Weihnachtsmarkt

Selbstversuch: Mit 10 Euro auf den Schwetzinger Weihnachtsmarkt – geht das?

Unsere Reporterin testet, ob auch ein kleiner Geldbetrag für großes (Genuss-)Vernügen auf dem kurfürstlichen Adventsmarkt sorgen kann.

Von 
Laura Kaltschmidt
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Und nach der Pfandrückgabe geht sogar noch eine süße Waffel. © Laura Kaltschmidt

Schwetzingen. Der süßliche Duft von gebrannten Mandeln und Crêpes krabbelt in die Nase, gefolgt von den appetitmachenden deftigen Aromen von Bratwürsten. Die fruchtig-zimtige Note des Glühweins wabert ebenfalls durch die Luft: Weihnachtsmarktzeit in Schwetzingen – einfach herrlich! Dazu Cris Reas „Driving home for Christmas“ oder Whams „Last Christmas“ aus den Lautsprecherboxen zwischen den illuminierten Zelten – der weihnachtlichen Stimmung kann sich kaum noch einer entziehen.

All das ist wunderschön – solange man es sich leisten kann. Die Inflation beschäftigt die Menschen. Die Preise steigen, auch die von Artikeln, die in den alltäglichen Grundbestand gehören. Vor allem stark betroffene Personengruppen wie Alleinerziehende, Arbeitssuchende, Rentner und Studierende beschäftigen sich derzeit mit der Frage, inwieweit das Geld noch für Freizeitaktivitäten wie den Besuch auf dem Weihnachtsmarkt reicht.

Laura Kaltschmidt möchte wissen: Wie weit kommt sie mit 10 Euro? © Laura Kaltschmidt

Ich selbst bin neben meiner Arbeit als freie Mitarbeiterin dieser Zeitung Studentin und habe mich deshalb einem Selbstversuch gewidmet und den kurfürstlichen Weihnachtsmarkt auf dem Schlossplatz in Schwetzingen und den Ehrenhof des Schlosses besucht. Dort traf ich Lilly Kaiser aus Hockenheim. Kaiser ist 21 Jahre alt und ebenfalls Studentin. „Selbstverständlich wirken sich die steigenden Preise auf den Alltag aus, man achtet eher darauf, ob man etwas wirklich dringend braucht“, erzählt sie. Auch bei ihrem Besuch auf den Weihnachtsmarkt versucht sie, auf vermeintlichen Luxus zu verzichten. „Wenn man etwas essen und trinken möchte und wirklich satt nach Hause geht, denke ich nicht, dass 10 Euro reichen“, ist sie der Ansicht. Eine schöne Herausforderung, der ich mich gerne stelle: 10 Euro für einen Weihnachtsmarktbesuch. Wie weit komme ich damit in Schwetzingen?

Mit 10 Euro auf den Schwetzinger Weihnachtsmarkt: Mandeln? Das ist nicht drin

Im Gespräch mit dem Schaustellerbetrieb Hell, welcher die typischen Weihnachtsmarkt-Süßigkeiten wie gebrannte Mandeln und Schokoküsse verkauft, erfahre ich vom Betreiber: „Als ich angefangen habe, waren es mal noch 2 Mark, die die Süßigkeiten gekostet haben, in der Hinsicht hat sich da natürlich sehr viel getan.“ Seit der Pandemie habe er allerdings keine Preiserhöhung gemacht. „In naher Zukunft wird das aber nicht zu umgehen sein. Alles wird teuerer.“ Er betont hierbei vor allem die Energiekosten für das Brennen der Mandeln und die kleinen Schritte, etwa, dass auch der Zucker erheblich teurer wurde. 100 Gramm gebrannte Mandeln kosten derzeit 3,50 Euro.

Weihnachtsmarkt

Öffnungszeiten des Kunsthandwerkermarktes im Schloss Ehrenhof: Donnerstag und Freitag, 17 bis 21 Uhr, Samstag und Sonntag, 12 bis 21 Uhr. Auf dem Schlossplatz: Donnerstag und Freitag, 17 bis 21.30 Uhr, Samstag und Sonntag, 12 bis 21.30 Uhr. Tipp: An allen Adventssamstagen sind die Geschäfte bis 18 Uhr geöffnet und kostenloses Parken ist möglich.

Es gibt wieder neue Aussteller, unter anderem: der LeoClub, der Straußenhof Walldorf, SCG Schwetzingen, Tischmacher Weine, C.C. Grün-Weiss Oftersheim, DLRG, Kurt-Waibel-Schule und Ehrhart-Schott-Schule Schwetzingen.

In Anbetracht meines knappen Budgets verzichte ich an diesem Abend auf die Leckerei. Stattdessen entscheide ich mich, mit einem Glühwein und einer Bratwurst zu starten. Auf meiner Suche nach einem möglichst günstigen Abendessen fallen mir vereinzelt Schilder auf, bei denen ursprüngliche Preise überklebt wurden. Dirk Schuster, ebenfalls Besucher auf dem Weihnachtsmarkt, konstatiert: „Ich hätte einen höheren Preisanstieg erwartet.“ Es sei nicht erheblich teurer als in vergangenen Jahren. „Ich denke aber, dass es sich im nächsten Jahr stärker zeigen wird. Das Essen muss zwangsläufig teurer werden, wenn die einzelnen Produkte deutlich mehr kosten.“ Auf ausgefallene Luxus-Leckereien, wie vegane Falafel-Wraps für 7 Euro oder Pulled Pork Fries muss ich wohl verzichten. Eine Tasse Glühwein (200 Milliliter) kostet mich 3,50 Euro und 2 Euro Pfand. Mit der Bratwurst im Brötchen für 4,50 Euro bleiben also noch 50 Cent übrig. Für 50 Cent finde ich nichts auf dem Schlossplatz. Ich muss also erst den Glühwein leer trinken und die Tasse wieder gegen das Pfand abgeben, um dann mit 2,50 Euro in der Tasche weitere Vergnügungen zu unternehmen. Ein zweiter Glühwein ist nicht drin. Auch bei deftigen Genussfreuden wird es eng – ganz zu schweigen von Schönem auf dem Handwerkermarkt im Ehrenhof. Eine letzte Möglichkeit bleibt mir: Ein Verein verkauft Waffeln mit Puderzucker für 2 Euro – na also: Süßes geht immer!

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Nachdem ich mir diese habe schmecken lassen, stelle ich überrascht fest: Ich hatte einen schönen Abend auf dem Weihnachtsmarkt verbracht – mit 9,50 Euro. Damit habe ich die Herausforderung gemeistert, bedauere aber, dass es nicht für einen Crêpe oder einen zweiten Glühwein gereicht hat und ich nach wenigen Stunden schon wieder Appetit hatte. Letztendlich gilt es, selbst zu entscheiden, wofür man sein Geld nutzen möchte.

Glühwein und Bratwurst sind drin – für 9,50 Euro (inklusive Pfand). © Laura Kaltschmidt

Mit 10 Euro auf den Schwetzinger Weihnachtsmarkt: Das Miteinander zählt

Ein schöner Abend lässt sich allemal auf dem kurfürstlichen Weihnachtsmarkt verbringen – selbst wenn man „nur“ bei einer Tasse Glühwein das Flair aufsaugt, mit Menschen ins Gespräch kommt und einfach eine schöne Tradition pflegt. Denn Weihnachtsmärkte sind keine Selbstverständlichkeit. Es steckt nicht nur eine Menge Organisation dahinter, sondern auch viele Helfer, die hier – gerade auch bei Vereinen und Institutionen ehrenamtlich – vier Tage verbringen, um anderen eine Freude zu bereiten.

Daher werde ich auch an diesem Wochenende den Weihnachtsmarkt besuchen – diesen Donnerstag um 17 Uhr geht’s los!

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