Schwetzingen. Rudi Bamberger, Behindertenbeauftragter der Gemeinde Brühl, begrenzt sein Schaffen und seinen Einsatz für Inklusion schon längst nicht mehr nur auf die Hufeisengemeinde. So testete er im Juni die Freizeitbäder der Städte und Gemeinden im Einzugsgebiet dieser Zeitung auf ihre Maßnahmen für Inklusion und den Umgang mit behinderten Badegästen – auch das Bellamar in Schwetzingen (wir berichteten).
Beim hiesigen Allwetterbad bemängelte er damals einen fehlenden Pool-Lift, der den körperlich eingeschränkten Gästen den Beckeneinstieg erleichtert. Bäderleiter Alexander Happold stellte daraufhin klar, dass das Schwetzinger Bad durchaus einen solchen besitze und dieser auch in regelmäßigen Betrieb sei.
Um dieser Sache nochmals auf den Grund zu gehen, besuchte Bamberger gemeinsam mit einem Reporter dieser Zeitung erneut das Freizeitbad und stellte das dortige Personal und die Bedingungen für Behinderte auf die Probe. Das Ergebnis des Praxistests zeigt nun, dass das Bellamar, bis auf minimale Ausnahmen, eine vorbildliche Ausstattung für einen stressfreien Besuch Behinderter bietet.
Angefangen mit ausreichend Behindertenparkplätzen direkt vor dem Bad über barrierefreie Zugänge zu sämtlichen Bereichen bis hin zu einer großzügigen und neuen Umkleidekabine erfüllt das Bellamar einige der wichtigsten Kritikpunkte Bambergers mit Bravour.
Vorschlag für Schlüsselproblem
Doch auch andere Aspekte waren Teil des Praxistests: Sensibilisierung des Personals im Umgang mit Behinderten, Sicherheit im Badebereich und nicht zuletzt die Handhabung des Pool-Lifts und dessen Beschaffenheit.
Beim Betreten des Eingangsbereichs gab es zunächst Ernüchterung: Der Zugang zur Behindertenumkleide ist nur durch einen an der Kasse liegenden Schlüssel möglich. Dieser muss dann nach dem Umziehen wieder zurückgebracht werden. Für einen Rollstuhlfahrer ist dies ein großer Aufwand. Bamberger schlägt hier den Einsatz eines „Euro-Schlüssels“ vor. Dieser wird nur an Menschen mit einer Behinderung ausgegeben und wird beispielsweise an öffentlichen Toiletten genutzt.
Im Beckenbereich angekommen, galt es zunächst, einen der Mitarbeiter zu finden. Mehrere waren gut sichtbar in ihrem Aufsichtshäuschen und reagierten auf die Nachfragen nach dem Pool-Lift sehr freundlich und empathisch – ein absoluter Pluspunkt. Denn dann fühlt man sich willkommen und geschätzt.
Das Prozedere rund um die Benutzung des Lifts ging nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gut. Zwei Mitarbeiter waren zur Stelle und ließen Bamberger in das Schwimmerbecken hinab. Der Lift an sich ist jedoch ein veraltetes Modell, wie Bamberger feststellt: „Hier ist Muskelkraft vonnöten, was bei neueren Modellen nicht mehr der Fall ist. Zudem bestand bei mir die Angst, dass einer der Zuggurte reißen könnte. Eine Neuanschaffung wäre definitiv ratsam.“
Trotzdem lief der Test weitestgehend nach den Vorstellungen des Behindertenbeauftragten. Es wurde beim Schwimmen regelmäßig nachgeschaut, ob alles in Ordnung ist und Wünsche wurden umgesetzt. Eventuell sogar etwas zu sehr, wie Bamberger findet: „Das Strömungsbecken ist eigentlich nicht für den Lift geeignet. Auf meinen Wunsch hin wurde ich trotzdem hineingelassen, was im Endeffekt zu gefährlich war.“
Damit hat das Bellamar den bis auf einige Kleinigkeiten wie ein fehlendes zweites Geländer am Warmwasserbecken oder dass der Zugang zum Whirlpool für Menschen im Rollstuhl nicht möglich ist, bestanden.
Bäderleiter verweist auf Wechsel
Bäderleiter Alexander Happold, wurde in einem Feedback-Gespräch mit den Ergebnissen konfrontiert. Rudi Bamberger sprach ihm und seinem Team ein Lob aus, wies jedoch auch auf die Versäumnisse hin. Dabei zeigte er Happold ebenfalls Optionen für einen neuen Lift auf.
„Wir sind sehr offen, haben einen hohen Standard und werden die Ratschläge von Herrn Bamberger beachten“, so Happold. Der Behindertenbeauftragte bot sogar an, in regelmäßigen Abständen ein Personaltraining zur Sensibilisierung und Nutzung des Pool-Lifts zu begleiten.
Auch hier zeigte sich der Bäderleiter interessiert, verwies jedoch darauf, dass er nur noch bis Ende des Jahres in seiner Position bleiben werde und anschließend eine neue Anstellung in der näheren Umgebung seiner Heimat in Schwaben antreten wird.
Rudi Bamberger hofft trotzdem, dass das Freizeitbad weiterhin versucht, seine Bemühungen zum Thema Inklusion voranzutreiben und die Verbesserungsvorschläge nutzt.
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