Das Jubiläumsjahr „Carl Theodor – 300 Jahre seit seiner Geburt“ wurde in Schwetzingen mit vielfältigen Veranstaltungen gefeiert. Zu diesem besonderen Anlass gab es im städtischen Museum Karl-Wörn-Haus die Ausstellung „CabineT 1724-2024“, die am Dreikönigstag zu Ende ging.
Zur Finissage hatte das Museum die Historikerin Dr. Charlotte Glück, Leiterin des Stadtmuseums Zweibrücken, eingeladen, um die Zeit nach dem Tod des bayerischen Kurfürsten Max III. Joseph 1777 zu beleuchten. Der Vortrag mit dem Titel „Die ungeduldigen Erben – die Pfalzgrafen aus dem Hause Pfalz-Zweibrücken“ stieß vonseiten der Bevölkerung auf großes Interesse. Das freute Museumsleiter Lars Maurer, der die Referentin als Expertin auf diesem Gebiet vorstellte.
Sogar der Kurfürst höchstpersönlich und Mitglieder des Hofstaats waren gekommen, um den Gast und die Besucher willkommen zu heißen. Und Oberbürgermeister Matthias Steffan hob hervor, dass er beeindruckt sei, wie viele Menschen sich für die Zeit Carl Theodors interessiert hätten. Die Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr verstehe er als Impuls, sich auch in Zukunft mit der Geschichte der Stadt auseinanderzusetzen. Er schätze es sehr, dass Dr. Charlotte Glück nach Schwetzingen gekommen sei, „um uns mehr über die Pfalzgrafen aus dem Hause Pfalz-Zweibrücken zu erzählen“.
Gegliedert in fünf Abschnitten ließ die Referentin in ihrem Vortrag die Zeit der Zweibrücker Pfalzgrafen mit allen Höhen und Tiefen lebendig werden. Anhand von eingeblendeten Dokumenten, Gemälden und Grafiken konnten sich die Zuhörer ein Bild über ihr Wirken in die Zeitläufe hinein auf ganz unterschiedliche Art und Weise einordnen, darunter den Hausvertrag von Pavia aus dem Jahr 1329, der im 18. Jahrhundert erneuert wurde, die Persönlichkeit des Herzogs Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken (1722-1775) sowie die des Pfalzgrafen Friedrich Michael von Pfalz-Birkenfeld-Rappolstein (1724-1767).
Blick zurück zu den Wittelsbachern
Letzterer stand in der Zweibrücker Geschichtsschreibung im Schatten seines älteren Bruders Christian, so die Referentin. Bedingt durch die nicht standesgemäße Ehe Christians wurde Friedrich Michael zum Ahnherr aller heute lebenden Wittelsbacher. Benannt ist das Haus nach der Burg Wittelsbach, dem Stammsitz im 12. Jahrhundert. Charlotte Glück blendete auch das Bild einer riesengroßen Eiche ein, die den Stammbaum der Herrscherfamilie der Wittelsbacher darstellt – mit seinen ganzen Ästen und Zweigen, beginnend bei Otto von Wittelsbach bis hin zur Geburt des Prinzen Luitpold, des späteren Prinzregenten, im Jahre 1821.
Weitere Bilder evozierten prägende Stationen im Leben der Pfalzgrafen wie das Zweibrücker Schloss, auf dem Friedrich Michael seine Jugend verbrachte, ein Ölgemälde, der ihn als jungen attraktiven Mann darstellte, das Bild seiner Mutter, Herzogin Karoline von Pfalz-Zweibrücken, ein Kupferstich der Pfalzgräfin Maria Franziska Dorothea von Pfalz-Sulzbach (1724-1794), seiner untreuen Ehefrau und Schwester der Kurfürstin Elisabeth Auguste, ein Ölgemälde der Pfalzgräfin Maria Ana, Tochter Friedrich Michaels und Urgroßmutter der Kaiserin Elisabeth von Österreich („Sisi“), und schließlich das Porträt des Kurfürstenpaars Leopoldine und Carl Theodor.
Um diese Gemälde herum erfuhren die Anwesenden, dass Friedrich Michaels Söhne, Karl August (1746- 1795) und Maximilian Joseph (1756- 1825), sich die Erbfolge im Hause Wittelsbach sicherten, da der regierende Herzog Christian IV. nur Kinder aus seiner morganatischen Ehe hatte – also aus einer Ehe, die nicht standesgemäß war. Durch Max Joseph wurde Friedrich Michael zum Stammvater des bayerischen Königshauses.
„Carl Theodor war es nicht in die Wiege gelegt, dass er einmal einer der bedeutendsten Herrscher des 18. Jahrhunderts wird“, stellte die Referentin den Bezug zu Schwetzingen her, „stammte er doch aus einer eher unbedeutenden Nebenlinie des Hauses Wittelsbach. Erst eine unglückliche Verkettung von Todesfällen brachte ihn an die Macht.“ Leider blieb seine Ehe mit Elisabeth Auguste kinderlos. Damit waren die Zweibrücker Verwandten, Christian IV. und Friedrich Michael, seine Thronfolger. Als Elisabeth Auguste 1794 starb, heiratete der inzwischen 70-jährige Carl Theodor die habsburgische Erzherzogin Maria Leopoldine (1776-1848) in der Hoffnung auf einen ehelichen Sohn. Doch auch dieser Traum erfüllte sich nicht. Nach seinem Tod 1799 bestieg Pfalzgraf Maximilian Joseph den bayerischen Kurstuhl, 1806 wurde er von Napoleons Gnaden zum König erhöht.
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