Schwetzingen. Das Gemälde von Pia Hampel hat etwas Erfrischendes. Das leuchtende Gelb erinnert im ersten Moment an Zitronen. Zitronenlimonade. Zitronenmasaker im Mixer? Bei Letzterem muss die Künstlerin herzlich lachen. „Das ist ja das Schöne, dass jeder etwas anderes für sich in den Bildern sieht“, sagt sie in Bezug auf die Assoziation. Pia Hampel selbst hat ihre abstrakten Werke sogar mit Titeln versehen, die den Betrachtern den Weg ebnen sollen. Und ab diesem Mittwoch dürfen sich diese die zweite Jubiläumsausstellung des Kunstvereins Schwetzingen im Palais Hirsch am Schlossplatz wieder anschauen. Sie ist bis 14. August mittwochs bis sonntag, 14 bis 18 Uhr, zu besichtigen.
Sowohl bei der Vernissage am Freitag als auch am Wochenende fand die vielseitige Werkschau mit dem Titel „50 Jahre Kunstverein Schwetzingen – reMember!“ bereits regen Zuspruch, ist es doch die erste Verkaufsausstellung des Vereins, der damit seine treuen Mitglieder würdigen möchte (wir berichteten am Samstag, online und im „Digitalen Sonntag“). Im Erdgeschoss des Palais Hirsch trifft man dabei auf Klassiker der Gründerväter, etwa von Bernhard Karl Becker, Heinz Friedrich und Alfons Klein. Otto Mindhoffs Technoide und Gerd Linds geometrische Formen sind vertreten.
Zur Ausstellung
- Die Verkaufsausstellung ist bis 14. August im Palais Hirsch am Schlossplatz in Schwetzingen mittwochs bis sonntags, 14 bis 18 Uhr, ohne Eintritt zu besichtigen.
- Im Erdgeschoss sind Werke der Gründerväter des Kunstvereins zu sehen. Zu ihnen zählen Gerd Lind, Otto Mindhoff, Heinz Friedrich, Bernhard Karl Becker, Alfons Klein und Norbert Nüssle.
- Im Obergeschoss gibt es Arbeiten von Vereinsmitglieder zu sehen, darunter Eva Clemens, Hans Deimann, Andrea Flätgen, Pia Hampel, Kathleen Knauer, Eberhardt Meiringer, Vera Otto, Klavs Parins, Hanne Plattner, Karin Posmyk, Anton Small, Gisela Späth, Jan Thomas, Karlheinz Treiber, Julija Usoniene, Felicitas Wiest und Dietmar Brixy.
Vielfalt, die Spaß macht
Gerd Lind (80) wohnte als einzig noch lebender Gründer des Kunstvereins auch der Vernissage bei und fand auf den ersten Blick die Arbeiten von Felicitas Wiest anziehend, deren Stillleben mit kräftigem Rot die Blicke auf sich ziehen. Er selbst ist nach wie vor künstlerisch aktiv und erinnerte im Gespräch mit dieser Zeitung an die schwierigen Zeiten für die Kunstschaffenden in Schwetzingen Anfang der 1970er Jahre. „Damals hieß es, die Stadt mache nichts für Künstler. Doch ihr fehlte einfach ein Ansprechpartner“, erklärt er den Hintergrund der Vereinsgründung. Was hat sich damals zu heute geändert in der Kunst? „Die Digitalisierung hat neue Wege geschaffen“, verdeutlicht er. Zum einen ist da die Chance, die eigene Arbeit einem breiteren Publikum bekannter zu machen. Die Vermarktung ist ein weiterer Aspekt. Von der künstlerischen Seite habe er sich selbst lange gegen einen Computer gewehrt, dann jedoch Programme entdeckt, mit denen er Skizzen fertigen konnte, die er zuvor immer aufgezeichnet hätte – und das nutzt er heute natürlich. Was die Digitalisierung aber auch mitgebracht hat und was weniger erfreulich ist, sind die Fälschungsmöglichkeiten.
Es ist ein spannender Austausch mit dem Altmeister und ein ebenso packender mit dem jüngsten Kunstvereinsmitglied, welches im Palais Hirsch Arbeiten zeigt: Anton Small ist 39 Jahre alt. Der Ludwigshafener verdient sein Geld als Softwareentwickler. Seine surrealen Werke – Gouache auf Bambuspapier – fallen durch ihre Abstraktheit und ihre illusionistische Effekte auf. Small kam durch den Besuch einer Ausstellung zum Kunstverein Schwetzingen. Für ihn stellt diese Art der kreativen Arbeit einen Ausgleich zum Job her, „zumal man dadurch mit Menschen ins Gespräch kommt“, erläutert er bei der Vernissage. Dort erzählt er zudem, dass er gerade eines seiner Kunstwerke nach New York verkauft hat – und der Käufer hat damit definitiv ein Verständnis für etwas außergewöhnlich Tolles in Sachen Kunst bewiesen.
Die Ausstellung ist wunderbar vielseitig, nicht nur was das Zusammenstellen von abstrakten und figurativen Werken angeht, sondern auch von der Farbzusammenstellung. Bizarres ist auch darunter, etwa von Vera Otto, die in Collagen mit Frankensteins Kopf die Pandemie auf ihre Weise verarbeitet. Für sein Museum Blau dürfte Kurator Dr. Dietmar Schuth auch einige Kandidaten entdeckt haben: Karin Posmyks Riesenrad zum Beispiel im mystischen Nachtdunst oder die Zeichnungen von Jan Thomas. In dessen blauen Tintenfisch hat sich Schwetzingens Pfarrer Steffen Groß verguckt: „Die Bilder gefallen mir richtig gut“, meint dieser in Bezug auf Arbeiten, die schmunzeln lassen.
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