Schwetzingen. So richtig hell leuchtet die Welt gerade nicht. Klimawandel, Artenschwund und das Leid der Ukrainer im Zuge des russischen Angriffskrieges trübt den Blick in die Zukunft spürbar. Man könnte auf den Gedanken kommen, dass gerade nicht die Zeit ist für Vergnügen und Kultur. Doch kaum etwas könnte falscher sein. Davon sind die Vorsitzende und die Geschäftsführerin der Mozartgesellschaft, Rosa Grünstein und Katharina Simmert, zutiefst überzeugt. Und so stand für die beiden die zweite Ausgabe von „Fête de la Musique“ am Dienstag, 21. Juni, dem längsten Tag des Jahres, nicht einen Moment auf der Kippe. Im Gegenteil, wann, wenn nicht jetzt, gelte es Menschen zusammenzubringen und ein Zeichen für Versöhnung und Frieden zu setzen.
Kaum etwas, so auch Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, bringe Menschen besser zusammen als die Musik. Sie ist und bleibt eine der Brücken, die Menschen zusammenführen kann. Kurz berichtet Grünstein von kurzen Filmen ukrainischer Musiker, die im Kriegsgebiet spielten und so wenigstens für einige Momente zeigten, dass Menschsein eigentlich Menschlichkeit bedeutet. Kultur ist so verstanden auch ein Schutz vor der Barbarei und damit unverzichtbar.
Klarinette und Kontrabass
Eingeleitet wurde der Pressetermin zur „Fête de la Musique“ im Weg der Hofmusik mit einem kleinen Ausblick auf das Kommende. Simon Abraham mit Klarinette und der stellvertretende Musikschulleiter Philipp Wolfart mit Kontrabass brachten das legendäre Stück „Fever“, bekannt geworden durch die legendäre Sängerin Peggy Lee, zum Klingen. Und es dauerte dann auch nur Sekunden bis Pöltl, Grünstein, Simmert, die Kulturverantwortliche Dr. Barbara Gilsdorf und Oliver Engert, Geschäftsführer des Stadtmarketings (SMS), im Rhythmus waren. Und genau dieses Ziel, so Simmert, verfolge man auch am 21. Juni zwischen 16 Uhr und Sonnenuntergang. Dabei zeigte sie sich zuversichtlich, dass dieses Ziel erreicht werde. Der Macht der Musik könne ja zum Glück kaum jemand widerstehen. „Einfach kommen und sich von der Musik durch die Stadt tragen lassen.“
„Fête de la Musique“, vor genau 40 Jahren, 1982, in Paris geboren, braucht eigentlich nur eine Straße, einen Hof oder sonst irgendeine Location, die das Musikmachen erlaubt. Dazu dann noch Musiker, die Lust haben und fertig ist das Erfolgsrezept. Es gibt keine Eintrittsgelder, keine Gebühren und keine Gagen. Einfach nur spielen, hören und gemeinsam Freude empfinden. Simmert ist wichtig, dass Musiker und Besucher der ganze Region eingeladen sind und die gesamte Stadt bespielt wird. Sie sucht daher nicht nur Musiker, sondern auch Locations, die noch niemand kennt, die aber für das Musikmachen geradezu geschaffen sind. So rücke über die Menschen auch die Stadt mehr zusammen.
Vielleicht, so Engert, gelänge es, aus der „Fête de la Musique“ gleich eine ganze französische Woche mit viel „Savoir-vivre“ zu machen. Schon geplant ist in dieser Woche der französische Markt. Die Volkshochschule könnte ihre Französisch-Kurse präsentieren und die Gastronomie auf französische Küche umschalten. Bis zum 21. Juni sei zum Glück ja noch etwas Zeit.
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