Sammelleidenschaft - Dieter Ochs hat sein Hobby zum Beruf gemacht und lebt seit 40 Jahren vom An- und Verkauf alter Sachen / Einblicke in sein Sammelsurium

"Viele Leute schmeißen das Falsche weg"

Von 
Ralph Adameit
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Dieter Ochs im Lager seines Geschäfts vor seinem größten Schatz, einem 1935er Auburn - der ist nicht verkäuflich.

© Adameit

Puppenschuhe, Uhren, Modellautos, Gemälde, Porzellanfiguren, Ringe, Videokameras, Klarinetten, Säbel . . . - die Auflistung, dessen was Dieter Ochs zum Verkauf anbietet, könnte locker eine Zeitungsseite füllen. Der 70-Jährige verkauft seit 40 Jahren in seinem Laden praktisch alles, was älter ist und für Sammler interessant sein könnte.

"Aus Liebe zu alten Sachen", habe er sein Hobby zum Beruf gemacht, erzählt der 70-Jährige beim Besuch im Eckhaus in der Mannheimer Straße 51, das auf vier Stockwerken von unten bis oben mit Trödel vollgestopft ist. Wobei die Sachen für Dieter Ochs und seine Kunden oft kein wertloser Kram sind, sondern einen ideellen Wert besitzen oder für ihre Sammlung wichtig sind und so durchaus materiellen Wert aufweisen. Denn Ochs lebt schließlich vom Verkauf dieser Gebrauchtwaren. Schätzungsweise über 250 000 Artikel bietet er an. Die genaue Zahl weiß er selbst nicht.

Sein Arbeitsumfeld hat sich im Laufe der Jahrzehnte gewandelt. "Früher standen die Leute teilweise Schlange, wenn ich den Laden aufgeschlossen habe", erinnert er sich. Die Laufkundschaft hat stark abgenommen, heute verkauft er über die Hälfte seiner Sachen über das Internet. Zwar kann Dieter Ochs durch das weltweite Netz auf ein größeres Kundenpotenzial zurückgreifen, doch sei der Aufwand beim Internetverkauf durch das Fotografieren und Beschreiben jedes Artikels höher. Zudem sei der Markt nun insgesamt - zusätzlich zur Öffnung der osteuropäischen Grenzen in den 90er Jahren - größer geworden. "Im Schnitt wird heute für mittlere Antiquitäten weniger bezahlt", hat er festgestellt.

Unglaubliche Preisvorstellungen

Viele Leute informierten sich bezüglich der Preise heutzutage zuerst im Netz. Über deren "teils unglaublichen Vorstellungen" muss der Experte nicht selten schmunzeln: "Die meisten Menschen meinen, sie hätten einen Goldschatz zu Hause." Dieter Ochs, der neben dem direkten Ankauf über Flohmärkte und Hausentrümpelungen zu seinem riesigen Angebot gekommen ist, hat die Erfahrung gemacht, "dass viele oft das falsche wegschmeißen". Etwa Urkunden, Dokumente oder Parteibücher aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, für die es einen großen Markt gebe. Elektrosachen, Briefmarken und Münzen kaufe er dagegen inzwischen nur noch selten an, weil es sich für ihn kaum lohne.

Angefangen hat seine eigene Sammelleidenschaft übrigens mit Autos. Und welche Modellautos? "Nee, kää Modelle, eschde Audos nadierlich", antwortet Ochs im breitesten Kurpfälzer Dialekt. Schon als junger Mann kaufte er Pkw, richtete sie her und veräußerte sie anschließend mit Gewinn. Der An- und Verkauf machte Dieter Ochs so viel Spaß, dass er bereits als 30-Jähriger seinen gelernten Beruf als Bundesbahnbeamter aufgab und den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Nun schon seit 40 Jahren, unterstützt von seiner Lebensgefährtin Petra und seiner Tochter Andrea (46), die das Geschäft übernehmen wird, wenn sich der Vater mal ganz zurückziehen sollte. Doch daran scheint er momentan noch nicht zu denken, auch wenn er sagt: "Ich mach' das nur noch als Hobby!"

Doch wie erkenne ich als Laie, was echter Ramsch ist und was noch zu barer Münze umgewandelt werden kann? "Das ist nicht einfach zu beantworten", sagt Ochs. Viel Erfahrung gehöre dazu, um zu beurteilen, was ein Gegenstand noch wert sei. Zudem arbeite er viel mit Katalogen.

Ochs kommt zum Entrümpeln

Wer etwa eine Wohnung oder auch nur den Teller oder Dachboden entrümpeln will, kann ihn gerne anrufen. Dieter Ochs schaut dann vorbei, guckt sich die Sachen an und macht ein Angebot. Der Händler betont aber, dass er keine Schätzstelle sei: "Ich sage nicht, was es wert ist, sondern was ich dafür bezahle."

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