Schwetzingen. Der Ausstellungsreigen in diesem Jahr im Xylon-Museum in Schwetzingen nahm seinen Anfang mit einer Werkschau von Arbeiten der Stuttgarter Künstlerin Martina Geist. Gleich in mehrerer Hinsicht passend kommt die Ausstellung mit einem gefühlten Paukenschlag daher: Denn neben der in die heutige Zeit katapultierten Kunst des Holzschnitts und -drucks, Ursprung und Grundstock des Xylon, begeisterte die Künstlerin auch mit der Vielfalt ihres Werkes. Dazu gehören gleichfalls gänzlich anders gearbeitete großflächige Stofffahnen – nachhaltig aus recycelten Werbebannern genäht.
In vielerlei Hinsicht konnten die Besucher die Tiefe der Werke im tatsächlichem und übertragenen Sinne erleben genau wie die beeindruckende Gesamtkomposition. So ergab sich eine fast schon sinnliche Erfahrung. Das immer wieder in Geists Bildern auftauchende Naturthema schuf dabei eine großartige Nähe zum gleich nebenan liegenden Schlossgarten.
Xylon-Museum in Schwetzingen: Ausdruck in Einfachheit
Umfallende Stühle und Tassen, schlichte grafische Elemente, Zitronenstücke – es ist diese scheinbare Einfachheit, die dem Betrachter als Erstes auffällt, sobald er den großen Ausstellungsraum betritt. Nicht umsonst lautet der Titel „Bagatellen“. Und dennoch, der Eindruck ist gewaltig.
Hintergrund und Termine
- Martina Geist gibt es als Künstlerbuch „Bagatellen“, ISBN 978-3-00-072323-0, in dem vier Originaldrucke eingebunden wurden.
- In den Dialog mit der Künstlerin kann man bei „Kunst im Gespräch“ im Kunstverein Ladenburg am Samstag, 22. April, ab 17 Uhr kommen: Raum H6, Hauptstraße 6, Ladenburg.
- Die Finissage von „Bagatellen“ findet am 4. Juni mit Workshop von 11 bis 13 und ab 15 Uhr im Xylon-Museum in der Kronenstraße 17 in Schwetzingen statt.
- Die Ausstellung läuft bis zum vierten Juni und ist samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung zu sehen: www.xylon-schwetzingen.de mon
Bearbeitete Holzdruckplatten sind nicht länger nur Mittel zum Zweck, sondern werden als Holztafeln selbst zu farbigen Kunstwerken. Geometrische Muster hängen neben Blättern und Ranken, Alltagsgegenstände sind zu sehen. Aber man ist nicht verwirrt, sondern angetan, möchte mehr wissen und verstehen.
Die künstlerische Leiterin des Xylon-Vereins und Galeristin, Dr. Kristina Hoge, betonte in ihrer Einleitung: „Als ich Martina Geists Arbeiten zum ersten Mal sah, war ich beeindruckt davon, wie sehr die Impressionen davon bei mir hängen blieben. Ihre Arbeiten sind durch die Pflanzenmotive für mich eine gedankliche Brücke zum Schlossgarten und eine Schnittstelle zur Bundesgartenschau und der damit thematisch verwobenen Sommerfrische Schwetzingen.“
Auf den Titel der Ausstellung eingehend meinte sie: „Das Motiv ist hier eher nebensächlich. Es ist der Blick der Künstlerin auf die Dinge, der einen wichtigen und markanten Punkt darstellt. Beeindruckend auch diese unglaubliche Tiefe und die Gruppierung der Stofffahnen mit den Werken dahinter. Eine spannende Bewegung ergibt sich durch die Begehbarkeit und somit eine zweite Ebene des Zugangs.“ Dr. Hoge unterstrich: „Gearbeitet wurde mit einfachen Mitteln, aber keinesfalls einfach. Es kippt, es fällt, es steht nicht gerade. Unsere Wahrnehmung wird so auf die Probe gestellt.“
Zusätzlich zur Ausstellung, die Anfang Juni mit einer Finissage und einem Workshoptag ende, würden im Laufe der nächsten Tage noch vier Meter breite und drei Meter hohe Stofffahnen im Weg der Hofmusik aufgehängt. „Dies steht auch im Einklang mit unserer Absicht, mit dem Xylon mehr nach außen zu gehen“, erläuterte sie.
Xylon-Museum in Schwetzingen: Besucher begeistert
Sichtlich fasziniert zeigten sich die Besucher zur Vernissage, unter denen selbst etliche bekannte Künstlergesichter aus der Region weilten. Bernd Bühler aus Schwetzingen, der selbst kreativ tätig sei, staunte über manches Ausstellungsobjekt: „Ich bin beeindruckt von der Einfachheit der Arbeiten. Die Farben sind fantastisch, besonders das Grau. So zurückhaltend und dennoch so effektvoll.“ Der Nußlocher Künstler Clapeko van der Heide, der Geists Werke schon einmal in einer Galerie in Dossenheim gesehen habe, gab zu Protokoll: „Kompositorisch toll. Die Einfachheit der Mittel fasziniert. Eine sehr spannende Sache.“
Xylon-Vorstand Wilhelm Kampik kommentierte begeistert: „Toll, dies Großflächigkeit. Und steht man vor den Arbeiten, erfährt man deren Tiefe geradezu körperlich. Neben dem Grafischen sind es auch die bearbeiteten Holzplatten mit ihren mehrere Millimeter hineingehenden Furchen, die dies auslösen.“ Zur Ausstellung ist das Künstlerbuch „Bagatellen“ erschienen sowie eine Vorzugsausgabe, diee im Xylon-Museum in Schwetzingen erworben werden kann.
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