Schwetzingen. Am vergangenen Sonntag wurde wieder einmal deutlich, welch großen Stellenwert Kunst in Schwetzingen genießt. Im historischen Ambiente der Orangerie zogen zahlreiche kunstinteressierte Besucher von Kunstwerk zu Kunstwerk und bestaunten die Vielfalt der ausgestellten Arbeiten, die von Malerei, Grafik, Installationen über Fotografie und Collagen bis hin zur Performance und Skulptur reicht.
Der Vorsitzenden Karin Posmyk fiel die Aufgabe zu, die Gäste zu begrüßen und sich bei allen Unterstützern zu bedanken, bei der Cellistin Katharina Schmitt, die musikalisch auf die Vernissage einstimmte, bei der Stadt Schwetzingen, insbesondere bei der Kulturreferentin Dr. Barbara Gilsdorf, bei den Unterstützern sowie allen ehrenamtlichen Helfern.
Das Thema der Ausstellung als Begleitprogramm zur Buga Mannheim lautet „Der Erde nah“, informierte sie. Somit stellten sich die Künstlerinnen und Künstler der Herausforderung, neue Sichtweisen auf die Natur aufzuzeigen, den Blick auf die Kreisläufe und Metamorphosen der Natur zu richten und ihr Verhältnis dazu. „In Zeiten brennender Wälder, sterbender Insekten, schwindender Gletscher und überfluteter Landstriche ist es ein ethisches Grundbedürfnis“, so Posmyk. Dank einer Idee des unerwartet verstorbenen Gründungsmitglieds Josef Walch hat sich KIS mit dem Werk des Naturforschers Karl Friedrich Schimper auseinandergesetzt, der vor 220 Jahren geboren wurde und hier in Schwetzingen lebte und starb.
Spannende Ansätze bei der Vernissage zur Ausstellung "Der Erde nah" in Schwetzingen
Anschließend ging Dr. Barbara Gilsdorf ausführlich auf den Naturwissenschaftler Schimper ein sowie auf jeden einzelnen Künstler der KIS-Gruppe: Die Ausstellung „Der Erde nah“ bildet unbestritten einen Höhepunkt des zweiten Halbjahres zum Thema „Sommerfrische“, sagte sie. Und Gilsdorf begann mit Tom Feritsch, dessen Objekte aus Ton und Eisen wie Funde archäologischer Grabungen anmuten.
Die Bildhauerin Karin Schmiedebach setzt mit ihren Beiträgen auf die konkrete Skulptur, ausgehend von der Überzeugung, allem liege ein bestimmtes Ordnungsprinzip zugrunde. Karin Posmyk verleiht dem romantischen Grundgedanken, dass alles – Geburt, Leben und Tod – dem ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen unterliegt, eine anschauliche Form. Androgyne Figuren kreisen schwerelos dem Himmel und der Erde nah, umgeben von Naturmotiven.
Vernissage zur Ausstellung "Der Erde nah" in Schwetzingen: Faszination eines ewigen Kreislaufs
Anna Bludau-Hary baut ihre Installation gedanklich auf der Faszination dieses ewigen Kreislaufs auf, indem sie die Schönheit und Fragilität von Natur zur Schau stellt. Traudel Hagmann legt ihren Fokus auf die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, geäußert durch eine Installation eines gedeckten Tisches, an dem als makabres Moment unschön vertrocknete Früchte in einer Suppenterrine gelegt werden als Mahnmal für die Folgen des Klimawandels. Jörg Künkel setzt seinen Gemälden Goethes Gedanke voran, dass man die Natur und Kunstwerke im Entstehen kennenlernen muss, um sie zu begreifen.
Aino verlangsamt in ihrer vierteiligen Serie den natürlichen Prozess des Verwandelns im Werden bis hin zum Vergehen. Josef Walch zeigt mit seinen Papiercollagen seine Naturverbundenheit, maßgeblich genährt von häufigen Spaziergängen durch den Schwetzinger Schlossgarten. Jessen Oestergaards Serie „Ein Morgen am See“ sind Abbildungen eines Sehnsuchtsortes. Ort und Zeit sind in diesen Fotografien aufgehoben, der Betrachter kann sich voll und ganz auf die Schönheit der Natur konzentrieren.
Ausstellung "Der Erde nah" in Schwetzingen
In Elke Weickelts Bilder tauchen Mensch, Pflanze, Tier auf, allein die Größenverhältnisse zueinander entsprechen nicht der sichtbaren Wirklichkeit. Sie wirft Fragen auf wie „Wer hat über wen Macht?“ Karin Weinmann-Abel gibt mit ihrem Puppenhaus einen intimen Einblick in ihre Biografie, ihr geht es um Erinnerung, Spurensuche, Einblicke und damit verbundene Fragestellungen. Felicitas Wiest-Prinzler lässt in einer eigenwilligen Kombination von Linol- und Holzschnitt, abgerundet durch Handzeichnungen oder Malerei, lyrische Kompositionen entstehen, die Veränderungen in der Natur aufzeigen.
Nicola Falley erobert den Raum der Orangerie mit ihren begehbaren Installationen. Direkt auf Karl Friedrich Schimper beziehen sich drei Künstler: Florian Till Franke von Krogh stellt Bildobjekte aus, die seine charakteristische Farbgebung offenbaren. Mit Orange, Rot und Gelb strahlen die Bilder in Konfrontation mit Magenta eine extrovertierte Energie aus und machen auf diese Weise die Entstehung der Alpen durch Auffalten der Gebirge sichtbar, ein urzeitlicher Vorgang durch Freisetzung unermesslicher Energie.
Oliver Mezger nimmt sich Karl Friedrich Schimpers Blattstellungslehre zum Ausgangspunkt seiner künstlerischen Auseinandersetzung und Dominik Göhlich betont mit Comics auf einer Litfaßsäule die markante Physiognomie des Wissenschaftlers Schimper und verleiht ihm posthum den Status eines Superhelden.
Termine: Zu besichtigen bis Sonntag, 24. September, Montag bis Freitag 13 bis 18 Uhr und Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr. An den Sonntagen 10. und 17. September gibt es jeweils 11 Uhr ein Künstlergespräch.
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