Palais Hirsch - Dr. Niko Bender referiert beim Arzt-Patienten-Forum / Symptome auch noch nach Jahren

Wanderröte als Anzeichen für Borreliose

Von 
Maria Herlo
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Dr. Heiner Christian Münch (l.) und Dr. Niko Bender im Gespräch mit Volkshochschul-leiterin Gundula Sprenger, die das Forum mit initiiert . © Lenhardt

Alle freuen sich auf den Frühling und auf längere Spaziergänge im Grünen. Allerdings erwachen mit der wärmeren Jahreszeit auch die Plagegeister, darunter die Zecken. Somit war es nicht erstaunlich, dass der Vortrag von Dr. Niko Bender, Facharzt für Rheumatologie in Heidelberg, zum Thema Borreliose auf großes Interesse stieß.

Bei der Informationsveranstaltung, die von der Volkshochschule in Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung durchgeführt wurde, sprach der Spezialist im Palais Hirsch über die positiven und damit weniger bekannten Aussagen, was Borreliose betrifft. Bei richtiger Behandlung sei die Erkrankung heilbar, auch in fortgeschrittenen Stadien, ist der Facharzt überzeugt. Borreliose, bekannt auch unter dem Oberbegriff Lyme-Borreliose, wird bei einem Zeckenstich durch spiralförmige Bakterien, den sogenannten Borrelien, hervorgerufen, sagte er.

Ausbruch verzögert

Was kann man zum Vorbeugen tun? Eine Zecke gar nicht an sich heranlassen, und dies durch Tragen von adäquater Kleidung. „Wenn man sich im Wald oder auf einer Wiese aufgehalten hat, sollte man sich nach Zecken absuchen“, so Dr. Bender, „hat man eine gefunden, dann keine Panik, raus damit. Dafür kann man eine herkömmliche Pinzette verwenden, aber Achtung, sie nicht zu zerquetschen, da so das Risiko, sich zu infizieren, größer sei.“ Zudem riet er, auf keinen Fall eine antibiotische Prophylaxe machen.

Danach ging der Facharzt aus Heidelberg mit Hilfe von aussagefähigen Fotos, Stichwörtern und Tabellen auf die Symptome, Diagnose und Therapiemöglichkeiten näher ein, um am Ende noch einmal seine Aussagen übersichtlich zusammenzufassen. „Das Tückische an der Borreliose ist, dass der Ausbruch sich verzögert. Die Borrelien dringen nur ganz zögernd in den Körper vor, etwa drei Millimeter pro Tag, und vermehren sich im 24-Stunden-Zyklus“, informierte er, „ebenso langsam reagiert auch die Immunabwehr.“

Knöllchen am Ohrläppchen

Die Borreliose, so Dr. Bender, hat keine Symptome, manchmal kann es zu grippeähnlichen Zuständen kommen, leicht erhöhte Temperaturen, Müdigkeit. Es können die Haut, das Nervensystem oder die Gelenke betroffen sein, seltener auch das Auge. Die häufigste, frühe Manifestation ist die Wanderröte. Die wird ohne weitere Untersuchungen sofort therapiert. In einer späteren Phase können rote Knöllchen, bei Kindern insbesondere am Ohrläppchen, auftauchen. Symptome treten auch nach Jahren auf wie die Gelenkentzündung oder chronische Enzephalomyelitis. Für Dr. Bender stellt sich die Frage, inwiefern Anamnese, Symptomatik und Untersuchungsbefund auf eine Borreliose hinweisen. Lediglich die Wanderröte wird als Diagnose ohne weitere Bestätigung therapiert, für atypische Formen sind jedoch andere Untersuchungen erforderlich, bevor eine effiziente, antibiotische Therapie eingesetzt werden kann, deren Ziel es sei, den klinischen Verlauf zu verkürzen sowie Komplikationen und die Entwicklung späterer Erkrankungsformen zu verhindern.

Besonders zur Therapie hatten die Besucher während der Diskussionsrunde, die Dr. Heiner Christian Münch, Facharzt für Urologie aus Dossenheim, moderierte, viele Fragen. Aus denen wurde ersichtlich, dass es sowohl bei Patienten als auch bei Ärzten verschiedene Vorstellungen über Verlauf und Nachweisbarkeit der Lyme-Borreliose gibt, dass unspezifische Beschwerden als Borreliosesymptome gedeutet werden. Das führt nicht selten zu Unruhe bei Patienten, zu Fehldiagnosen oder Übertherapierung bei Ärzten. Mit Geduld und Fachwissen versuchte Dr. Niko Bender die Ursachen zu erklären und einige falsche Vorstellungen richtigzustellen.

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