Wie hoch ist Ihr virtueller Wasserverbrauch? Virtuell?! Darunter versteht man nicht etwa den Verbrauch von Wasser, wenn man im Internet unterwegs ist, sondern den unbewussten Wasserverbrauch, der für die Produktion von Lebensmitteln, Kleidung und industriellen Gütern verwendet wird. Und der ist bei uns um Welten größer als der bewusste im Alltag.
Die Wasserbilanz schneidet bei mischköstlicher Ernährung deutlich schlechter ab als bei pflanzlicher. Für die Herstellung von einem Kilogramm Schweinefleisch werden etwa 6000 Liter Wasser benötigt, für ein Kilogramm Rindfleisch sind es sogar 15 400 Liter. Das heißt übersetzt: Für die Produktion eines einzigen Hamburgers fließen rund 3000 Liter Wasser. Das ist in etwa so viel, wie wenn Sie zwei Monate lang jeden Tag duschen.
Doch warum fließt bei der Produktion von Fleisch so viel Wasser? Zum einen wird für den Anbau des Futters Wasser benötigt – für ein Kilogramm Rindfleisch kommen bis zu sieben Kilogramm Futtermittel zum Einsatz. Die Tiere selbst müssen natürlich Wasser trinken. Hinzu kommt, dass die Tiere, ihre Ställe und Kastenstände mit Wasser sauber gehalten werden. Im Sommer wird an heißen Tagen zusätzlich Wasser für die Kühlung der Tiere eingesetzt. Beim Schlachtprozess fließen neben Blut ebenfalls literweise Wasser.
Die Wasserbilanz pflanzlicher Lebensmittel fällt unterm Strich besser aus: 1800 Liter werden für ein Kilogramm Weizen, 290 Liter Wasser für ein Kilogramm Kartoffeln und knapp 300 Liter für einen Liter Sojadrink benötigt (rund 1050 Liter sind es für einen Liter Kuhmilch). Man darf nicht schön reden, dass viele als Superfood angepriesene pflanzliche Lebensmittel ebenfalls echte Wasserverschwender sind. Die Liste führen hier Avocados an, dicht gefolgt von Chiasamen. Mein Tipp als Alternative für Letztgenannte: heimische Leinsamen. Sie haben vergleichbare Inhaltsstoffe wie Chiasamen bei geringerem ökologischen Fußabdruck.
Wenn man bedenkt, dass schon heute 2,2 Milliarden Menschen keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser haben, lohnt es sich, auch einen Blick auf den Teller zu werfen – das Abstellen des Wasserhahns beim Zähneputzen alleine reicht langfristig nicht aus.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-wasser-sparen-mit-ernaehrung-_arid,1906416.html
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Wegen hoher Inflation den Ärmsten helfen