Im Interview - Vorsitzender Thomas Noller stellt den Kleingärtnerverein vor, räumt mit "Spießer"-Vorurteilen auf und erzählt vom Miteinander

"Wir sind eine große Familie"

Von 
Saskia Grössl
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Ein Mann und sein Garten: Thomas Noller ist Kleingärtner mit Leib und Seele. Die Blumen brauchen bei den warmen Temperaturen viel Wasser.

© Grössl

Bunte Blumen, wohin man schaut, Wasserplätschern, Fische in einem Teich: Der Kleingärtnerverein Schwetzingen ist eine grüne Idylle am Rande der grauen Betonwüste Stadt. In jüngster Zeit zieht es wieder mehr Menschen in diese Form der Natur. Besonders im Sommer ist es wunderbar, seinen Liegestuhl im eigenen Garten aufstellen zu können. Thomas Noller ist seit einigen Monaten Vorsitzender des Kleingärtnervereins. Wir sprachen mit ihm über Gartenregeln, den typischen Kleingärtnern und vor allem über Gurken - die auch probiert und für exzellent befunden wurden.

Welche Kriterien muss ein Kleingarten erfüllen?

Thomas Noller: Die Ideologie besteht darin, Sachen anzubauen, die man verzehren kann. Generell ist die wichtigste Regel aber, dass die 300 Quadratmeter Garten in drei Teile aufgeteilt werden. Ein Drittel der Fläche darf für Wohnraum, Geräteschuppen und Wege verwendet werden, ein Drittel für Rasenflächen und Blumen und das letzte Drittel für Nutzfläche, dort sollen also Gemüse und Obst angebaut werden. Was man nicht darf, ist, das, was im Wald vorkommt, anzupflanzen oder einen Swimmingpool zu bauen. Streng genommen darf man also noch nicht mal eine Thuja im Garten haben. Als Vorstand bin ich aber nicht so streng, sondern lasse auch einmal fünfe gerade sein. Man will den Garten doch als Fluchtmöglichkeit aus dem Alltag nutzen und es soll Spaß machen, ihn zu gestalten.

Wie hat sich der Schwetzinger Kleingärtnerverein entwickelt?

Noller: Auf dem jetzigen Gelände sind wir seit 1976. Wir haben es für 50 Jahre von der Stadt Schwetzingen gepachtet. Früher war es ein Übungsgelände vom Militär und praktisch eine Sandwüste. Daraus haben wir dann nach und nach eine Anlage mit insgesamt 139 Gärten erbaut.

Kann man von einem Boom im Kleingärtnertum sprechen?

Noller: Das ist definitiv so. Vor allem junge Familien mit Kindern interessieren sich für die Kleingärten. Wir haben vier junge Familien als Neuzugänge im Verein. Gerade heute, wo das Geld für junge Familien knapp ist, finde ich das beachtlich. Aber wenn man zum Beispiel das Geld für einen einmaligen Urlaub spart und es in einen Kleingarten investiert, hat man einen dauerhaften Urlaubsort.

Was für ein Image haben Kleingärtner und werden Sie diesem gerecht?

Noller: Wenn ich das Leben hier im Verein nicht kennen würde, hätte ich wahrscheinlich reagiert wie Sie: ,Das sind doch Spießer.' In Wirklichkeit sind wir aber eine freundschaftliche, kollegiale Gemeinschaft. Wir pflegen ein Miteinander, bei dem es als Außenstehender erst mal schwierig ist, hineinzukommen. Wenn man es aber geschafft hat, ist der Verein wie eine große Familie.

Welche Eigenschaften hat der typische Kleingärtner?

Noller: Er ist fleißig, zielstrebig, kollegial und familiär.

Welches ist der schönste Garten im Verein und warum?

Noller: Da gibt es zum Beispiel einen Garten, der an Ordentlichkeit und Harmonie nicht zu übertreffen ist. Wenn man an ihm vorbeiläuft, möchte man am liebsten eintreten. Auch der dort vorhandene Teich trägt dazu bei. Und zum anderen gibt es einen Garten, dessen Gartenhaus ein ehemaliger Fliesenleger mit bläulich-weißen Steinen verziert hat. Das sieht aus wie ein Mosaik - richtig schön.

Wie viel Zeit muss man für den Garten aufwenden?

Noller: Eigentlich sollte man jeden Tag zwei bis drei Stunden im Garten arbeiten. Denn vor allem das Unkraut hört leider nie auf zu wachsen (lacht). Aber es wäre ja langweilig, wenn alles perfekt wäre, man braucht doch immer etwas zu tun.

Was ist für Sie das Schönste am Kleingärtnertum?

Noller: Einmal die Gemeinschaft und das Erfolgserlebnis, dass etwas wächst, wo man vorher etwas eingesät hat. Diese Momente, wo man stolz sagen kann ,Schau mal, unsere Gurken'. Die sind so groß (zeigt mit den Händen die Dicke an). Es gibt einfach nichts Schöneres als der erste Gurkensalat aus den eigenen Gurken. Und, dass man am Ende so viel erntet, dass man einiges davon im Freundes- und Bekanntenkreis verschenken muss.

Beschreiben Sie einmal die Atmos-phäre im Kleingärtnerverein an einem sonnigen Sommertag.

Noller: Alle wuseln dann mit ihren Körben herein, jeder bringt etwas mit, der Grill wird angeworfen. Ganz wichtig ist dann auch der Plausch am Gartenzaun mit dem Gartennachbarn.

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