Technik Museum

Bundeswehr-Maschine in Speyer: Großes Interesse der Besucher

Großes Interesse an den Sonderführungen der beiden Experten in der berühmten Transall, die 2011 ihren letzten Flug antrat. Im Technik-Museum in Speyer zählt sie zu den beliebtesten Ausstellungsobjekten.

Von 
Susanne Kühner
Lesedauer: 
Die Propeller drehen sich und alles was nicht niet- und nagelfest ist, wird aufgeweht. Überflogen wird die Transall gerade von einem auf dem Flugplatz landenden Privatflieger. © Susanne Kühner

Speyer. So etwas wie Wehmut keimt bei Sebastian Kühme auf, wenn er in der Ladefläche der Transall 5099 aus deren Geschichte erzählt. Groß ist die Freude beim Stabsfeldwebel, dass so viele Menschen sich dafür interessieren. Einen Tag lang durfte die Bundeswehr-Maschine im Technik Museum besichtigt werden. Der Höhepunkt: der Start der Motoren.

2011 hatte die Transall ihren letzten Flug angetreten. Ziel war das Gelände des Museums in Speyer. Seither zählt sie dort zu den beliebtesten Ausstellungsobjekten. Sonst nur von außen zu begutachten, hatte das wuchtige Flugzeug nun mal wieder seine Klappen geöffnet.

28 Jahre lang kümmerte sich Kühme als Techniker um diese Transall. In Pensing war sie stationiert. „Das Letzte, was wir daran gemacht haben, war der Austausch des Bugfahrwerks“, erinnert er sich. Die Flugsicherheit, betont er, hatte absolute Priorität. Sein Technikerherz schlägt heftig, als er von den Finessen und Feinheiten, von Einsätzen und Erlebnissen berichtet. Kühme betont: „Diese Maschine war unser Leben.“ Im Besonderen für die Ladung war der Soldat verantwortlich. Eine spezielle Ausbildung hat er dafür absolviert. „Ich habe darauf geachtet, dass alles nach dem Luftfahrzeugrecht verpackt wird. Das Gewicht musste im Detail angegeben werden“, erzählt Kühme den Besuchern.

Da ist Platz für viele Menschen. Über die Laderampe ging’s in den Bauch der Transall. © Susanne Kühner

Viele Hände müssten zusammenwirken beim Beladen, Starten und Landen einer Maschine. Die Zahl von gut 1000 Personen erstaunt die Anwesenden. Die Frage, wie viele Soldaten in der Transall mitgenommen werden konnten, beantwortet Kühme mit Leichtigkeit. Maximal 93! Er ergänzt: „Das waren vier Reihen, die komplett voll besetzt waren.“

Der Stabsfeldwebel deutet leicht nach oben auf den Verlauf der Gestänge im Laderaum der Maschine. „Dort gingen Seile durch, die am Fallschirm der Soldaten befestigt waren“, klärt er auf. Beim Absprung der Fallschirmjäger habe das Seil den Schirm nach 40 Metern aus dem Rucksack gezogen. „Dann hingen sie erst mal in der Luft“, so Kühme.

Keine Chance hatten die Soldaten, sich vor dem Sprung zu drücken. Das wird den Besuchern direkt klar. „Es war wichtig, dass die Masse rauskommt“, verdeutlicht Kühme, wie wichtig geregelte Abläufe und die funktionierende Technik waren.

Der Engel der Lüfte

Vor allem vielen älteren Menschen sei die Transall als „Engel der Lüfte“ bekannt. „In Afrika wurde viel gute Arbeit geleistet“, denkt Kühme an die Versorgung der Menschen dort mit Lebensmitteln bei Hilfsaktionen zurück. Das Hochwasser von Mosambik ist den Zuhörenden noch im Gedächtnis. Kühmes persönlich größtes Erlebnis: Die Notlandung der Transall im eisig kalten Nord-Kanada, bei der durch die Kälte auf allen Seiten Öl und Kraftstoff herausgepresst wurde. „Wir haben die Maschine aus dem Eis geholt“, lässt der frühere Techniker, der heute Karriereberater bei der Bundeswehr in München ist, wissen.

Begehrtes Objekt auf dem Museumsfreigelände: die Transall. © Kühner

In Afghanistan ist die Transall ebenfalls gewesen. „In der ganzen Zeit dort kamen wir nie unter Beschuss“, fügt Kühme ein. Das kann Max Knierer bestätigen. Der Pilot verbrachte 48 Jahre seines Lebens mit dem Flugzeug. Seit drei Jahren ist er in Pension. Eines aber hebt Knierer hervor: „Der Einsatz in Afghanistan hat die Grenzen der Transall aufgezeigt.“ Mit zwei Triebwerken über das 8000 Meter hohe Hindukusch-Gebirge zu kommen, das forderte Können und Schweiß.

„Fliegerisch macht die Maschine Laune“, gibt Knierer zu. Das merkt man ihm am Besichtigungstag besonders an: Dann, wenn die Triebwerke und Motoren angeworfen werden. Die Stoßwelle geht an den Besuchern nicht vorbei. Laub wirbelt auf wie bei einem Tornado. Festgehalten wird alles in Foto und Film. Für alle ist der Tag ein Ausflug in die Geschichte. Die der Transall endete im Dezember 2021. „Damals“, so fasst Knierer zusammen, „wurde die letzte Maschine aussortiert und der Flugbetrieb eingestellt.“

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung