Arbeitnehmerrechte

„Ver.di“-Streik bei der GRN-Klinik Schwetzingen erhöht Druck

Auch die GRN-Kliniken sind von den „Ver.di“-Streiks betroffen. Den Anfang machen die Beschäftigten in Schwetzingen.

Von 
Noah Eschwey
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Imre Uysal, Gewerkschaftssekretär von "ver.di", heizt die Menge an. © Lehnort

Schwetzingen. „Wer im Gesundheitswesen in Früh- und Spätschicht arbeitet wird dafür bisher mit einer Schichtzulage in Höhe von 40 Euro abgespeist. Auch die Wechselschichtzulage für alle die rund um die Uhr arbeiten, ist deutlich zu niedrig. Es ist es absolut überfällig, endlich die Benachteiligungen von uns Beschäftigten im Gesundheitswesen zu beseitigen und Zuschläge und Zulagen für besonders belastende Tätigkeiten und Zeiten zu erhöhen, wie eben in der Tarifrunde für die Ärzte auch geschehen“, erklärt Bettina Hergemöller aus der GRN-Klinik in Schwetzingen. Wie auch die Kollegen der GRN-Schwestern in Sinsheim, Eberbach und Weinheim, legten die Beschäftigten des Gesundheitszentrum in Schwetzingen die Arbeit am Montagmittag nieder.

Es sei ein „Mittagspausenstreik“, erklärt Imre Uysal, Gewerkschaftssekretär von „ver.di“, den ungefähr 50 Streikenden. „Wenn die Arbeitsgeber weiter unsere Forderungen ablehnen, dann wird ein ganztägiger Warnstreik notwendig“, droht der Arbeitnehmervertreter. Dafür sei es aber wichtig, die Kollegen über die momentanen Verhandlungen zu informieren. „Alle Arbeitnehmer sollen gemeinsam ein Zeichen setzen“, wünscht sich Uysel. Im ersten Punkt gehe es um den Streik, „der zweite Punkt ist aber genauso wichtig - wir müssen uns intern organisieren, um den Druck weiterzutragen und erhöhen zu können.“

Die Streikenden können sich vor Ort für die Gewerkschaft anmelden. © Lehnort

Die GRN-Kliniken erkennen per Haustarif mit der Gewerkschaft „ver.di“ die Arbeitsbedingungen des Tarifvertrags des Öffentlichen Dienstes für ihre nicht-ärztlichen Beschäftigten an. Und genau dieser Vertrag steht aktuell im Fokus der Verhandlungen - die Gewerkschaft teilt mit: „Wir fordern in der Tarifrunde 2025 für die mehr als 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen ein Volumen von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr monatlich für Entgelterhöhungen und höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem fordert die Gewerkschaft drei zusätzliche freie Tage, um der hohen Verdichtung der Arbeit etwas entgegenzusetzen. Für mehr Zeitsouveränität und Flexibilität soll zudem ein ,Meine-Zeit-Konto‘ sorgen, über das Beschäftigte selbst verfügen können.“

GRN-Klinik Schwetzingen könnte bald den ganzen Tag streiken

Die Arbeitgeberverbände sollen Anfang nächster Woche, 17. und 18. Februar, von den Forderungen, die insgesamt 385.000 Beschäftigte betreffen, in Potsdam überzeugt werden. Schon beim „kleinen Mittagspausenstreik“ informiert der Gewerkschaftsvertreter die Streikenden: „Die Arbeit niederzulegen ist ein Grundrecht, der Arbeitgeber untersteht dem Maßregelungsverbot.“

So müsse man nicht unbedingt Mitglied in der Gewerkschaft sein, man müsse noch nicht einmal fertig ausgebildet sein: „Auch Azubis dürfen streiken. Und das ist wichtig, damit die Ausbildung attraktiver wird und wir mehr Fachkräfte ausbilden können“, findet Uysal.

„Der Dienst zu schlechten Arbeitszeiten muss wesentlich besser vergütet werden“, fordert Bettina Hergemöller, die als Betroffene spricht. Es gebe ihr Hoffnung, wie schnell die Arbeitnehmer diesen Streik auf die Beine gestellt hätten. „Wir ziehen das zusammen durch“, ruft sie der jubelnden Menge zu, die anschließend im Chor singt: „Heute ist kein Arbeitstag, heute ist Streiktag.“

Stephanie Manzow, die Betriebsratvorsitzende der GRN-Klinik Schwetzingen, kennt die Probleme der Kollegen: „Für die Verantwortung, die eine Pflegekraft trägt, muss sie einfach deutlich besser vergütet werden.“ Ob fünf oder acht Prozent, das sei die falsche Denkweise: „Der Beruf ist für Fachkräfte nicht attraktiv, man kann so keine Familie ernähren. Es muss sich wirklich und ersnthaft etwas verändern.“

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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