Kultur

Vorgeschmack auf Schwetzinger Mozartfest: Konzert „Wie vor 50 Jahren“

„Wie vor 50 Jahren“ lautete der Titel des Konzerts, das das Nerida-Quartett mit Klarinettist Nikolaus Friedrich in Schwetzingen spielte - ein Vorgeschmack auf das Mozartfest.

Von 
Rita Weis
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Gartenkonzert mit (v.l.) Saskia Niehl (Violine), Jeffrey Armstrong (Violine), Grace Lehan (Viola), Naja Reich (Violoncello) und Nikolaus Friedrich (Klarinette) © Rita Weis

Schwetzingen. Als Vorgeschmack auf das bevorstehende Schwetzinger Mozartfest, das im September/Oktober sein 50-jähriges Bestehen feiert, veranstaltete die Mozartgesellschaft jetzt ein Konzert „Wie vor 50 Jahren“ mit den Streichern des Nerida-Quartetts und dem Klarinettisten Nikolaus Friedrich. Auf dem Programm standen das „Lerchenquartett“ von Joseph Haydn, das „Preußische Quartett“ von Wolfgang Amadeus Mozart und dessen „Stadler-Klarinettenquintett“. Wegen des Regens wurde das ursprünglich als Open-Air-Konzert am Minerva-Tempel geplante Event in den Mozartsaal verlegt.

Das Nerida-Ensemble, ein internationales Streichquartett, besteht seit 2024 in seiner aktuellen Besetzung. Violinistin Saskia Niehl ist in den USA geboren und im Alter von sechs Monaten nach Heidelberg gekommen, bevor sie mit fünf Jahren nach Schwetzingen zog und sich dort der Muskschule anschloss - also eine echte Schwetzingerin. Violinist Jeffrey Armstrong kommt aus Südafrika, die Bratschistin Grace Leehan aus Neuseeland, und Cellistin Nadja Reich ist Berlinerin. Der Name des Ensembles, inspiriert von den Nereiden der griechischen Mythologie, steht für Wasser als kraftvolles und flexibles Element. Alle vier Musiker sind mehrfach ausgezeichnet und arbeiten mit internationalen Orchestern und Ensembles zusammen. Seit 2023 ist das Quartett Teil des EU-geförderten Merita-Programms, das künstlerische Tradition mit Innovation verbindet.

Nikolaus Friedrich gehört zu den vielseitigsten Klarinettisten unserer Zeit

Mehrfach schon konnte man das anmutige Spiel von Klarinettist Nikolaus Friedrich in Schwetzingen hören und erleben. Er ist unter anderem Soloklarinettist im Orchester des Nationaltheaters Mannheim, hat an verschiedenen Plattenproduktionen mitgewirkt. Er gehört zu den gefragtesten Kammermusikpartnern und vielseitigsten Klarinettisten unserer Zeit.

Aufgrund seiner einprägsamen Melodie, bestehend aus hohen Tönen der Violine, erinnert Joseph Haydns Streichquartett in D-Dur, op. 64 Nr. 5 schon von Beginn an den Gesang einer Lerche und hat daher den Beinamen „Lerchenquartett“. Die Komposition entstand 1790 während einer Reise nach London. Es ist eines von sechs Streichquartetten, die Haydn für den Grafen Johann Baptist Esterházy schrieb. Das Quartett besteht aus vier Sätzen, in denen das lyrische Hauptmotiv auf vielfältige Weise wiedergegeben wird.

Fast zur gleichen Zeit entstand das Streichquartett D-Dur KV 575 „1. Preußisches Quartett“ von Wolfgang Amadeus Mozart, das angeblich vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. in Auftrag gegeben wurden. Mozart ließ das Violoncello virtuos gleichberechtigt neben der ersten Geige auftreten, was damals ein Novum darstellte. Aus Rücksicht auf den „galanten Stil“ stehen drei der vier Sätze im Allegretto-Tempo, also nicht zu schnell und ohne heftige Gefühlsausbrüche.

Mozart liebte die Klarinette wegen ihres der Singstimme ähnlichen Timbres

Das im Jahre 1789 entstandene „Stadler-Quintett“ von Mozart schloss die Klarinette mit ein. Mozart liebte die Klarinette wegen ihres der Singstimme ähnlichen Timbres. Trotz aller Gegensätzlichkeit verschmolz die Klarinette graziöse mit den Streichern zu einer Einheit, was das Quintett auf wunderbare, charmante Weise wiedergab.

Als Zugabe spielte das Quintett eine Arie Mozarts für seine Schwägerin Aloysia Weber: „In eternit dei aloysia“, ein sehnsuchtsvolles Lied eines verschmähten Liebenden. Viele unterschiedliche Gefühle finden hier musikalischen Ausdruck. Umso eindeutig bejahender war der Zuspruch des Publikums durch den begeisterten, anhaltenden Applaus am Ende des Konzerts.

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