Heidelberg. Alpakas, Ziegen und Ponys grasen entspannt hinter dem Zelt des Zirkus Konfetti, der derzeit in Leimen gastiert. „Beim Flyer-Verteilen ist mir aufgefallen, dass viele Leute sofort nach den Tieren fragen – und das meist kritisch“, sagt Zirkusbesitzerin Jessica Frank-Weisheit. Sie stammt aus einer Zirkusfamilie in achter Generation. Auch ihr Mann Frank ist mit Tieren im Zirkus groß geworden.
Die Akrobatin glaubt, dass Vorbehalte gegenüber der Tierhaltung im Zirkus der Grund sind, warum in Heidelberg bislang nur so wenige Zuschauer den Weg ins Zelt gefunden haben. Deshalb gewährt sie Einblick hinter die Kulissen. „Die Tiere gehören zur Familie und stehen bei uns an erster Stelle. Es macht mich traurig, wenn die Leute das so negativ sehen“, sagt sie.
Strenge Kontrollen zum Schutz der Tiere
„Wir unterliegen strengen Kontrollen durch die Veterinärämter“, erklärt sie. Bei jeder Anreise werde der Tierbestand kontrolliert, die Behörden hätten Einsicht in alle Unterlagen. Werde ein Mangel festgestellt, sei das in der Akte dokumentiert – und der nächste Veterinär wisse direkt, worauf er achten müsse. Auch für die Transportboxen gebe es klare Vorschriften.
Eine Sprecherin des Rhein-Neckar-Kreises bestätigt auf Anfrage: „Es werden stichprobenartige und anlassbezogene Kontrollen durchgeführt – etwa bei Hinweisen auf tierschutzwidrige Zustände.“ Dabei würden der Tierbestand, die Tiere selbst, die Unterbringung sowie die Dokumentation überprüft. Bei früheren Mängeln werde besonders genau hingeschaut.
Laut dem Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises ist der Tierschutz seit 2002 als Staatsziel im Grundgesetz verankert. Ziel ist es, das Leben und Wohlbefinden von Tieren zu schützen. Wer Tiere hält, muss sie artgerecht ernähren, pflegen und unterbringen – und dafür auch die nötigen Kenntnisse mitbringen. Für gewerbliche Tierhaltungen wie Zirkusse gelten noch strengere Regeln: Sie brauchen eine Genehmigung nach dem Tierschutzgesetz. Diese wird nur erteilt, wenn die Verantwortlichen nachweisen können, dass sie fachkundig sind, zuverlässig handeln und die Tiere gut untergebracht sind.
Kritik an der Tierhaltung im Zirkus
Kritik an der Tierhaltung im Zirkus kommt dennoch immer wieder auf. „Tiere im Zirkus sind ständig auf Reisen, in lauten Umgebungen und unter ständigem Erwartungsdruck – das bedeutet Stress“, sagt eine Sprecherin des Tierschutzvereins Heidelberg. „Ob ein Tier wirklich Spaß an der Manege hat oder nur mitmacht, um sich dem ‚Rudel‘ zugehörig zu fühlen, können wir nicht wissen. Es bleibt fragwürdig, ein Tier zu präsentieren, um damit Geld zu verdienen.“
Jessica Frank-Weisheit zeigt Verständnis für die Diskussion – sie legt aber Wert auf eine differenzierte Betrachtung: „Unsere Tiere sind alle selbst gezogen und das Reisen gewohnt. Sie gehören zur Familie.“ Es mache sie traurig, dass viele Menschen vorschnell urteilten, ohne sich selbst ein Bild zu machen. Deshalb lädt sie Besucherinnen und Besucher gerne ein, hinter die Kulissen zu schauen.
Die Perspektive aus dem Zirkus
„Auch das Training ist spielerisch und beginnt bereits mit den Tieren im Stall“, sagt Frank-Weisheit. „Und wenn ein Tier nicht für die Show vor Publikum geeignet ist, dann akzeptieren wir das auch“, fährt sie fort. Sie erzählt von einem besonders begabten Hund, der sich im Training hervortat – aber nie auf die Bühne wollte. „Dann haben wir es eben gelassen.“
Beschäftigung und Aufgaben seien wichtig, sagt sie – auch bei Haustieren. „Ein Hund, der den ganzen Tag allein in einer Stadtwohnung sitzt, lebt ja auch nicht ideal. Bei uns ist immer jemand da, wir leben bei den Tieren. Wenn etwas mit den Tieren ist, kriegen wir es sofort mit – auch nachts.“
So leben die Tiere im Zirkus Konfetti
Die Tiere wirken ruhig, beinahe gelassen. Sie kauen auf getrocknetem Gras, eine Ziege nähert sich neugierig der Kamera. Auch die Ponys kommen heran und blicken unter ihren zotteligen Mähnen hervor. Alle Hufe sind ordentlich geschnitten, die Alpakas zum größten Teil geschoren.
Auch eine Sprecherin des Rhein-Neckar-Kreises bestätigt, dass das Veterinäramt „bei Überprüfungen in der Regel nur geringfügige Mängel festgestellt werden, deren Behebung während des Gastspiels durch den Zirkusbetreiber erfolgt“. Ein geringfügiger Mangel wäre beispielsweise ein Hufschnitt, der seit kurzem überfällig ist.
Ihre Leidenschaft gilt dem Zirkus
Frank-Weisheit selbst kann sich kein anderes Leben vorstellen: „Wenn man da reingeboren ist, ist es schwierig, ein anderes Leben zu führen“, ist sie überzeugt. Wer sich selbst überzeugen möchte, kann den Zirkus noch bis zum 22. Juni in Leimen, Im Breitspiel 28, besuchen. Jeweils Mittwoch, Donnerstag und Freitag ab 17 Uhr und sonntags um 14 Uhr finden Vorstellungen statt. Die Kasse öffnet 30 Minuten vorher.
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