Interview

Uwe Ochsenknecht: „Mannheim ist immer ein bisschen Heimatgefühl“

Uwe Ochsenknecht wird beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen ausgezeichnet. Er spricht mit uns über seine Karriere, die in Mannheim ihren Anfang nahm.

Von 
Martin Vögele
Lesedauer: 
Der prominente Mime und Sänger Uwe Ochsenknecht wird am 29. August beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen mit dem Preis für Schauspielkunst gewürdigt. © Elena Zaucke

Ludwigshafen. Uwe Ochsenknecht wird beim 21. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen mit dem Preis für Schauspielkunst ausgezeichnet. Praktisch in unmittelbarer Nachbarschaft – in Mannheim – ist der Schauspielstar und Sänger aufgewachsen. Wir sprachen mit ihm über seine Karriere und deren Anfänge.

Herr Ochsenknecht, herzlichen Glückwunsch, Sie werden beim Festival des deutschen Films mit dem Preis für Schauspielkunst ausgezeichnet …

Uwe Ochsenknecht: Dankeschön. Das freut und ehrt mich natürlich sehr.

Nach der Preisverleihung wird Ihr Film „Die Ironie des Lebens“ gezeigt. Man sieht Sie darin, so das Festival, „in einer virtuosen Glanzrolle des alternden Star-Comedians, Porträt eines Egoisten, der hier lernt, worauf es ankommt im Leben“. Was erkennt die von Ihnen gespielte Figur des Edgar?

Ochsenknecht: Dass er auch Empathie lernen muss. Darüber, dass er seine Exfrau wieder trifft, die schwer krank ist, merkt er, dass er noch etwas für sie empfindet. Und es wird dann über vieles Existenzielle geredet, auch mit den Kindern, die er lange nicht gesehen hat. So kommt er langsam dahinter, dass es doch ein bisschen mehr gibt als nur ihn und seinen Beruf.

Wenn wir gerade über Beruf und Schauspielkunst reden: Wie ist es, mit Corinna Harfouch zu drehen, die Edgars Exfrau verkörpert?

Ochsenknecht: Etwas Besseres kann einem kaum passieren. Wir kannten uns schon, haben früher schon einmal zusammen in einem Film mitgewirkt, aber dabei so gut wie nichts zusammen zu spielen gehabt. Deswegen haben wir uns sehr gefreut, dass wir da gemeinsam richtig in den Ring steigen können. Corinna ist eine der wenigen Schauspielerinnen, bei der, wenn man ihr einen Ball zuwirft, drei Bälle zurückkommen. Das ist für einen Partner sehr spannend zu spielen. Und gerade in diesem Film mussten wir sehr emotional sein und das bringt eine große Intimität mit sich. Das geht und will man auch nicht mit jedem. Da muss dann schon die Chemie mehr als stimmen. Noch dazu mag ich sie sehr gerne, sie ist ein bezaubernder Mensch.

Uwe Ochsenknecht

  • Uwe Ochsenknecht wurde 1956 in Biblis geboren und wuchs in Mannheim auf. 1977 absolvierte er die Schauspielschule Bochum. Zu seinen bekanntesten Werken zählt Wolfgang Petersens Filmdrama „Das Boot“ (1981), Doris Dörries Komödie „Männer“ (1985) und Helmut Dietls Satire „Schtonk!“ (1992).
  • Am Freitag, 29. August, 18 Uhr, wird Ochsenknecht beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen mit dem Preis für Schauspielkunst ausgezeichnet. Anschließend wird der für den Filmkunstpreis und den Rheingold-Publikumspreis nominierte Festivalbeitrag „Die Ironie des Lebens“ (Regie: Markus Goller) gezeigt.
  • Mehr Informationen gibt es hier.

Laut Filmfestival haben Sie mittlerweile in über 175 Film- und TV-Produktionen mitgewirkt …

Ochsenknecht: Ach was? Ich zähle das selber ja nicht so, aber wenn ich das dann höre, denke ich mir: Das ist schon ein bisschen etwas. Ich habe aber auch früh angefangen, muss man wissen.

Lassen Sie uns auf diese Anfänge zurückblicken: Sie wurden in Biblis geboren und sind in Mannheim aufgewachsen, wo Sie laut Ihrer Biografie keine ganz einfache Kindheit hatten, und auch keine, die eine Künstlerkarriere vorzeichnen würde.

Ochsenknecht: Ja, das stimmt teilweise. Aber man sieht auch, dass aus vielen dysfunktionalen Familien und sehr, sehr einfachen Verhältnissen kreative Menschen hervorgegangen sind. Die Familienverhältnisse waren nicht besonders ideal für ein Kind, obwohl meine Eltern – in ihrem Verständnis – sicher alles getan haben, dass es meiner Schwester und mir besser ging als ihnen. Das war wohl auch der Fall. Trotzdem habe ich mich immer gefühlt, als sei ich im Weg. Aber auf der anderen Seite kann das einen auch stärken, um sich für die Herausforderungen des Lebens zu wappnen, sich durchzusetzen und konsequent zu verfolgen, was man machen will. Und das habe ich getan. Insofern war das im Nachhinein ganz gut so.

Mit 14 Jahren haben Sie dann als Komparse am Mannheimer Nationaltheater angefangen?

Ochsenknecht: Ein bisschen früher, da war ich elf, zwölf. Als allererstes war ich im Kinderchor, da haben wir auch Komparserie gemacht. Und dann fing es an mit den Kinderstücken, die ich gespielt habe – „Karlsson vom Dach“, „Emil und die Detektive“. Nico Hofmann (Intendant der Wormser Nibelungenfestspiele, Red.) – auch ein Mannheimer – hat mir irgendwann verraten: „Uwe, ich bin schon ganz lange ein Fan von dir!“ Er hat die Kinderstücke gesehen, in denen ich mitgespielt habe, und fand mich damals schon toll (lacht).

Das ist natürlich immer ein bisschen Heimatgefühl, ich habe ja 17 Jahre hier gelebt, auf dem Waldhof und dann auf der Vogelstang.

Wie ist es für Sie, wenn Sie heute nach Mannheim zurückkommen?

Ochsenknecht: Das ist natürlich immer ein bisschen Heimatgefühl, ich habe ja 17 Jahre hier gelebt, auf dem Waldhof und dann auf der Vogelstang. Das ist ein schönes Gefühl und bringt auch immer Erinnerungen mit sich. Und meine Schwester lebt noch da, die wird dann besucht und wir unternehmen etwas zusammen.

Sie sind nicht nur Schauspieler geworden, sondern auch Sänger. Was hat Sie musikalisch geprägt?

Ochsenknecht: Na ja, mein Vater war ausgebildeter Opernsänger. Der hat zu Hause immer geübt und geträllert. Er war im Extrachor im Nationaltheater und in verschiedenen Gesangvereinen. Und meine Schwester, die fünf Jahre älter ist, hing vorm Radio, hörte die Hitparaden und hat dann auch die ersten Platten nach Hause gebracht. Sie stand sehr auf Soul. Und damals waren in Mannheim ja noch viele GI’s stationiert, auch viele Schwarze. Und diese Musik hat mich sehr geprägt. Auf der Schauspielschule hatte ich dann vier Jahre eine klassische Gesangsausbildung, und ich habe auch immer wieder Bands gehabt.

Nach dem Abschluss haben Sie erst Theater gespielt, aber dann kam auch schnell „Das Boot“ …

Ochsenknecht: So schnell ist das nicht aufgetaucht, das war dann doch zwei, drei Jahre später. Aber ich habe auch schon während der Schauspielschule kleine Fernsehrollen gespielt. Das erste Größere war dann in der Tat „Das Boot“.

Fimlfrühling

Stört es Sie, wenn die Leute „Herr Großkötz“ sagen?

Veröffentlicht
Von
Stephan Alfter
Mehr erfahren

Im Laufe der kommenden Jahre folgten mit „Männer“ und „Schtonk“ gleich zwei weitere Produktionen, die ebenfalls Filmgeschichte geschrieben haben. Wie haben Sie diese Zeit in Erinnerung behalten?

Ochsenknecht: Erstmal sind das Jobs, die man bekommt, schöne, interessante Angebote. Die macht man dann nach bestem Wissen und Gewissen. Natürlich hat man jedes Mal – Fernsehen oder Film ist ja egal – die Hoffnung, dass es erfolgreich wird. Man kann an der Qualität des Drehbuchs, des Teams und des Filmverleihs schon absehen, dass das etwas werden könnte. Aber eine 100-prozentige Garantie gibt es nie.

Die Frage nach einem möglichen Ruhestand kann man sich bei Ihrem konstant hohen Aktivitätspegel wohl sparen. Stattdessen: Gibt es die eine Traumrolle oder ein spezielles Wunschprojekt, dass Ihnen unter den Nägeln brennt?

Ochsenknecht: Eigentlich nicht, ich habe jetzt selber einige Projekte angeleiert, ich habe ja auch eine Filmproduktion, und da werde ich versuchen, ein paar Sachen auf die Beine zu stellen.

Freier Autor

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke