Im Interview

Warum Alfred Mittermeier seinem Bruder Michael Mittermeier schlechte Witze erzählt

„Der ältere Bruder von“ - das ist Alfred Mittermeier. Auch wenn sein jüngerer Bruder Michael Mittermeier öfters im Fernsehen zu sehen ist, steht sein um zwei Jahre älteres Pendant ihm in Sachen Humor in nichts nach. Jetzt kommt er nach Schwetzingen.

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Stefan Kern
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Alfred Mittermeier kommt ins Lutherhaus nach Schwetzingen. © Christian Willner Photographie

Schwetzingen. „Der ältere Bruder von“ – das ist Alfred Mittermeier. Auch wenn sein jüngerer Bruder Michael des Öfteren im Fernsehen zu sehen ist, steht sein um zwei Jahre älteres Pendant ihm in Sachen Humor in nichts nach. Davon kann sich das Publikum an diesem Freitag in Schwetzingen überzeugen – und jetzt an dieser Stelle bei unserem Interview.

Mit Ihrem neuen Programm beschäftigen Sie sich ja mit dem Paradies. Was ist das für Sie?

Alfred Mittermeier: Das Paradies ist ein Idealzustand in einer Welt, die man nach sich nach seinen eigenen Wünschen erdenkt und baut. Da gibt es freilich unterschiedliche Vorstellungen. Das Paradies eines Diktators schaut anders aus wie das Paradies eines bayerischen Kabarettisten.

Freikarten für Alfred Mittermeier gewinnen

Mit dem Lions Club verlost die Redaktion 5 x 2 Freikarten für Alfred Mittermeier am Freitag, 12. Mai, 20 Uhr im Lutherhaus Schwetzingen. Teilnahmemöglichkeit und Bedingungen unter www.schwetzinger-zeitung.de/gewinnspiel, Betreff: Mittermeier. Die Auslosung erfolgt Donnerstag, 12 Uhr.

 

Könnte es da mit der Zeit nicht langweilig werden?

Mittermeier: Nein, weil mir in meinem Paradies Wladimir Putin den Rasen mit der Nagelschere schneidet. Kim Jong-un putzt das Klo und Xi Jinping bügelt die Wäsche. Daran kann man sich nicht satt sehen. Wer mir dort die Betten macht, das behalte ich für mich.

Was glauben Sie, wie kommt man da rein - und noch wichtiger, wie kommt man wieder raus?

Mittermeier: Als Kind wurde mir gesagt: „Nur wenn Du brav bist, kommst Du in den Himmel!“ Falls das stimmt, dann wird’s womöglich eng mit dem Einzug. Denn die Tugend in der Jugend war bei mir nicht besonders ausgeprägt. Mittlerweile reiß ich mich zusammen, um meinen paradiesischen Platz nicht zu gefährden. Der zweite Teil der Frage, wie man von dort wieder rauskommt, stellt sich nicht, weil man das gar nicht will.

Und wie denken Sie über die Hölle oder wie wichtig ist die Vorstellung von der Hölle für das Paradies?

Mittermeier: Eine Hölle gibt es nicht. Das weiß ich ganz bestimmt. Ansonsten wäre ich da schon mal drin gewes... egal! Die Vorstellung der Hölle dient lediglich dazu, die Motivation auf das Paradies zu erhöhen. Da spielt Angst eine große Rolle. „Gottesfürchtig“, da steckt das Wort bereits drin. Religionen arbeiten erfolgreich mit der Zuckerbrot-und-Peitsche-Philosophie.

Ihr Bruder Michael Mittermeier ist ebenfalls ein hell leuchtender Stern am Kabarett- und Comedy-Himmel. Sind Sie da irgendwie alle familiär vorbelastet?

Mittermeier: Überhaupt nicht! Vor zig Jahren sind wir gemeinsam die für uns relevanten Genres durchgegangen und haben geschaut, was noch nicht von Brüdern belegt ist. Die Bee Gees machen Musik, die Gebrüder Grimm schreiben Märchen, die Vogel-Brüder sind in der Politik und die Klitschkos boxen. Damit war klar, dass wir für den Spaß zuständig sind. Nach uns kamen dann die Ehrlich Brothers. Die mussten Zauberer werden, weil nix mehr anderes frei war.

Wie sieht bei Ihnen eine Familienzusammenkunft aus?

Mittermeier: Die sind ziemlich verkrampft. Mein Bruder und ich gehen sehr argwöhnisch miteinander um. Da wird jedes Wort genau bedacht, bevor es ausgesprochen wird. Vor allen Dingen machen wir keinerlei Witze und Gags. Wir sind knallharte Konkurrenten im Haifischbecken der Unterhaltung. In diesem Geschäft gibt es keine Verwandten. Da klaut einer vom anderen. Unter uns gesagt: Wenn ich meinen Bruder einen Witz erzähle, dann ist der Witz so schlecht, dass ich den niemals verwenden würde. Wenn Sie von ihm was hören, was überhaupt nicht lustig ist ... das hat er von mir.

Sie haben ein BWL-Diplom und kennen Büros von innen, was ist der größte Unterschied zwischen Büro und Bühne?

Mittermeier: Der Flirtfaktor im Büro ist um ein Vielfaches höher als auf der Bühne. Wohingegen die Arbeitsleistung auf der Bühne um ein Vielfaches höher ist als im Büro. Falls Sie diese Antwort wirklich abdrucken, werden Sie in der Redaktion wahrscheinlich mit einem Shitstorm beglückt werden.

Das werden wir dann ertragen müssen (lacht). Wie wichtig ist das Lachen?

Mittermeier: Charlie Chaplin hat mal gesagt: „Jeder Tag, an dem Du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag!“ Dieser Satz bringt es auf den Punkt. Lachen ist essentiell. Es beschwingt, es befreit und es hilft. Ein lachender Mensch kriegt immer das größere Schnitzel, den besseren Platz und das höhere Gehalt. Mit Humor wandelt es sich leichter durch das Leben. Daher mein Aufruf an alle Schwetzinger: Bitte nennen Sie ihr Kind nicht „Ernst“!

Zur Person: Alfred Mittermeier

  • Alfred Mittermeier wurde 1964 in Dorfen (Bayern, nicht weit von München entfernt) geboren. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Michael Mittermeier ist ebenfalls ein bekannter Comedian/Kabarettist.
  • Alfred Mittermeier studierte Betriebswirtschaftslehre (BWL), arbeitete viele Jahre im Management einer Künstleragentur und erkundete 1994 als Schauspieler die komische Welt. Seit 2003 ist er mit seinen Soloprogrammen auf Tour – mehr Infos unter alfred-mittermeier.de
  • Am Freitag, 12. Mai, 20 Uhr, tritt Alfred Mittermeier mit seinem Programm „Paradies“ im Lutherhaus in Schwetzingen zum Lions Benefiz-Kleinkunstabend auf. Karten ab 25 Euro gibt es im SZ-Kundenforum in der Carl-Theodor-Straße 2 und unter www.reservix.de. ske

 

Gibt es etwas, worüber Sie keine Witze machen oder zumindest Beißhemmung verspüren?

Mittermeier: Ich würde bei einem Aufritt in Schwetzingen auf keinen Fall etwas gegen Schwetzingen sagen. Das hebe ich mir für Heidelberg auf. Ansonsten habe ich keine thematischen Tabus. Mein Credo ist, dass alles satirisch behandelt werden kann und darf. In jeder Thematik steckt ein humoristischer Ansatz. Die Kunst liegt darin, dass man mit brisanten und vermeintlich schwierigen Dingen gekonnt umgeht. Da reicht das weit verbreitete Bashing nicht aus.

Und was nehmen Sie bevorzugt ins Visier?

Mittermeier: Ich beschäftige mich ausschließlich mit Themen und Dingen, die mich berühren. Ereignisse, die bei mir keine Emotion hervorrufen, lasse ich liegen, selbst wenn sich die halbe Nation drüber aufregt. Der Humor steht klar im Vordergrund. Ich bin keiner, der mit erhobenem Zeigefinger wackelt und den Leuten unterschwellig mitteilt, was sie zu wählen habe. Leicht muss es rüberkommen, was man zu sagen hat. Gleichzeitig darf es nicht zu seicht sein. Intelligente Unterhaltung, bei der man auch mal um’s Eck denken muss, um die Pointe zu knacken. Und zwischen all den Hihis und Hahas soll sich ab und zu ein tiefes Ooh aus der Mitte der Kehlköpfe auf die Bühne schwingen. Das ist für mich gutes Kabarett.

In Bayern sind bald Wahlen. Ist das für einen aus Bayern stammenden Kabarettisten Segen oder Fluch?

Mittermeier: Die CSU liefert immer, egal ob Wahlkampf oder nicht. Markus Söder ist für uns Satiriker eine Arbeitsplatzgarantie. Die bundespolitische Ampel ist mittlerweile auf Augenhöhe. Der Unterschied ist lediglich, dass Söder alles bewusst macht. Die Ampel dagegen ist unfreiwillig zur größten Pointen-Fabrik mutiert. Sie steigt nicht in Fettnäpfe. Sie ist der Fettnapf.

Und noch eine Frage an einen Bayern: Was verbinden Sie mit Baden-Württemberg?

Mittermeier: Zum einen meine Studienzeit, an die ich gerne zurückdenke. Ich habe in Heidenheim an der Brenz in den 1980er Jahren BWL studiert. Zum anderen gefährliche nächtliche Heimfahrten nach Auftritten mit zahllosen 30er-Zonen und Blitzern. Mein letztes Foto stammt tatsächlich aus Baden-Württemberg. Und ausgerechnet, das ist kein Witz, in Deppenhausen.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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