Im Interview

Vision: Dass Frauenorganisationen überflüssig werden

Die Frauen Union Schwetzingen gibt es seit 50 Jahren – wir sprachen mit der Vorsitzenden Luisa Rudnik

Von 
Katja Bauroth
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Die Frauen Union lässt sich immer wieder schöne Aktionen einfallen. Hier etwa verteilen Susanne Muth (v. l.), die Vorsitzende Luisa Rudnik, Rita Erny, Julia Wirth und Monika Steidle blumige Grüße zum Frauentag. © FU

Die Frauen Union (FU) ist – wenn man so will – die weibliche Seite der Christdemokraten. Politikinteressierte Damen, die der CDU angehören, sind eingeladen, sich in der FU zu engagieren. Ihre Wurzeln sieht die FU in der bürgerlich-christlichen Frauenbewegung Mitte des 19. Jahrhunderts. In Schwetzingen gibt es die Frauen Union seit 50 Jahren – und darauf wird an diesem Freitag nicht nur mit den Mitgliedern angestoßen.

Luisa Rudnik ist seit vergangenem Sommer die Vorsitzende der hiesigen FU. „Frauen sprechen und gestalten mit – selbstbewusst und auf Augenhöhe“, lautet das politische Credo der 37-jährigen Sonderschulpädagogin, mit der die Redaktion über Frauen, die Politik und das Jubiläum sprach.

Frau Rudnik, die Frauen Union in Schwetzingen wird 50. Wie wichtig ist diese weibliche Stimme der CDU für die Stadt und die Region?

Luisa Rudnik: Vor 50 Jahren war vor allem die politische Mitsprache von Frauen noch weniger ausgeprägt als heute. Heute sind Frauen durch die langjährige Bundeskanzlerin und in Ministerposten präsenter. Trotzdem nehme ich wahr, dass Frauen ihre Anliegen weniger kommunizieren oder sich politisch engagieren. Umso wichtiger ist es direkt vor Ort Ansprechpartnerinnen zu haben und Plattformen zum Austausch zu schaffen. Immer noch sind traditionelle Rollenbilder tief verwurzelt, was aus meiner Sicht Frauen daran hindert, sich selbst zu positionieren.

Wenn Sie auf die fünf Jahrzehnte und die Arbeit Ihrer Vorgängerinnen zurückblicken, was würden Sie als größte Errungenschaft dabei herausstellen?

Rudnik: Frauen engagieren sich und bleiben trotz Widerständen am Ball. Sie unterstützen sich gegenseitig und stoßen gemeinsam Veränderungen an. Dies führte zu mehr aktiven Frauen in der CDU Schwetzingen und zu einem relativ ausgeglichenem Geschlechterverhältnis hier im Stadtverband und in der Fraktion.

Was würden Sie sich als politisch engagierte Frau für Schwetzingen, die Region und vielleicht sogar Deutschland wünschen mit Blick auf die Gleichberechtigung?

Rudnik: Dass es keine eigenen Frauenorganisationen mehr geben müsste. Dass Frauen auf Augenhöhe wahrgenommen werden und sich auch selbst so sehen.

Wie könnte man diesen Wunsch in die Realität umsetzen?

Rudnik: Indem man Frauen darin stärkt, selbstbewusst für ihre Anliegen einzustehen. In Deutschland gibt es immer noch große Unterschiede bei der Bezahlung von gleicher Arbeit oder in der Verteilung bei Aufgaben von häuslicher Pflege beziehungsweise Erziehung von Kindern. Politik kann dafür Rahmenbedingungen schaffen, die Frauen nicht in eine bestimmte Rolle drängen, sondern sie in ihrer Freiheit unterstützen, diese Rolle, auch gemeinsam mit anderen, zu finden.

Engagement braucht es in Vereinen und Verbänden: Wie ist die FU Schwetzingen in Sachen Nachwuchs aufgestellt – und wer kann bei Ihnen „mitmischen“?

Rudnik: Derzeit sind wir ein generationsübergreifendes Team im Alter von 28 bis über 60 Jahren. Genau das fördert aus meiner Sicht eine gute Durchmischung und Beachtung diverser Anliegen und Meinungen von Frauen in verschiedenen Lebensphasen. Jede Frau kann „mitmischen“ und ist herzlich willkommen! Jede Frau hat etwas zu sagen!

Welche Vorhaben stehen für die FU dieses Jahr an?

Rudnik: Seit einem halben Jahr liegt unser Fokus vor allem auf der Arbeitsgruppe „frauenfreundliches Schwetzingen“ als Plattform, die es Frauen in Schwetzingen ermöglicht, ihre Anliegen einzubringen. Gemeinsam mit Diana Conte, Coach für Frauen, treffen wir uns regelmäßig, um uns mit Vertretern der Stadt über Schwerpunktthemen auszutauschen. Als festes Mitglied ist die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt dabei. Das nächste Treffen findet am 18. Juli mit dem Schwerpunkt Sicherheit und Verkehr statt. Außerdem ist eine Begehung der Stadt hinsichtlich Frauenfreundlichkeit mit der Fraktionsvorsitzenden der CDU, Sarina Klein, im Herbst geplant.

Wie werden Sie das 50. Jubiläum in Schwetzingen begehen?

Rudnik: Festlich – mit Sektempfang und anschließendem Abendessen. Besonders freue ich mich, dass Dr. Diemut Theato eine Festrede zur Geschichte der Frauen Union Schwetzingen halten wird. Sie ist durch ihren langjährigen politischen unermüdlichen Einsatz und als ehemalige Abgeordnete im Europaparlament eine absolut spannende Rednerin und ein beeindruckendes Vorbild. Außerdem wird Landtagsabgeordnete Christiane Staab, mit welcher ich gemeinsam dem Kreisvorstand der CDU Rhein-Neckar beisitze, sowie der Bundestagsabgeordnete Olav Gutting zu einem Interview bereitstehen. Unser Erster Bürgermeister Matthias Steffan richtet ein Grußwort an die Gäste, ebenso die Vorsitzende der Frauen Union Rhein-Neckar, Christine Haase, deren Stellvertreterin ich bin.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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