Egal über welches Thema, welchen Ort oder Menschen: In der freien Internet-Enzyklopädie Wikipedia findet der Nutzer über (fast) alles eine Information. An diesem Freitag, 15. Januar, wird das 2001 gegründete gemeinnützige Projekt 20 Jahre alt. Ein Grund zu feiern, denn das Prinzip war: Wissen für jeden – umsonst. Im Januar 2021 lag Wikipedia auf dem 13. Platz der am weltweit häufigsten besuchten Webseiten. Das steht zumindest auf der Wikipedia-Seite selbst unter dem Eintrag „Wikipedia“.
Jeder Leser kann dort auch gleich zum Autor werden. Deshalb gestaltet sich die Qualitätssicherung schwierig. Es gibt zwar vier Grundprinzipien – Wikipedia ist eine Enzyklopädie, Neutralität, freie Inhalte, keine persönlichen Angriffe – und festgelegte Regeln, an die sich alle halten sollten.
Konflikte sollen innerhalb der Community von Administratoren gelöst werden. Da es bei etwa 1,9 Millionen Einträgen allein in der deutschen Version schwierig ist, den Überblick zu behalten, haben wir uns einige Aspekte des Artikels über Schwetzingen angesehen – und überprüft.
Basisdaten: „Schwetzingen ist eine Stadt im Nordwesten Baden-Württembergs, etwa zehn Kilometer westlich von Heidelberg und 15 Kilometer südöstlich von Mannheim. Sie gehört zur europäischen Metropolregion Rhein-Neckar.“ Das sind die ersten beiden Sätze, die man auf Wikipedia zu Schwetzingen findet. Mit der Fläche liegt die Enzyklopädie allerdings knapp daneben: Statt wie angegeben 21,63 Quadratkilometer, erstreckt sich Schwetzingen Stand 2019 auf 21,5 Quadratkilometer. Damit ist die Spargelstadt an der Fläche gemessen die zwölftgrößte Stadt im Rhein-Neckar-Kreis. Geht man nach der Einwohnerzahl, so liegt sie – Stand 30. Juni 2020 – mit 21 592 Einwohnern hinter Weinheim (45 317 Einwohner), Sinsheim (35 398 Einwohner), Leimen (26 979 Einwohner), Wiesloch (26 706 Einwohner) und Hockenheim (21 743 Einwohner) auf Platz sechs. Wikipedia gibt jedoch fälschlicherweise an, dass Schwetzingen „eine der fünf größten Städte des Rhein-Neckar-Kreises“ ist. Und auch die Bevölkerungsdichte der Stadt ist in Wikipedia nicht mehr auf dem neusten Stand: Statt der angegebenen 1001 Einwohner pro Quadratkilometer, sind es mittlerweile laut Statistischem Landesamt 1006.
Politik: In der freien Internet-Enzyklopädie sind die Wahlergebnisse der Gemeinderatswahl 2019 sowie ein kleiner Beitrag zum Oberbürgermeister und eine Liste der vergangenen Stadtoberhäupter zu finden. „René Pöltl (parteilos) wurde 2008 mit 90,67 Prozent der Stimmen zum Oberbürgermeister von Schwetzingen gewählt“, steht auf der Seite – das stimmt so auch. Wer kleinlich ist, wird allerdings anmerken, dass Pöltl einen Doktortitel hat und es deshalb korrekterweise „Dr. René Pöltl“ heißen müsste. Ansonsten hat Wikipedia in diesem Bereich gute Arbeit geleistet.
Kultur: Die Kultur in Schwetzingen ist vielseitig. Ob das breite Angebot auch im Internet so zu finden ist? Neben dem Karl-Wörn-Haus und dem Theater am Puls, wird auch die „Alte Wollfabrik“ genannt, die vor rund einem Jahr in „Wollfabrik“ umbenannt wurde. Die Sportvereine und der Theodor-Heuss-Kulturpreis werden ebenfalls aufgeführt. Unter der Überschrift Denkmale werden beispielsweise die „Spiegel der Geschichte“, der „Bananensprayer“, die Spargelfrau und die Jubiläumsbänke genannt. Dabei handelt sich allerdings nicht um Denkmäler, sondern um Kunst im öffentlichen Raum. „Ein Denkmal im eigentlichen Sinne haben wir in Schwetzingen nicht“, bestätigt Andrea Baisch, Pressesprecherin der Stadt. Zu den Kunstwerken gehören auch der Jubiläumsbrunnen, das Porträt von Ilse Fackel-Kretz an der Hauswand und die Figurengruppe „Die Claques“ vorm Hotel Adler.
Schloss und Schlossgarten: Liebe Leser, nun kommt das Herzstück der Stadt. Jeder Schwetzinger liebt es – Besucher, auch über die Grenzen der Region hinaus, kommen nach Schwetzingen, um diese Sehenswürdigkeit live zu erleben. „Das Schloss Schwetzingen ist die ehemalige Sommerresidenz der Kurfürsten von der Pfalz und Wahrzeichen der Stadt. Vor allem in der Zeit vor Kurfürst Karl Theodor, aber auch während seiner Regierungszeit, diente Schwetzingen auch zu Zwecken der Jagd.“ So weit, so richtig, allerdings schreiben wir unseren Carl normalerweise mit „C“. Die unterschiedlichen Schreibweisen lassen sich nicht eindeutig bestimmten Zeiträumen zuordnen. Nach Recherchen des städtischen Vermessungsamtes aus Heidelberg scheint die Schreibweise „Carl“ im 18. und 19. Jahrhundert modischer gewesen zu sein als „Karl“, die auch parallel verwendet wurde. Besonders, wenn jemand etwas von sich hielt, schien der Name „Carl“ bevorzugt zu werden. Das lassen wir einfach mal so stehen. Weiter geht es zum Schlossgarten, „der sich von einem typischen Barockgarten nahe dem Hauptgebäude des Schlosses und entlang der Mittelachse zum englischen Gartenstil in den Randbereichen hin erweitert. Geplant wurde er von dem bekannten Landschaftsarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell“, so weit – so richtig. „Sehenswert im Schlossgarten sind unter anderem das sogenannte Rokokotheater im rechten Zirkelbau von 1752, die Orangerie, das Badhaus, der Apollotempel mit dem Heckentheater, die als antike Ruinen gestalteten Bauten des sogenannten römischen Wasserkastells und des Merkur-Tempels, die Moschee (erbaut 1779 bis 1796), der Minerva-Tempel und der Arionbrunnen“, steht im Wikipedia Eintrag. Wir sind hier vielleicht etwas kleinlich, aber die Staatlichen Schlösser und Gärten sagen bei der Bauzeit etwas anderes. Nach deren Angaben war die Moschee bereits 1795 fertig. Besucher können diese Sehenswürdigkeiten allerdings frühestens am Sonntag, 31. Januar, wieder sehen. Diese Information hat die freie Enzyklopädie noch nicht auf ihrer Seite.
Veranstaltungen: Regelmäßige Veranstaltungen wie der traditioneller Kurpfälzer Fasnachtszug, die Schwetzinger Festspiele des SWR oder der Spargellauf finden sich auf Wikipedia wieder. Auch Musik im Park und der Weihnachtsmarkt sind – wenn Corona nicht dazwischenfunkt – Jahr für Jahr beliebt und gut besucht. Dass die Liste der regelmäßigen Veranstaltungen schon längst nicht mehr auf dem neusten Stand ist, zeigt sich im Monat „Juli“. Hier wird der „Mittelalter-Markt zu Schwetzingen“ erwähnt. Der Mittelalterverein organisierte zuletzt 2018 einen Mittelaltermarkt – allerdings nicht in der Spargelstadt, sondern in Oftersheim. 2014 fand in Schwetzingen ein Handwerker- und Bauernmarkt statt, 2013 ein Mittelaltermarkt. Zu den regelmäßigen Veranstaltungen zählt der Markt allerdings schon lange nicht mehr. Beim „Schwetzinger Eiszauber“ – ebenfalls gelistet – sind das letzte Mal vor sieben Jahren Jung und Alt über die Eisbahn geglitten. Danach gab es lange Zeit keine Schlittschuhanlage auf dem Schlossplatz mehr – bis 2019 eine Bahn aus Plastik aufgebaut wurde.
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