Der Andrang war sehr groß. Im proppenvollen Josefshaus mussten sogar noch Stuhlreihen dazugestellt werden, weil so viele Interessierte den Weg zur Informationsveranstaltung über das neue Privatgymnasium fanden, das zum Schuljahr 2013/14 den Betrieb mit einer fünften Klasse aufnehmen soll.
Die Stadt ist zwar nicht Schulträger der neuen Einrichtung, Oberbürgermeister Dr. René Pöltl hieß die Macher dieses zusätzlichen Bildungsangebots dennoch willkommen. Schwetzingen sei "exzellent aufgestellt", die Alternative eines privaten Trägers sei von den Eltern gewünscht und deshalb auch aus Sicht der Stadt zu begrüßen.
Uwe Rahn, der 51-jährige Vater von sechs Kindern, ist bereits Schulleiter der Privatgymnasien in St. Leon-Rot und in Weinheim und unterrichtet Mathematik und Sport. Er freute sich über die gute Resonanz.
"Wie male ich mir die Schule der Zukunft aus", erläuterte der erfahrene Pädagoge das Konzept des neuen Gymnasiums in Trägerschaft einer gemeinnützigen GmbH, die nicht gewinnorientiert arbeite. Man sehe sich im "Dreiklang aus Erziehung, Lernen und Betreuung", so das Angebot einer "konsequenten Alternative". Das Konzept der Ganztagesschule stütze sich auf die ganzheitliche Förderung junger Menschen. Der Unterricht dauert jeden Tag von 8 bis 16 Uhr. Die Unterrichtsstunden als 60-Minuten-Einheiten sollen für eine effektivere Gestaltung sorgen. Durch die höhere wöchentliche Stundenzahl werden Fremdsprachen und Mathematik mindestens viermal, manchmal sogar fünfmal pro Woche unterrichtet.
Beim verstärkten Hauptfachunterricht gibt es keine Hausaufgaben, Ausnahme sei vielleicht das Lernen von Vokabeln, so Rahn: "Wir möchten unsere Schüler entspannt nach Hause entlassen."
Drei eigene Leitlinien
Ab Klasse 5 wird Englisch als erste Fremdsprache angeboten, ab Klasse 6 folgt Französisch oder Latein und ab Klasse 8 ist im sprachlichen Profil Spanisch als dritte Fremdsprache vorgesehen. Bettina Leukert, die Mathematik und Physik unterrichtet, sowie Jörg Bader, Lehrer für Deutsch und Sport, beide bilden zusammen das Leitungsteam des neuen Privatgymnasiums, erklärten die sogenannten Profilfächer. Das Profil Sport bietet beispielsweise dreimal pro Woche 60 Minuten Unterricht. Im naturwissenschaftlichen Profil erhalten die Schüler zusätzlich dreimal pro Woche 60 Minuten Unterricht im Fach "Naturwissenschaft und Technik".
Alle Fächer sind von Klasse 8 bis 10 Kernfach des jeweiligen Profils. Die Fächer Chemie, Physik und Biologie werden mit gleicher Anzahl von Wochenstunden unterrichtet. Wie in St. Leon-Rot und in Weinheim werde auch das Gymnasium in Schwetzingen, für das derzeit in der Carl-Benz-Straße 22 a die Räumlichkeiten ausgebaut werden, unter drei eigens entwickelten Leitlinien stehen, referierte Schulleiter Rahn. Das "Lernen, Wissen zu erwerben" werde dabei in jahrgangsübergreifenden "Lernbüros" vermittelt.
Schulfach "Glück"
Den Leitsatz "Lernen, zusammenzuleben", erklärte Ernst Fritz-Schubert. Der langjährige Leiter der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg etablierte 2007 das "Schulfach Glück" und hat ein viel beachtetes Buch darüber geschrieben (wir berichteten), wie so ein neues Fach die Schule verändern kann. Kinder sollten sensibilisiert werden, herauszufinden, was sie wirklich wollen - und lernen, dass das vermeintlich Schlechte auch gute Seiten hat, gab er den Eltern mit auf den Weg: "Menschen suchen gute Gründe, wenn sie nach Glück suchen." Das "Glück" wird an der neuen Schule auf jeden Fall Unterrichtsfach sein. Der Leitsatz "Lernen, zu handeln" verweist schließlich auf die Unverzichtbarkeit von Verantwortung und Gemeinsinn bei den Schülern. Das nachhaltige Lernen für das ganze Leben reicht vom Engagement für andere Schüler über die Gründung von "Schülerfirmen" bis hin zu Projekten mit außerschulischen Partnern.
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