Schwetzingen. Übrigens ...
… während Engagement den aktiven Einsatz für die Gesellschaft und das Gemeinwohl bezeichnet, ist Ehrgeiz das „starke Streben nach persönlichen Zielen wie Erfolg, Anerkennung, Einfluss oder Macht“. Im Wettbewerb stehen und besser als andere zu sein, ist ein Antrieb, der im positiven Fall herausragende Leistungen hervorbringen kann. Im Sport sollten die „Freizeitler“ sich ihrer individuellen Leistung in der entsprechenden Gruppe bewusst sein und sich nicht mit „hochgezüchteten“ Profis vergleichen.
Falscher Ehrgeiz schmälert die Freude am Erreichten und verführt manchen zu Grenzüberschreitungen. Vom Schummeln bei Ergebnissen bis hin zu „unerlaubten Substanzen“ folgen so manche Amateure schlechten Beispielen im Profi-Bereich. Durch Medien wie Instagram, mit dem stetigen Blick auf abgehobene, oft geschönte Bilder, wird das „mehr sein wollen“ für viele Lebensbereiche eine Zwangsvorstellung.
Wunsch nach gefälschter Lebenswirklichkeit gefährdet eigenes Ich
Mehr zu scheinen als zu sein, mehr als Andere und mehr als uns guttut. Das gilt für den Sport ebenso wie für Ernährungsgewohnheiten aufgrund zweifelhafter Vorbilder. Schleichende, sichtbare und unsichtbare Schäden können die Folge sein. Durch immer inszeniertere Darstellungen fühlen sich viele mit „Likes und Followern“ unter Druck gesetzt. Daraufhin dann selbst geschönte oder regelrecht gefälschte eigene Lebenswirklichkeit ins Netz zu stellen, gefährdet jedoch das eigene Ich und erzeugt Gefühle von Unzulänglichkeit und Minderwertigkeit.
Ein bekannter Psychologe erzählte jüngst von nicht mehr verwunderlichen Auswüchsen: Auf der „weltgrößten Plattform für Bewegung“ registrieren sich Sportbegeisterte mit ihren Smartphones oder Fitness-Trackern, um persönliche Ergebnisse zu speichern und sich in Gruppen zu vergleichen. Eigentlich eine prima Sache und auch ein Ansporn. Weil aber manchen ihre persönliche (und im Netz permanent veröffentlichte) Leistung nicht gut genug sei, ließen sie ihre Geräte bei austrainierten Sportlern mitlaufen. Somit sind ihre vermeintlichen Daten jeweils in „Echtzeit“ online – ein absurdes Beispiel dieser Scheinwelt.
Wie viel besser wäre es doch für die körperliche und seelische Gesundheit – wie etwa beim Spargellauf – einfach nur mit richtigen Menschen zu laufen. Das nimmermüde Smartphone bekäme dann wahrscheinliche auch keinen digitalen Muskelkater.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-wenn-ehrgeiz-zur-falle-wird-oder-warum-falsche-vergleiche-im-sport-krank-machen-koennen-_arid,2328564.html
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Übrigens Wenn Ehrgeiz zur Falle wird, oder: Warum falsche Vergleiche im Sport krank machen können
Soziale Medien und digitale Tools verschieben Grenzen. Der Wunsch nach Anerkennung führt vom Schummeln bis zur Selbsttäuschung – mit gefährlichen Folgen für Körper und Seele, findet Gert Häusler.