Schwetzingen. Die Schülerinnen und Schüler des Klavierstudios Worm-Sawosskaja bewiesen am Sonntag einmal mehr, warum dieses den Zusatz „für begabte Kinder und Jugendliche“ trägt. Dabei geht es nicht nur um das Talent, das die Kinder mitbringen, sondern vor allem um Fleiß und den richtigen Rahmen, um die mitgebrachten Voraussetzungen zu fördern: Mit zweimal wöchentlich Klavierunterricht bei erfahrenen Pianisten und zusätzlich Gruppenunterricht in Gehörbildung und Theorie sowie Musikgeschichte für die Größeren ist das Konzept deutschlandweit einzigartig.
Leiterin Tatjana Worm-Sawosskaja strebt schon seit längerem an, dass das russische Konzept in Deutschland mehr Anklang findet. Zahlreiche Wettbewerbserfolge, die bei einigen Schülern eine halbe Seite im Programm einnahmen, zeugen vom hohen Niveau, auf dem hier unterrichtet wird. Das klangliche Ergebnis war bereits bei den Kleinsten zu hören: Johannes Anselm Inselmann trat mit fünf Jahren zum ersten Mal auf und präsentierte dem entzückten Publikum im Palais Hirsch „Sorge“ und „Ein Tanzlied“ von Eiko Horikoshi-Atalay. Bei dem Stück „Der erste Versuch“ von Richard Krentzlin spielte er vierhändig mit seiner Dozentin Worm-Sawosskaja und achtete nicht nur auf die eigenen zwei Hände, sondern auch auf den Secondo-Part. Ein Jahr älter und somit schon mit viel mehr Bühnenerfahrung betrat Emilia Bauer aus der Klasse Svetlana Zaharova die Bühne.
Emilia bereitet sich derzeit auf ihren ersten Wettbewerb vor und hat, dem Applaus des Publikums nach zu urteilen, sehr gute Aussichten, diesen zu gewinnen. Aus der Klavierklasse Julia Izmailova kommt Max Paul Hoffmann (acht Jahre alt). Dort hat er das Stück „Die Clowns“ von D. Kabalewski perfektioniert, um es sehr selbstsicher auf der Bühne zu zeigen. Wiederum aus der Klasse Zaharova war Stefan Patrick Simu mit einem Walzer von A. Gretschaninov zu hören. Mit viel Ausdruck verband er die ruhigen mit den lustigen Abschnitten und erntete für seine Interpretation viel Beifall. Die richtige Technik besteht nicht nur aus Tempo und Fingerfertigkeit, sondern hängt viel mehr vom richtigen Tastenanschlag ab, durch den ein weicher oder eben harter Klang entsteht.
Schwetzinger Klavierschüler brillieren: Eigene Interpretationen
Das hatte auch John Najba (13 Jahre alt, Klasse Worm-Sawosskaja) verinnerlicht. Bei ihm klang das Klavier sehr fein, die Zuhörer schwelgten beim Stück „Süßer Traum“ von P. I. Tschaikowsky dahin. Pianistische Virtuosität zeigte Fernanda de Freitas Kopsch, ebenfalls aus der Klasse Worm-Sawosskaja, im berühmten „Liebestraum“ von Franz Liszt. Alles eingetaucht in einen dezenten, schönen Klang, sodass das Werk in einer ganz eigenen Interpretation der 13-Jährigen erstrahlte. Ganz eigene Ideen hatte auch Matilda Getto (11, Klavierklasse Zaharova) zum Konzert mitgebracht. Nachdem sie zwei Stücke von William L. Gillock gespielt hatte, zeigte sie zwei ihrer Eigenkompositionen. Dabei erweckte besonders die Premiere von „Snowman’s Life“ große Begeisterung bei den Zuhörern.
Zum klanglichen Erlebnis gehörte auch ein gleichnamiges Gedicht, ebenfalls aus der Feder von Matilda. Kompositionsdozentin Katerina Pinosova-Ruzickova beschrieb den Schaffungsprozess so: „Matilda hat etwa im Februar ihr Gedicht mitgebracht und dazu ein Leitmotiv – etwa vier Takte. Dann habe ich ihr gezeigt, wie man der Geschichte des Gedichtes mit der Musik folgen kann. Etwa der Schmelzprozess – nach unten gehen, trauriger werden. Und danach die Wachstumsphase: Von unten nach oben streben, immer heller, mit mehr ‘Zweigen’, bis am Ende ein transformiertes Leitmotiv erscheint – der Baum.“ Dabei betonte die Dozentin, die selbst erfolgreiche Komponistin ist: „Die entsprechenden Töne musste Matilda selber finden. Es dauerte sieben Unterrichtsstunden – wir haben nur alle drei Wochen eine Stunde. Dabei schuf Matilda auch andere Stücke oder bereitete sich auf Konzerte vor, wo sie ihre Stücke spielte.“ Ein erstaunliches Ergebnis, das vom Publikum mit großem Applaus belohnt wurde.
Diesen ist Philipp Alexander Kremer schon seit langem gewöhnt. Der Elfjährige aus der Klasse Worm-Sawosskaja hatte diesmal die Ehre, das Konzert zu beenden und meisterte die Aufgabe mit Bravour. Die Hände des jungen Pianisten flogen über die Tastatur in der technisch äußerst anspruchsvollen Jugendetüde c-Moll Nr. 8 von Franz Liszt. Ein weiterer beeindruckender Beweis für Fleiß und Talent, mit denen im Klavierstudio beste Ergebnisse erzielt werden.
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