Im Gespräch

Tetzlaff Quartett bei den SWR Festspielen in Schwetzingen: Bereit, ganz neu zu hören

Das Tetzlaff Quartett sollte in dieser Woche bei den Schwetzinger SWR-Festspielen drei Auftritte absolvieren. Aufgrund der Erkrankung eines Ensemblemitglieds gibt es nur ein Konzert. Wir sprachen vorab mit Elisabeth Kufferath.

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Janine Ak
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Tetzlaff Quartett mit Elisabeth Kufferath (r.), die unsere Interviewfragen beantwortete, gestaltet die Matinee am Sonntag. © Giorgia Bertazzi

Schwetzingen. Sie sind auf den großen internationalen Konzertpodien zu Hause: Die Geschwister Christian (Violine) und Tanja Tetzlaff (Cello), Elisabeth Kufferath (Violine) und Hanna Weinmeister (Bratsche) bilden seit 30 Jahren das Tetzlaff Quartett. Bei den Schwetzinger Festspielen waren sie ursprünglich für drei Konzerte vorgesehen. Zwei Auftritte müssen nun wegen der Corona-Erkrankung eines Ensemble-Mitglieds kurzfristig abgesagt werden: Am 4. Mai springt dafür das Leonkoro Quartett ein, am 5. Mai Quatuor Diotima. Das Konzert des Tetzlaff Quartetts am Sonntag, 7. Mai, 11 Uhr im Mozartsaal soll wie geplant stattfinden. Wir haben vorab mit Elisabeth Kufferath gesprochen.

Programmänderungen bei den SWR Festspielen

  • Das Tetzlaff Quartett muss wegen einer Corona-Erkrankung im Ensemble seine ersten beiden Konzerte am Donnerstag, 4. Mai, und Freitag, 5. Mai, krankheitsbedingt absagen. Das dritte Konzert mit dem Tetzlaff Quartett am Sonntag, 7. Mai, soll wie geplant stattfinden.
  • Für das Konzert am Donnerstag, 4. Mai, 19.30 Uhr, im Mozartsaal konnte das Leonkoro Quartet gewonnen werden. Dieses Ensemble ist eines der aufregendsten jungen Streichquartette unserer Zeit und gibt sein Debüt bei den Schwetzinger SWR Festspielen. Das geänderte Konzertprogramm besteht aus dem Langsamen Satz von Anton Webern, Joseph Haydns Streichquartett in C-Dur, op. 33 Nr. 3 und Ludwig van Beethovens Streichquartett op. 130 ohne die Große Fuge.
  • Am Freitag, 5. Mai, 19.30 Uhr (Einführung 18.30 Uhr Jagdsaal), im Mozartsaal übernimmt das dem Schwetzinger Publikum wohlbekannte Quatuor Diotima den Part des Tetzlaff Quartetts. Die Solistin Sarah Maria Sun (Sopran) sowie das Programm mit Franz Schuberts „Der Tod und das Mädchen“ op. 7 Nr. 3 D 531, Bearbeitung für Singstimme und Streichquartett, Franz Schubert Streichquartett Nr. 14 d-Moll D 810 „Der Tod und das Mädchen“, Arnold Schönberg Streichquartett Nr. 2 fis-Moll mit Sopran op. 10 bleiben unverändert.
  • Bereits gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit.
  • Sonntag, 7. Mai, 11 Uhr, Mozartsaal: Streichquartett Matinée it dem Tetzlaff Quartett; Programm: Arnold Schönberg Streichquartett Nr. 1 d-Moll op. 7, Anton Webern Fünf Sätze für Streichquartett op. 5, Johannes Brahms Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 51.
  • Karten gibt es im SZ-Kundenforum in Schwetzingen und unter Tickets sind beim SWR Classic Service und an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich, Telefon 07221/30 01 00 (von 10 bis 16 Uhr), www.swrclassicservice.de, Bestellung per E-Mail: swrclassic@swrservice.de
  • Für Jugendliche bieten die SWR Festspiele erstmals Last-Minute-Tickets für 10 Euro an. Sie sind eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn an der Abendkasse erhältlich. Ob Karten zur Verfügung stehen, kann über die Nummer 07221/92 92 42 00 abgefragt werden.

Frau Kufferath, Sie sind seit seiner Gründung 1992 Mitglied des Tetzlaff-Quartetts. Wie hat es sich seitdem entwickelt?

Elisabeth Kufferath: Wir haben 1992 zum ersten Mal zusammen gespielt, damals haben wir uns bei einem kleinen Festival in der Steiermark eine Woche zusammengetan, um das erste Schönberg-Quartett zu lernen und aufzuführen. Und dieser Stil ist uns eigen geblieben: Wir spielen die Musik, die uns besonders viel bedeutet und sind in der glücklichen Position, uns das erlauben zu können. Jeder von uns hat auch ein eigenes volles Berufsleben, und wir haben immer aus Leidenschaft und Liebe fürs Quartettspielen zusammen gespielt, ohne davon wirtschaftlich abhängig zu sein. Obwohl wir immer nur phasenweise als Quartett zusammen waren, normalerweise zwei Tourneen pro Saison spielen, sind wir doch unglaublich in den 30 Jahren gemeinsam und aneinandergewachsen - und auch als Freunde durch dick und dünn zusammen gegangen.

Alle Mitglieder gehen abseits des Quartetts ihre eigenen musikalischen Wege als begehrte Solisten und Hochschullehrer. Wie finden Sie im Quartett zueinander?

Kufferath: Ich glaube, dass wir einander sehr respektieren und jede Meinung im Quartett wirklich gehört wird. Die Erfahrungen, die jeder für sich macht, bringt er zum Quartett. Dazu kommt, dass wir experimentierfreudig sind und auch bei Stücken, die wir viel gespielt haben, immer wieder bereit sind, ganz neu zu hören und Gewohntes über den Haufen zu werfen.

Das Leonkoro Quartett tritt am Donnerstag, 4. Mai, auf. © Nikolaj Lund

Das Tetzlaff Quartett ist auf allen großen internationalen Konzertpodien zu Hause. Was ist das Besondere an Schwetzingen?

Kufferath: Schwetzingen ist ein wunderschöner Festival-Ort mit seinen atmosphärischen Konzertsälen und dem herrlichen Schlosspark. Die Programme sind faszinierend und klug durchdacht. Und natürlich ist es schön für uns, mehrere Tage an einem Ort zu sein und uns mit drei verschiedenen Programmen präsentieren zu dürfen.

Christian Tetzlaff, Hanna Weinmeister und Sie selbst spielen moderne Instrumente von Peter Greiner. Was macht diesen Geigenbauer so besonders?

Kufferath: Peter baut fantastisch klingende, wunderschöne Instrumente. Christian und ich spielen sogar auf „Schwestern“, die aus demselben Holz geschnitzt sind.

Das Festspielmotto „Vanitas“ - Vergänglichkeit - hat für das Tetzlaff-Quartett eine persönliche, traurige Aktualität. Können Sie dazu etwas erzählen?

Kufferath: Die Krankheit und der Tod unseres Freundes Lars Vogt haben uns erschüttert und verwundet. Lars hätte mit uns auch in Schwetzingen spielen sollen, Dvoraks Klavierquintett. Es wird immer unfassbar bleiben, dass er nicht mehr da ist, in unseren Herzen ist er aber unvergänglich.

Quatuor Diotima Bild: Lyodoh KanekoQuatuor Diotima ist am Freitag, 5. Mai, zu Gast. © Lyodoh Kaneko

Bei dem ursprünglich geplanten Kammermusikabend am 5. Mai haben Sie mit der Sopranistin Sarah Maria Sun eine Spezialistin für Vokalmusik des 20. und 21. Jahrhunderts zu Gast, die nun mit Quatuor Diotima auftritt. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?

Kufferath: Tanja und ich haben mit Sarah schon Pierrot Lunaire gespielt, und Sarah und ich haben Kurtágs Kafka-Fragmente gemacht. Sarah ist mit ihrer Kunst und Persönlichkeit die Idealbesetzung für das zweite Schönberg Quartett.

Sarah Maria Sun wird unter anderem Arnold Schönbergs Streichquartett Nr. 2 fis-Moll mit Sopran op. 10 interpretieren. Auch bei der Kammermusik-Matinee am 7. Mai erklingt sein Streichquartett Nr. 1 d-Moll op. 7. Welche Verbindung hat das Tetzlaff Quartett zu diesem Komponisten?

Kufferath: Neben diesen beiden Schönberg-Quartetten haben wir auch Alban Bergs Quartett op. 3, seine Lyrische Suite und Anton Weberns Fünf Sätze für Streichquartett im Repertoire. Die hohe Expressivität und Klangwelt der zweiten Wiener Schule sagt uns sehr zu und ich denke, sie liegt uns auch!

Um noch einmal auf das Festspielmotto zurückzukommen: Unter allen Künsten hat die Musik das stärkste Verhältnis zur Vergänglichkeit. Inwiefern?

Kufferath: Musik kann wortlos über Tod und Vergänglichkeit „sprechen“, sie kann aufbegehren, trösten und fragile Zwischenwelten beschreiben. Einerseits ist Musik, die verklungen ist, auch vergangen. Gleichzeitig kann ein berührendes Konzerterlebnis sich unvergänglich in die Erinnerung der Menschen brennen.

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