Im Interview - Weihua Wang will bei der „Miss Germany“-Wahl mehr Menschen für ihre Visionen begeistern / Passen Politik und Wettbewerb überhaupt zusammen?

Sie nimmt teil, um etwas zu verändern

Von 
Janina Hardung
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Weihua Wang steht hinter dem neuen Konzept bei „Miss Germany“ – sie will die Stimme der Vernunft sein. © Dick

Schwetzingen. Weihua Wang ist eine Macherin – und dafür nutzt sie ziemlich viele Plattformen. Unter anderem war die 26-jährige Schwetzinger Stadträtin bei den Grünen, hat für den Landtag kandidiert und einen eigenen Podcast ins Leben gerufen. Jetzt will sie noch mehr Menschen erreichen – und hat sich dafür bei dem Wettbewerb „Miss Germany“ beworben. Dort steht sie schon unter den Top 5 aus Baden-Württemberg. Im Interview erzählt sie, warum sie sich beworben hat, was sie verändern will und womit sie überzeugen will.

Frau Wang, Wie kamen Sie auf die Idee, bei „Miss Germany“ mitzumachen?

Weihua Wang: Ich glaube, es war eine Instagram Werbung, bin mir aber nicht mehr sicher. Beworben hatte ich mich nämlich im vergangen Jahr – allerdings einen Tag zu spät. Und dieses Jahr hatte ich mich nach der Landtagskandidatur dagegen entschieden, aber dann überraschend die Info bekommen, dass ich weiter bin, weil meine damalige Bewerbung für dieses Jahr berücksichtigt wurde.

Also haben Sie nicht lange überlegt?

Wang: Nein, weil sich das neue Konzept auf Charakter, Persönlichkeit und Authentizität fokussiert mit Powerfrauen, die sich gegenseitig bestärken und auf gesellschaftliche Themen aufmerksam machen. Die Neuausrichtung kommt jetzt im zweiten Jahr noch stärker heraus und ich freue mich, Teil dieser Gruppe von inspirierenden und schönen Frauen sein zu dürfen.

Passt Politik und ein solches Format überhaupt zusammen?

Wang: Diesen Gedanken hatte ich auch kurz und wurde von ein paar Bekannten auch angesprochen. Aber wer sich mit dem neuen Konzept auseinandergesetzt hat, wird keinen Konflikt sehen. Am Ende müssen ja auch Menschen mitmachen, die diese Idee dahinter prägen und umsetzen. Und das ist ähnlich wie in der Politik. Da sagen sich auch einige: „Ach, ich kann doch alleine eh nichts verändern“ oder „Mir passen aber nicht alle Themen davon, dann mache ich lieber gar nicht mit“. Aber ich denke hier anders. Wenn du nicht mitmachst, dann kannst du nichts verändern. Und wenn du Teil davon bist, kannst du es mitgestalten. Man muss auch bereit sein, klein anzufangen. Deshalb setze ich mich auch bei „Miss Germany“ für mein Herzensthema des gesellschaftlichen Zusammenhalts ein, was auch schon mein Leitthema für die Landtagskandidatur war. Durch verkürzte Debatten auf Social Media entsteht leicht das Gefühl bei vielen, es geht um Männer gegen Frauen, Alt gegen Jung – und die Parteien feinden sich sowieso die ganze Zeit an. Zwischen den vielen radikalen Stimmen möchte ich gerne eine Stimme der Vernunft sein. So sehe ich auch die Rolle der neuen „Miss Germany“.

Was sind die nächsten Schritte?

Wang: Als Top 10 wurden wir bereits für einen Tag zu den sogenannten Live Experiences nach Hamburg eingeladen. Durch das Onlinevoting der vergangenen Wochen sind wir jetzt nur noch zu fünft. Ende Oktober wird „Miss Germany“ zusammen mit Cosmopolitan die Top 2 pro Bundesland auswählen, die dann Ende November noch mal zu einem „Empowerment Day“ eingeladen werden. Mitte Dezember wird die „Miss Bundesland“ gekürt. Ende Januar, Anfang Februar war vorgesehen, dass wir zwei Wochen in einem Camp sind und Workshops zu Social Media und vielem mehr bekommen – aber das ist jetzt auch von der Corona-Entwicklung abhängig. Im Anschluss ist das Finale im Europa-Park in Rust für Samstag, 27. Februar, angesetzt.

Mit dem neuen Konzept sollen sich Frauen gegenseitig bestärken. Trotzdem ist es aber ein Wettbewerb. Wie nehmen Sie die Stimmung wahr?

Wang: Natürlich kann am Ende nur eine „Miss Germany“ werden. Aber wer mit einem Konkurrenzgedanken reingeht, der hat das Konzept nicht verstanden. Es sind wirklich so viele tolle Frauen unter den aktuell Top 80 dabei, die ich bewundere. Und auch ich habe selbst positive Rückmeldungen von anderen Kandidatinnen erhalten, die sie sich mit meinen Themen identifizieren konnten.

Was ist Ihr Talent, wenn Sie auf der Bühne stehen?

Wang: So eine Runde gibt es bis jetzt noch nicht. Vielleicht kommt das noch, „Miss Germany“ überlegt sich auch jedes Jahr etwas Neues. Für mich ist das aber kein Talentwettbewerb – ich möchte Themen setzen, gerne auch kreativ, zum Beispiel durch einen Corona-Song, den ich geschrieben habe. Aber am Ende geht es mir immer um mein übergeordnetes Thema: Wie können wir in der Gesellschaft Einheit in Vielfalt erreichen? Ich bin aber nicht nur eine Visionärin, sondern auch eine Macherin und ich schaue mir an, was ich konkret tun kann. Mit meinen Projekten – wie dem Integrationsprojekt „MyBuddy“ oder meinem Podcast Society 5.0 – habe ich angefangen, meine Ideen in Projekte zu gießen. Das macht mir viel Spaß und ich bekomme auch Zuspruch für die Relevanz dieser Themen.

Sitzen in der Jury nur Frauen?

Wang: Nein, weil die Miss Germany Corporation mit Max Klemmer einen jungen Geschäftsführer hat, der das neue Konzept überhaupt erst auf den Weg gebracht hat. Und ich finde es unglaublich wichtig, dass nicht nur Frauen sich gegenseitig fördern, sondern dass auch Männer Frauen und Frauen Männer unterstützen. Denn mit einem neuen Frauenbild schaffen wir automatisch auch ein neues Männerbild.

Gesetz den Fall Sie gewinnen: Was ist das Ziel mit diesem Titel?

Wang: Die Reichweite würde ich für meine Projekte und somit zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes nutzen. Ich hoffe auf dem Weg noch mehr Unterstützer zu finden, so dass wir eine bessere „Society 5.0“ der Zukunft gestalten können. Ich würde gerne die Reichweite für meine Projekte nutzen. Beispielsweise für die Debatten in meinem Podcast. Ich bekomme schon positive Rückmeldung, aber momentan ist die Reichweite noch begrenzt. Man muss die Menschen erst mal dazu bekommen reinzuhören.

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Schwetzingen: "Miss Germany"-Kandidatin Weihua Wang stellt sich vor

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Zur Person: Weihua Wang

  • Weihua Wang ist 26 Jahre alt, gebürtig aus China und im Alter von acht Jahren durch ein Medizinstipendium ihres Vaters nach Deutschland gekommen. Jetzt lebt sie in Schwetzingen.
  • 2014 bis 2019 war sie jüngste Stadträtin bei den Grünen in Schwetzingen. In ihrer Amtszeit war unter anderem eine stärkere Beteiligung von jungen Menschen an politischen Prozessen ein Herzensanliegen von ihr.
  • Außerdem vertrat sie 2018 als Jugenddelegierte von Deutschland für den Europarat die Stimme der jungen Generation in Straßburg.
  • In diesem Jahr hatte sie sich zudem als Landtagskandidatin für die Grünen aufstellen lassen – die Mehrheit stimmte allerdings für Dr. Andre Baumann. nina

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