussprüfungen vor. So schneiden, färben und stylen sechs angehende Friseure im zweiten Stock die Haare von Modellpuppen. „Mit dieser Kleingruppe sind die Vorgaben gut einzuhalten“, erzählt Lehrerin Evelyn Manowita. Wenn sie den Jugendlichen etwas aus der Nähe erklärt, trägt sie einen Gesichtsschutz – sonst ist Abstand halten angesagt. „Die Schüler arbeiten relativ selbstständig und sind sehr diszipliniert. Viele freuen sich, wieder einen normalen Tagesablauf zu haben. Was komplett wegfällt, sind allerdings Partner- oder Gruppenarbeiten“, meint Manowita. Es sei eben eine Umstellung – für die Schüler, aber auch für die Lehrer.

Der Pausenhof ist leer

In der Holzwerkstatt sind die Schülerinnen Isabel und Anna mit Klassenkameraden am Werkeln. „Es ist tatsächlich schön, wieder in der Schule zu sein – ich hab’s vermisst. Nicht nur die Schule, sondern auch das Arbeiten“, meint die 23-jährige Isabel. „Wir sind in der Holzwerkstatt alleine und können uns daher gut aufteilen und Abstand halten“, fügt die gleichaltrige Anna hinzu. Obwohl die ersten Schüler nun wieder zurück sind, wirkt die Schule sehr leer. Auf den Gängen begegnet man kaum jemandem, der Pausenhof ist wie ausgestorben. „Die Schule kommt einem verlassen vor“, bestätigt Schulleiter Edinger.

Leer ist es derweilen auch im Privatgymnasium. 23 Kinder der elften Klasse – normalerweise sind hier rund 300 Schüler – werden dort momentan von 8 bis 12.40 Uhr unterrichtet, nachmittags geht es dann online weiter. Sie haben Masken dabei, die sie erst absetzen, wenn sie im Klassenraum auf ihrem Platz sitzen. „Wir sehen die Maske als solidarisches Zeichen und möchten, dass die Schüler sie als etwas Positives wahrnehmen“, meint der pädagogische Schulleiter Jörg Bader. In den Gängen halten die Schüler sich rechts, Ein- und Ausgang sind getrennt voneinander. In der Pause dürfen die Jugendlichen nach draußen – das geht bei der Anzahl der Schüler problemlos. Digital ist das Privatgymnasium vorne dabei, die Umstellung des Unterrichts auf eine Online-Plattform hat problemlos funktioniert. „Es ist uns ein Anliegen, die Eltern in dieser Situation zu entlasten“, erklärt der geschäftsführende Schulleiter Uwe Rahn. „Wir unterrichten alle Fächer mindestens einmal pro Woche, so dass einerseits keine Lücken entstehen und andererseits eine transparente und gerechte Bewertung möglich ist“, fügt er hinzu. Es gehe nicht nur darum, den Unterrichtsstoff zu vermitteln, Hauptthema – vor allem bei den Jüngeren – sei die Beziehung zu den Lehrern und Klassenkameraden.

Zurück im gewohnten Umfeld

„Es ist ein tolles Gefühl, mal wieder in der Schule zu sein“, berichtet Leon aus der neunten Klasse der Kurt-Waibel-Schule am Montagvormittag. „Endlich habe ich wieder mein gewohntes Umfeld und einen geregelten Alltag“, erzählt er. Nicht nur er empfindet das so. Auch Schulleitung und Kollegium sind mehr als froh, dass der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden darf. In der Kurt-Waibel-Schule, dem sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Lernen, ist wieder Leben eingekehrt – auch wenn es nur ein kleiner Teil vom bisherigen Trubel ist.

Seit Montag sind nun insgesamt 24 Kinder der achten und neunten Klasse in der Schule. Beide werden in jeweils zwei kleinere Gruppen aufgeteilt und belegen zwei Zimmer und einen Abschnitt der umfunktionierten Aula. „Alle vier Gruppen werden dreimal pro Woche für jeweils vier Stunden am Tag unterrichtet. Außerdem kommen an den anderen Tagen noch Kinder aus den unteren Klassenstufen in die Schule, denen es nicht möglich ist, von daheim aus effektiv zu lernen“, schildert Konrektorin Christine Franz-Villinger. „Unsere Schüler haben sich bisher wirklich super an alle Vorgaben und Hygienemaßnahmen gehalten“, lobt sie.

Wie wirken sich die letzten Wochen ohne Präsenzunterricht, jedoch mit selbstständigem Lernen und Homeschooling auf die Lernerfolge aus? „Mir ist es echt schwergefallen, mich selbst daheim zu motivieren. Ich bin leider nicht der Typ dafür“, berichtet Fabian, ebenfalls aus der neunten Klasse, unserer Zeitung. „Hier können uns die Lehrer den Stoff besser beibringen.“ Lehrer Arnd Müller, der die Abschlussklasse unterrichtet, bereitet seine Schüler sowohl mit ausgedrucktem Material als auch über eine Lernapp auf die anstehenden Prüfungen vor.

Info: Weitere Bilder gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de

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