Mozartfest

Simply Quartet begeistert beim Schwetzinger Mozartfest mit Kammermusikinterpretation

Das Simply Quartet brillierte beim Mozartfest mit herausragender Interpretation von Mozart, Haydn und Mendelssohn, beeindruckte mit feiner Nuancierung und Leidenschaft.

Von 
Maria Herlo
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Erstklassig: das Simply Quartet. © Roland Unger

Schwetzingen. Was das vorletzte Mozartfest-Wochenende zum Erlebnis machte, war die exzeptionelle interpretatorische Qualität des Simply Quartets, eines der aufregendsten und mit vielen Preisen bedachten jungen Kammermusik-Ensembles der Gegenwart.

Schon bei Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 – 1791) Streichquartett B-Dur KV 458 setzten die vier Musiker – Danfeng Shen, Violine, Antonia Rankersberger, Violine, Xiang Lyu, Viola, und Ivan Valentin Hollup Roald, Violoncello – auf dem Podium im Jagdsaal vor fast vollen Stuhlreihen zu Höhenflügen an. An ihnen bewegte die unglaubliche Freiheit und Vielfarbigkeit ihres Zusammenspiels, die Frische, mit der sie das Haydn gewidmete Streichquartett Klang werden ließen, die zarte Melancholie und die Kühnheit, welche sie darin freilegten. Vier starke musikalische Persönlichkeiten kamen hier zusammen und bildeten gemeinsam einen Organismus voller Leben. Die risikofreudige Interpretation zeigte den innovativen Charakter der Musik und es gab Momente, insbesondere im dritten Satz, im Adagio, wo die Klänge Schwerelosigkeit erhielten. Dass man der Komposition den Beinamen „Jagdquartett“ gab, findet seine Rechtfertigung im Hauptthema des ersten Satzes mit seinen jagdhornartigen Klängen und in dessen „galoppierendem“ Sechsachteltakt. Da Mozart im Streichquartett über keine Hörner verfügte, erzeugte er diesen Klang mit den Streichern. So eröffneten die Geigen das Streichquartett mit einem Hornruf, den die Bratsche aufnahm und kraftvoll ausarbeitete. Es folgte eine entzückende Pastorale voller klanglicher Wärme, auf die sich später ein melancholischer Schatten der Tonart f-Moll legte. Hier offenbarte der Primarius eine zerbrechliche Zartheit, die man kaum rührender spielen kann. Im ausgelassenen Finale, dem Allegro, spürten die Interpreten den feinen Nuancen von Mozarts Hauptthema bis in die letzten Takte akribisch nach.

Solch nuanciertes Artikulieren setzte sich in Joseph Haydns (1732 – 1809) spätem B-Dur-Quartett op. 77 Nr. 1 (Hob. III:81) fort. Das ursprünglich in Shanghai gegründete und am Joseph-Haydn-Institut der Universität für darstellende Kunst in Wien ausgebildete Simply Quartet, förderte den ganzen Reichtum von Haydns Komposition zutage. Wie feinhörig erklang das Adagio, wie temperamentvoll das Menuett! Im Adagio formten sie einen wunderbar innigen Klang, aus dem sich ein zärtliches Duett von Geige und Cello entspann. Als Kontrast dazu erklang das anschließende leidenschaftliche Presto mit Forte-Attacken, wo der erste Geiger Danfeng Shen und seine Mitstreiter eine ansteckende Spielfreude versprühen. Dass Danfeng Shen, Antonia Rankersberger, Xiang Lyu und Ivan Valentin Hollup Roald auch anders können, zeigte Felix Mendelssohn Bartholdys (1809 – 1847) Streichquartett Nr. 6 f-Moll op 80. In diesem „Requiem für Fanny“, das Mendelssohn auf den Tod der geliebten Schwester geschrieben hat, machten die vier Musiker hörbar, welche Abgründe Mendelssohn aufreißt. Das Werk, dem die romantische Ästhetik innewohnt, stellt ein bis dahin weitreichenden Bruch mit den Formvorgaben des klassischen Streichquartetts dar. Somit ging es hier nicht mehr um das klassische Ebenmaß, sondern um den dramatischen Charakter der Komposition.

Das Simply Quartet nutzte seine technische Perfektion und seine minuziöse Vorbereitung, um voller Leidenschaft in die emotionalen Tiefenschichten von Mendelssohns Musik einzudringen. Diese edle Klangkultur, die mit Sicherheit auf dem hohen technischen Niveau aller vier Mitglieder des Ensembles beruht, würdigte das Publikum mit viel Applaus.

Freie Autorin

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