Während zehn Kilometer entfernt der „Große Preis von Deutschland“ auf der Formel-1-Rennstrecke in Hockenheim startete, wurde beim Reiterverein Schwetzingen der „Große Preis der Stadt Schwetzingen“ als Höhepunkt und Abschluss des fünftägigen Reitturniers verliehen. Pünktlich zur letzten und spannendsten Prüfung, dem S-Springen mit zwei Sternen, öffneten sich die Schleusen von oben. Was auf der Rennstrecke zusätzliche Spannung verleiht, erschwert die Bedingungen für Pferd und Reiter. Doch Zwei- und Vierbeiner trotzten dem Regen.
Auf der Schwetzinger Reitanlage drängten sich zahlreiche Zuschauer unter die Zelte, die Protagonisten auf dem Platz schützten sich zum Teil mit Regenponchos. 24 Paare konkurrierten um den „Großen Preis“ und mussten den über 500 Meter langen Parcours mit 13 Sprüngen in höchstens 88 Sekunden bestenfalls fehlerfrei schaffen. Sieben Paaren, darunter Maximilian Weißbrod vom PSG Winterheck-Walldorf mit „Ekhart“, gelang der fehlerfreie Einzug ins Stechen, bei der die Reihenfolge und der Aufbau des Parcours geändert wurden und „viele knifflige Aufgaben“, wie Sprecher Hermann Heidenreich befand, die Gespanne erwarteten. Tatsächlich überstand keines der Paare das Stechen fehlerfrei. Oft fiel wie im Fall von Verena Kölz und „Landor“ die allerletzte Stange. Kölz vom RA SV Leingarten durfte sich dennoch über einen verdienten zweiten Platz freuen. Erste wurde die Jüngste und in dieser Prüfung Schnellste: Die erst 17-jährige Britt Roth mit „Thekla-Carola“ sausten in nur 42 Sekunden durch das Ziel. Bei der anschließenden Siegerehrung räumte das pfälzische Ausnahmetalent mit der Wetter-Problematik auf: „Egal ob es regnet oder heiß ist, wir kommen immer sehr gerne hierher und fühlen uns sehr wohl“, richtete sie ein Kompliment an die Ausrichter. Der Vorsitzende des gastgebenden Vereins, Achim Fuchs, nimmt die positive Resonanz mit großer Freude auf: „Ich freue mich über viele gute Ergebnisse von unseren Reitern und Pferden und über unsere treuen Zuschauer, die sich Jahr für Jahr auf unserem Turnier, das einen familiäreren Rahmen hat als andere, wohlfühlen – obwohl uns das Wetter diesmal nicht verwöhnt hat“, so Fuchs. Die Hauptsache sei für ihn, dass jedes Pferd und jeder Reiter gesund und munter wieder abreisen. „Auch unsere Reiterparty verlief friedlich“, erzählt er. Am Samstag habe man dort gemütlich bis 2 Uhr nachts gefeiert.
Sonderpreis für schönsten Stil
„Es ist einfach schön anzuschauen, vor allem natürlich das S-Springen um den ,Großen Preis‘“, befand Zuschauerin Mareike Wangler aus Schwetzingen. „Das Turnier findet im kleinen Rahmen statt, ist aber jedes Jahr wirklich gut organisiert“, stimmte Axinja Kirmis dem Lob zu.
Erstmals wurde neben dem „Großen Preis“ in Höhe von 5000 Euro ein Sonderpreis verliehen: Denn neben der Technik und der Zeit müsse auch die Ästhetik honoriert werden, findet Achim Fuchs. Von dem langjährigen Unterstützer Piaggio Center Eder aus Mannheim wurde ein Fahrrad für den stilistisch schönsten Ritt an Richard Vogel übergeben, der es mit einem Fehlerpunkt nur knapp nicht ins Stechen schaffte.
Zu dem lachenden gesellte sich jedoch auch ein weinendes Auge bei diesem Turnier. Der langjährige Richter Bodo Pelz wurde offiziell in den Ruhestand verabschiedet. „Das ist für mich schon emotional und ziemlich hart“, gestand der fast 80-jährige Pelz. „Viele der Reiter, die hier antreten, kenne ich von klein auf, habe sie als Kind das erste Mal im Sattel gesehen und sehe sie nun als Erwachsene im S-Springen.“ Besonders mit dem Reitverein Schwetzingen verbinde er viel, sagte der ehemalige aktive Reiter, Reitlehrer und Richter, der mit Frau Elvira in Landau wohnt. „Das ist ein besonderer Verein, hier hat es untereinander wirklich immer harmoniert.“ Mit Pelz verabschiede man einen „überragenden Fachmann“, der sich vor allem durch Menschlichkeit und immer gute Laune auszeichne, so der Verein. Seine Dernière als Richter und Ansager hatte Pelz bei den jüngsten Teilnehmern, die kurz vor dem S-Springen in bezaubernden Kostümen ihr Können auf ihren Ponys präsentieren. „Wir brauchen den Nachwuchs“, betonte Pelz und ließ die fünf Mädchen, die sich und ihre Ponys als Indianer, Einhorn, Eisprinzessin und Flamingo verkleidet haben, die erste Stufe der Reiterei zeigen. Das Wichtigste sei der Spaß am Reiten, so Pelz, nur dann könne sich irgendwann auf Turnieren mit anderen gemessen werden. Und einer der ersten Anlaufstellen für Amateurreiter ist und bleibt die Reitanlage Schwetzingen.
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Stilspringprüfung Klasse M*; 1. Abteilung: 1. Julia ...
Stilspringprüfung Klasse M*; 1. Abteilung: 1. Julia Kohler/Gestri (RV Eppelheim) 8,5; 4. Michelle Martellani/Quitte (RV Eppelheim) 8,0; 2. Abteilung: 1. Theresa Volckmann/Fortuno (RG Mannheim-Neckarau) 8,8, 2. Katja Schrotz/Florentina (RV Eppelheim) 8,6, 3. Julia Schwab/Cartaya (RFV 1952 Schwetzingen) 8,4;
Springprüfung Klasse S* letzte Chance: 1. Günter Treiber/Ferstlhofs Dollar Dream (RV Eppelheim) 63,74, 2. Gregory Wiegand/Webster K (RV Eppelheim) 66,62, 3. Bernd Herbert/Conjack (RFV Viernheim) 67,73;
Pony Führzügel-WB mit Kostüm: 1. Pia Machauer/Fee of Spirit (RFV Oberhausen 1929) 8,0; Schönstes Kostüm: Hailey Wittrowski/Frankenhoes Samanah (RFV Sinsheim) als Flamingo.
Springprüfung Klasse S mit Stechen**: 1. Britt Roth/Thekla-Carola (RFV Zeiskam) im Stechen 4FP/42,64 Sek., 2. Verena Kölz/Landor (RA SV Leingarten), 4 FP/46,41. oc
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