Schwetzingen. Aufgrund von Bahnsteigarbeiten fiel die S-Bahn S9 in der vergangenen Woche über sechs Tage aus (wir berichteten). Ab den frühen Morgenstunden an diesem Montag fährt die S-Bahnlinie zwischen Mannheim und Schwetzingen zwar wieder wie gewohnt – jedenfalls in den Tagen vor dem nun neuerlichen Bahnstreik – allerdings hinterließ der Ersatzverkehr der vergangenen Woche seine Spuren. Leser berichteten dieser Zeitung von ausgelassenen Haltestellen, überfüllten Bussen, schlechter Kommunikation und vielem mehr.
Im Videotext des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders SWR hatte Herwig Lichtenstern aus Oftersheim ursprünglich von der Sperrung erfahren. „Da dachte ich, ich frage mal bei der Zeitung nach. Normalerweise werden solche Ausfälle ja groß angekündigt“, erzählt der Eisenbahnfan. Die recherchierte und fand heraus: Tatsächlich, auf der Webseite für Bauinformationen der Deutschen Bahn befand sich ein Ersatzfahrplan und die Ausfallbegründung „Bahnsteigarbeiten“. Die Redaktion hakte bei der Deutschen Bahn nach. Ein Pressesprecher teilte dann mit: „Die Deutsche Bahn hat die Bahnkunden über die baubedingten Fahrplanänderungen, Arbeiten an Bahnsteigen, über ihre Kanäle zur Fahrgastinformation informiert.“ Weiter verweist der Unternehmensmitarbeiter auf die App „DB Navigator“.
Doch hat der Transportriese seine Kunden aus Schwetzingen wirklich ausreichend vorgewarnt? Mitnichten. Auch am Schwetzinger Bahnhof war kein Hinweisschild zu finden. Ein Ärgernis für viele Bahnkunden, die sich daraufhin auch an diese Tageszeitung gewendet haben.
Zettel in einer Klarsichthülle
Die Schilderungen von Karsten Goldacker zum Beispiel liefern Zweifel an der ausreichenden Information durch die Bahn. Er nutze für seinen Arbeitsweg eigentlich die RB67, die in Folge der Riedbahnsperrung ausfalle, und erklärt gegenüber dieser Zeitung: „Somit ist für mich die Fahrt mit der S9 über Mannheim die einzige wirkliche Alternative per Zug, eine Fahrt mit dem Bus ist es im Berufsverkehr nicht.“
Die Fahrt mit der S9 sei ihm als Alternative in der „DB Navigator“-App angezeigt worden. „Leider haben sich für mich erst zu Beginn der Woche die Verbindungen in der App geändert und der Ersatzverkehr per Bus wurde angezeigt“, so Goldacker. Aufgrund der so kurzfristigen Veränderung seines Fahrplans und der damit verbunden Verlängerung der Fahrtzeit sei Goldacker dazu gezwungen gewesen, auf das Auto zurückzugreifen. „Dies ist mehr als ärgerlich. Ich habe eine gültige Fahrkarte und kann diese nicht wirklich nutzen. Neben den zusätzlichen Kraftstoffkosten belaste ich jetzt auch noch zusätzlich die Umwelt.“
Günter Schmeiser aus Ketsch beschreibt gegenüber der Redaktion die Fahrgastinformation zur S9 am Mannheimer Hauptbahnhof: „Ein durchweichter, im Wind munter flatternder Zettel in einer mittels Kabelbinder befestigten Klarsichthülle, in der sich aufgrund der Witterung das Wasser sammelte.“
Nicht nur die vermeintlich ungenügende Ankündigung des Ausfalls sorgte bei den Bahnkunden aus Schwetzingen für Unmut. Auch die Fahrten mit den Ersatzbussen selbst ernten Kritik. Günter Schmeiser sei am Mittwochabend gegen 18.30 Uhr bei der Mannheimer Ersatzhaltestelle eingetroffen. Der Ersatzbus hätte um 18.36 Uhr abfahren sollen. „Ein Bus kam jedoch nicht. Dafür erhielten wir über die App zweimalig Hinweise bezüglich einer Verspätung, die aufgrund der bereits verstrichenen Zeit beide deutlich überschritten und damit sinnbefreit waren.“ Als um 19.05 Uhr dann ein Bus eintraf, habe der Fahrer versichert, pünktlich und planmäßig abgefahren zu sein. Es habe sich folglich nicht um den verspäteten Ersatzbus, sondern um den nächsten gehandelt. „Der Hinweis, dass die Fahrradmitnahme im Schienenersatzverkehr nur begrenzt möglich sei, ist echt spaßig. Es konnten wegen der Überfüllung noch nicht einmal alle wartenden Menschen einsteigen“, kritisiert der Arzt für Anästhesie.
Neben den angesprochenen Punkten erreichten diese Zeitung außerdem Beschwerden über weitaus längere Fahrtzeiten als angegeben und ausgelassene Haltestellen. So sei es am Donnerstagmorgen einem Leser passiert, dass der Ersatzbus zwar an den Bahnhöfen in den Mannheimer Stadtteilen Neckarau und Rheinau planmäßig gehalten, wartende Fahrgäste in Schwetzingen-Hirschacker aber ignoriert habe und einfach weitergefahren sei.
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