Schwetzingen. Man könnte kurz skeptisch werden. Konsum und Kunst oder noch deutlicher schnöder Mammon und Kultur – geht das zusammen? Wahrscheinlich nicht immer, aber in der kurfürstlichen Residenz als Teil der Schwetzinger Kunstpromenade lautet das Urteil: „Geht sehr wohl zusammen.“ Denn hier ist die Kultur nicht schmückendes Beiwerk, sondern das Eigentliche. In Geschäften, Museen und Kirchen, zusammen fast 40 Institutionen, stellten gestern Abend verschiedenste Künstler ihre Werke aus und verwandelten die Stadt bis fast Mitternacht in eine Art glitzernde Catwalk der Kunst. Einkaufen in Schwetzingen, so Sabine Fischer aus Mannheim, sei „eh immer schön“. Die Kunst sei hier nun das perfekte Sahnehäubchen.
Es ist das zweite Mal, dass das Stadtmarketing Schwetzingen (SMS) diese Kunstpromenade auf die Beine stellt und, um es gleich vorwegzunehmen, sie gehört unbedingt in den kurfürstlichen Traditionsbestand, auch wenn es erst die zweite Veranstaltung ist. Die Kunst, die Musik und alle Arten von Installationen, so sagt es Kristin Honikel, hätten eine verzaubernde Wirkung. Sie ist mit ihrem Mann extra aus Altrip angereist, um diese Kunstpromenade zu erleben. Und sie wurde nicht enttäuscht. Schon nach den ersten beiden Geschäften befand sich ein Kunstwerk in ihrem Besitz. Es machte fast etwas Angst, denn es kämen ja noch so viele Kunstwerke.
Wahrer Wohlfühlraum in Schwetzingen
Der Catwalk der Kunst reichte von der Carl-Theodor-Straße, der Friedrichstraße und der Herzogstraße über die Mannheimer Straße und die Kleinen Planken bis zur Dreikönigstraße, Hebelstraße und Kronenstraße. Es ist nicht übertrieben, das Herz der Stadt schlug gestern durch und für die Kunst. Abstrakte und figürliche Bilder, Skulpturen aus Holz, Bronze und Keramik, dazu kleine musikalische Gigs und kleine kulinarische Köstlichkeiten schufen zusammen einen wahren Wohlfühlraum. Sogar dem 15-jährigen Lukas, der sonst nicht so wirklich gerne mit seinen Eltern einkaufen geht, zeigte sich versöhnt. Einiges hier sei schon cool. Eine Einschätzung, die nicht wenige Besucher teilten.
Auch Geschäfteinhaber wie Anna Becker von „frjor“ zeigten sich von der Aktion begeistert. So gehe lebendige Stadt. Und Inge Bien erklärte, dass die Kunst den Rhythmus verlangsame. „Die Menschen scheinen etwas langsamer zu gehen und sich mehr Zeit für das Erleben zu nehmen.“ Das Leben, das offenbarte sich einmal mehr, hat viel mit Kultur zu tun. Der Ökonom und Sozialphilosoph Wilhelm Röbke, einer der Väter der Sozialen Marktwirtschaft formulierte es in den 1950er Jahren so: „Die Zentren des Lebens finden sich an den Rändern des Marktes.“
In Schwetzingen verbanden sich Markt und Ränder aufs Schönste.
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