Schwetzingen. Es ist nicht die erste Ausstellung von Alexandra Ulrich in Schwetzingen, aber die erste in der Villa Benz – und ein bisschen Aufregung merkte man der Plankstadter Künstlerin schon an, bis am Freitagabend zur Vernissage in den Hotelräumen in der Zähringer Straße die ersten Gäste erschienen. Dunkle Wolken am Himmel, gegenüber im Schlosspark das Konzert von Lea bei „Musik im Park“, da macht man sich als Künstlerin schon etwas Sorgen, ob die Leute auch kommen. Wegen des Parkplatzmangels hatte sie im Vorfeld extra dazu aufgerufen, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu kommen.
Aber sie kamen, und wurden von Alexandra Ulrich und Gastgeber Julian Blem alle miteinander herzlich willkommen geheißen. Unter dem Titel „Kunst braucht Räume“ hatte die Künstlerin die freien Wände im Frühstücksraum und im Treppenhaus mit ihren Werken dekoriert. Zur musikalischen Einstimmung auf die Vernissage sang Kirsten Schad, befreundete Sängerin aus Oftersheim, „What a wonderful World“ von Louis Armstrong und „Der Moment“ von DJ Ötzi, zwei gefühlvolle, ruhige Titel, mit denen sie versuchte, die atmosphärische Stimmung von Alexandra Ulrichs Bildern einzufangen.
Alexandra Ulrich: Kunst vermag Atmosphäre eines Raumes zu verändern
„Kunst hat eine wunderbare Gabe“, sagte Alexandra Ulrich einleitend: „Sie bringt Menschen zusammen und ins Gespräch.“ Ein Original-Kunstwerk sei mehr als nur Dekoration – es trage einen Moment, einen Gedanken, ein Gefühl in sich und lade den Betrachter ein, weiterzudenken, den Moment aufzugreifen und Neues zu entdecken. So werde das Werk Teil der Geschichte des Betrachters. „Und genau deshalb vermag ein Kunstwerk die gesamte Atmosphäre eines Raumes zu verändern.“
Um den Betrachter an ihre abstrakten Bilder heranzuführen, hat Alexandra Ulrich zu jedem ihrer ausgestellten Werke einen kleinen Begleittext geschrieben, manchmal hängt auch ein Foto dabei, das veranschaulicht, von welcher Szenerie und welcher Stimmung sich die Künstlerin inspirieren ließ. „Schaue immer Richtung Abendsonne und hinter dich fallen die Schatten des Tages“, lautet der Spruch zu „Blickrichtung“, ein Werk aus flammende Pink- und Orangetönen, die ineinanderfließen und in der Mischung mit helleren Nuancen vielfältige Reflexionen, Strukturen und eine enorme Lebhaftigkeit entstehen lassen.
Zu diesem Thema hat Alexandra Ulrich vier Bilder gemalt: eine Trilogie im kleineren viereckigen Format und ein großformatigeres Bild im Format 1,50 mal 1 Meter. Das ist übrigens ihr Lieblingsformat. „Je größer desto besser“, ist ihr Motto. Dass sie zur Kunst zurückgekehrt ist, habe sie ihrer kleinen Tochter zu verdanken. „Sie hatte einen Malkurs, und ich habe ihr alles, was sie dazu brauchte besorgt“, erzählt sie. „Am Abend saß ich dann da und habe gemalt.“ Von da an habe es sie nicht mehr losgelassen.
Energie, die darauf wartet, neu geboren zu werden
Ihren „Sommerregen“ gestaltet die Künstlerin in einer Komposition aus Grün- und Gelbabstufungen, bläulich schimmernde Flächen brechen hindurch. Sehr düster und plastisch wirken dagegen ihre „Schattenkonfigurationen“ – ebenfalls als mehrteilige Reihe gestaltet. Die goldbraun, dunkelgräuliche Komposition wirkt wie ein Blick in eine ferne Galaxie. Vereinzelt funkeln Sterne aus einer nebulösen Wolke hervor. Dazu passend der Text: „Energie geht nicht verloren. Sie kennt weder Raum noch Zeit. Diese Energie wartet darauf, neu geboren zu werden.“ Und beim näheren Betrachten entdeckt man auf einmal reliefartige Strukturen in Form von filigranen Verästelungen.
Naturverbundenheit ist ein immer wiederkehrendes Motiv in Alexandra Ulrichs Werken. Einen Spaziergang im Wald fängt sie einerseits in hellen, freundlichen Grünschattierungen ein, um an anderer Stelle mit dunklen Olivtönen das „Waldlicht“ kontrastreich zu inszenieren. Nur ganz blass schimmern verschwommene, kaum wahrnehmbare Lichtflecken durch das dichte Laub. Auch „Vertrauen“ basiert auf dem Waldmotiv. Erdiges Oliv- und Rotbraun erinnert an eine modrige Sumpflandschaft und fängt den Blick des Betrachters mit erstaunlicher Tiefgründigkeit, als verberge sich noch mehr hinter den aufgetragenen Farbschichten.
Alexandra Ulrich bedient sich unterschiedlicher Techniken, malt mit Acryl, Tusche oder Lack und verwendet Marmormehl, um Strukturen zu schaffen. Mal laufen die Farben vielschichtig und transparent ineinander, mal bilden sie eine feste Patina, die kräftig deckt, aber auch mal brüchig wird und dadurch eine organische Struktur erhält.
Ausstellung in der Villa Benz geht bis Mitte September
„Das passt gut in unsere Räume“, ist auch Geschäftsführer Julian Blem begeistert von der vielfältigen Farbigkeit an seinen Wänden. Seit vier Jahren bietet er Künstlerinnen und Künstlern aus der Region die Möglichkeit, in der Villa Benz auszustellen. „Früher gab es hier nur eingestaubte Radierungen von Schwetzingen“, erzählt er, da habe er sich nach mehr Abwechslung gesehnt. Die Bilder von Alexandra Ulrich sind noch bis Mitte September zu den normalen Öffnungszeiten zu sehen. Parallel stellt sie in Peter Böhms Friseursalon aus und wird im Spätjahr auch bei der Schwetzinger Kunstpromenade vertreten sein.
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