Schwetzingen. Belegt ist es seit rund 5000 Jahren. Auf einer sumerischen Tontafel (3000 v. Chr.) steht, dass die Jugend keine Lernbereitschaft zeige und das Alter nicht achte. Auf einer babylonischen Tontafel knapp 2000 Jahre später findet sich der Satz, dass die Jugend von Grund auf verdorben und faul sei. Und der griechische Philosoph Aristoteles (348-322 v. Chr.) postulierte, dass die Jugend unerträglich und unverantwortlich sei, es keine Hoffnung für die Zukunft des Landes mehr gebe.
Es ist ein Bonmot, das bis heute gilt. Seit Jahrtausenden gerät die Jugend in Sachen Sittenverfall, Lern- und Leistungsbereitschaft unter Beschuss. Und schon die Logik macht deutlich, dass daran etwas nicht stimmen kann. Denn wenn dies alles zutreffen würde, wäre die Menschheit längst wieder in der Steinzeit zurück.
Noch deutlicher wurde diese Jahrtausende alte Einschätzung mit der jüngsten Verleihung des „Young Woman in Public Affairs Award 2023“ (YWPA) des Zonta Clubs im Palais Hirsch Lügen gestraft. Zehn junge Frauen zwischen 16 und 19 Jahren, die sich für andere einsetzen und zwar, so Zonta-Präsidentin Petra Presser, auf eine herausragende Art und Weise. Sie bedeuten für die Welt einen Unterschied – zum Besseren hin.
Für den Schwetzinger Club war es die zwölfte Verleihung und Pressler – genau wie die YWPA-Verantwortliche Erika Ott – ließen keinen Zweifel an der Bedeutung aufkommen. Derzeit gibt es viele Gründe, mit nicht allzu viel Optimismus in die Zukunft zu blicken. Hier, im Palais Hirsch war keiner zu finden. Im Gegenteil, das Engagement, das sich hier zeigte, verlieh dem zarten Pflänzchen Zuversicht und einen ordentlichen Wachstumsschub.
Nach einem Auftakt mit dem Querflötenduo Lilja und Linea Nafe rief Pressler die Preisträgerinnen auf die Bühne. Zehn Schülerinnen von sechs Schulen versammelten sich und nahmen die Auszeichnung stolz in Empfang. Ausgezeichnet wird damit nicht nur „herausragendes soziales Engagement“, sondern auch internationales Verständnis und Kenntnisse zur Stellung der Frau im eigenen Land. Soziales Engagement finde ja nie im luftleeren Raum statt, sondern unter Bedingungen, die verstanden werden müssten, wenn das Tun Wirkung haben soll.
Stellvertretend für die anderen Ausgezeichneten erläuterte die Erstplatzierte Emilia Sauter vom Gymnasium Walldorf ihr Tun. Als Schülersprecherin habe sie gemeinsam mit anderen Schülern zahlreiche Projekte angestoßen. Besonders wichtig ist ihr die Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine. Den Menschen helfen, die es nicht so gut haben, das scheint ihr Leitstrahl zu sein. Sie bekam auch noch den dritten Platz auf der Ebene „Area 02“ von Zonta-Direktorin Carmen Nerding. In der Aera 02 ist ganz Baden-Württemberg mit seinen 25 Zonta Clubs mit 750 Mitgliedern zusammengefasst.
Den zweiten Preis des Zonta Clubs Schwetzingen bekam die Hebel-Schülerin Charlotte Conrad, die sich neben Nachhaltigkeitsthemen auch für ukrainische Schüler und ökonomisch weniger starke Menschen einsetzt. Auf die Frage warum, antwortete die junge Frau knapp: „Weil ich es kann und es hilft.“ Am Ende gilt, die zehn Preisträgerinnen sind ein Beleg dafür, dass die Jahrtausende alte abfällige Einschätzung bezüglich der Jugend keinerlei Gehalt hat.
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