Schwetzingen. Ein interessantes Projekt zur Friedensbildung gab es an der Zeyher-Grundschule: Fachleiterin Franziska Kuhn und ihr Team von der Servicestelle Friedensbildung kamen zu den Viertklässlern und ihren Klassenlehrerinnen Ilka Stolz (4b) und Carmen Schaut (4a). Im dreistündigen Projekt wurde das Thema „Eisberg voraus!“ bearbeitet. Die Servicestelle Friedensbildung unter Trägerschaft des Kultusministeriums, der Berghof Foundation und der Landeszentrale für politische Bildung wurde 2015 ins Leben gerufen. Neu entwickelt wurden dieses Jahr zwei Workshops.
Kinder kommen in ihrer Lebenswirklichkeit, sei es durch Medien oder ihr Zuhause, mit den Themen Flucht, Frieden und Krieg in Berührung. Konrektorin Carmen Schaut meint: „Zu den Herausforderungen an den Schulen gehört es, ein Klima zu schaffen, das verbale und nonverbale Gewalt nicht akzeptiert und es den Schülern und Lehrkräften ermöglicht, sich für Freundlichkeit und Sicherheit einzusetzen. Dazu braucht es eine bestimmte Haltung.“ Die Friedensbildung macht es sich zum Ziel, diese Themen aufzugreifen. Schüler sollen Selbstwirksamkeit erfahren und erkennen, dass sie im Kleinen etwas für ein friedliches Miteinander tun können.
Zu Beginn des Projektes wurden die Kinder gefragt, was sie auf eine einsame Insel mitnehmen würden. Ihnen waren vor allem Essen, Trinken und ein guter Freund oder eine Freundin wichtig. Anschließend gab es eine Fantasiereise durch das Friedensmeer, vorbei an Delfinen, die respektvoll miteinander umgehen, hin zur Friedensinsel, auf der Menschen leben, die in ihren unterschiedlichen Talenten gebraucht werden und gut zusammenleben.
Nach einer Bewegungsübung im Friedensmeer, bei der die Kinder, wenn sie sich begegneten, nach einem „Ahoi“ über die Bedeutung von Frieden sprechen, erklären einzelne Kinder solche Thesen: „Friede ist, wenn wir gut miteinander auskommen“, „Friede ist, wenn es keinen Streit oder keinen Krieg gibt“, „Friede ist, wenn wir uns versöhnen“, „Friede ist, wenn sich alle sicher fühlen“. Franziska Kuhn ließ die Kinder weiterdenken: „Wenn es in einem Land keinen Krieg gibt, ist dann dort Frieden?“ Die Viertklässler merken schnell, dass zum Frieden mehr gehört, als keinen Streit zu haben. Frieden ist, wenn es gerecht zugeht, alle möglichst zufrieden sind und friedlich miteinander umgehen.
Nur die Oberfläche sichtbar
Als Nächstes wurden Gründe von Krieg und Gewalt gesammelt, die Kinder nennen Panzer, Raketen, Menschen, die gefangen genommen werden, Angst haben, ihre Häuser verlassen müssen, oder Familien, die getrennt werden. Kuhn legt ein „Eisbergmodell“ aus. Was die Kinder genannt haben, sind die sichtbaren Auswirkungen von Krieg oder Gewalt. „So wie beim Eisberg der größte Teil unter Wasser liegt, gibt es Gründe für Kriege, die nicht sofort zu sehen sind. Einige dieser Gründe sollen die Kinder in einer Gruppenarbeit zu einem besonderen Inselfall herausfinden“, sagt sie.
In der Gruppenarbeit gibt es zum Beispiel die Lichterinsel. Dort leben Sonnen- und Mondmenschen, die jeweils nur zu ihrer Tages- oder Nachtzeit das Haus verlassen dürfen. Die Sonnenmenschen möchten gerne den Sternenhimmel und die Mondmenschen den Sonnenaufgang sehen. Sie geraten in Streit. Die Aufgabe der Kinder ist, eine friedliche Lösung zu überlegen. In den anderen Inselfällen geht es um Landbesitz oder darum, eine Religion frei auszuleben.
Der neunjährige Gabriel meinte anschließend: „Die Fantasiereise hat Spaß gemacht.“ Marius hat „gefallen, dass ich Neues über Frieden und Krieg gelernt habe und es genug Zeit gab, darüber zu reden.“ Und Hermine meint: „Ich fand gut, dass wir einen eigenen Fall auf der Insel bearbeiten durften.“ Louis nimmt sich vor, „zu Hause mal zu erklären, was Frieden ist und dass wir zusammen etwas machen können“.
Die Workshops „Eisberg voraus!“ für dritte und vierte Klassen und „Sei kein Esel“ für erste und zweite Klassen können ab Januar flächendeckend für alle Grundschulen gebucht werden unter www.friedensbildung-bw.de.
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