Speyer. Auch die 19. Ausgabe der beliebten Speyerer Charity-Nacht von Round Table 63 ist in der Speyerer Stadthalle mit großem Zuspruch beim Publikum über die Bühne gegangen. Mit Sascha Thamm, dem Chaostheater Oropax und Michael Krebs haben die Tabler in diesem Jahr auf vier starke Comedians gesetzt, die ihr Publikum in einem konzentrierten dreieinhalbstündigen Programm bei Laune hielten. Durch den Abend führte der derzeitige Präsident der Round Tabler Jonas Becker. Den Erlös will der Serviceclub der Initiative „Stark im Sturm“ des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim zukommen lassen.
Charity-Nacht in Speyer: Sascha Thamm macht den Auftakt
Den Auftakt zur langen Nacht des Kabaretts machte Sascha Thamm, mehrfach ausgezeichneter Comedian aus Remscheid, der seine Geschichten gerne lesend vorträgt. Dabei beobachtet Thamm sehr genau die scheinbaren Nebensächlichkeiten unseres Daseins und räsoniert mit pointiertem Wortwitz über die großen Themen unserer Zeit. Gerne werden auch aktuelle Trends aufs Korn genommen: Fitnessarmband mit Schrittzähler? Wofür? Man erkennt doch selbst den Unterschied, ob man sich sportlich betätigt oder auf der Couch die dritte Tüte der „olympischen Zwiebelringe“ nicht aufbekommt, weil die Finger so fettig sind.
Seine Kurzgeschichten kreisen um kleine und mittelschwere alltägliche Katastrophen, Vater-Sohn Geschichten inbegriffen. Sechs dieser Kurzgeschichten hatte Thamm für die Speyerer im Gepäck. Herzhafte Lacher gab es für seine letzte Story „Learning by burning“ - ein Text über naturwissenschaftliche Experimente am illegalen Lagerfeuer an der Talsperre, zum Beispiel die Frage, wie eine Fünf-Liter-Dose Pilsner Faxe mit Feuer reagiert: Sprachmächtig, lustig und mitten aus dem Leben.
Bohrmaschine für den Korken
Danach ging es Schlag auf Schlag mit dem Chaostheater Oropax, das schon mehrfach Gast in der Charity-Nacht war: Der eine hat eine Glatze und der andere spielt den Doofen, ist aber ganz schön schlagfertig mit seinen Antworten. Der eine besitzt den siebten Sinn, der andere dafür die restlichen sechs. Die slapstickhafte Komik der beiden Brüder hat nicht nur Wortwitz, sondern auch kontinuierlich den Schalk im Nacken. Eloquent und in hohem Tempo geben sie Wortspiele und Kalauer zum Besten, wobei sich ihre Witze immer auf einfache mitgebrachte Requisiten beziehen. Mit überzeugender Mimik spielen sie sich gegenseitig die Bälle zu. Sie können die Weinflasche mit der Bohrmaschine entkorken und erlauben sich manchen Schabernack mit dem Publikum, egal, ob es dabei ums Untersuchen einer aus dem Publikum entwendeten Handtasche geht oder die erfragte Berufsbezeichnung eines Gastes aufs Korn genommen wird. Running Gags und das spontane Spiel mit den Gästen sind die großen Stärken des Duos aus Freiburg.
Mit dem Auftritt des Musik-Kabarettisten und Entertainers Michael Krebs und seinen krachend schönen Piano-Songs steuerte der Abend auf seinen schwungvollen Abschluss zu. Krebs sprach vom Jahres-Tour-Auftakt seiner „20 Jahre Jubiläumstour“ in Speyer und versetzte das Publikum der Charity-Nacht bereits mit dem ersten Song in „Partylaune“. Er posierte witzelnd für den Fotografen und begann musikalisch wie textlich „auf der Kante zu balancieren“. Krebs ist begnadeter Songschreiber und Musiker. Auch er liebt den Kontakt zum Publikum und überzeugt insbesondere durch seine kabarettistischen Einlagen zur Musikgeschichte anhand von Krankheiten: Als junger Musiker habe er an einer „Moll-Dur-Schwäche“ gelitten, sagt er, und erst durch die bildhaften Erklärungen seines Musiklehrers den Unterschied zwischen beiden Tonarten gelernt. Der Soundtrack zu den Star-Wars-Filmen mit der Vertonung der hellen und der dunklen Seite der Macht hätte ihm geholfen, den Weg ins Musikstudium zu finden. Mit einem Darth Vader in fröhlichem Dur oder einem Hochzeitsmarsch in Moll („Da ist die Scheidung gleich mit drin“) versetzte er das Publikum in Begeisterung. Und eine andere Melodie bleibt ihm gnadenlos im Kopf - Richard Claydermans kitschige „Ballade pour Adeline“. Überall mischt er sie rein, bei Frank Sinatra, AC/DC, ja sogar in eine Rap-Version. Er kann mit ihr sogar den Ablauf eines Liebesspiels erklären.
Rund 500 Gäste konnten nach diesem komödiantischen Feuerwerk zufrieden den Nachhauseweg antreten oder den Ausklang der abschließenden Aftershow-Party im Foyer der Stadthalle genießen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die Veranstaltung alljährlich einen guten Zweck erfüllt. Der Erlös wird der Initiative „Stark im Sturm“ des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) zugutekommen. Anne Koopmann und Yvonne Grimmer, beide Mitarbeiterinnen des ZI, stellten das Projekt zu Beginn der Veranstaltung kurz vor.
Für Kinder suchtkranker Eltern
Dieses wichtige Programm widmet sich der Unterstützung von Kindern psychisch oder suchtkranker Eltern. In Deutschland wachsen schätzungsweise rund vier Millionen Kinder in Familien auf, die von psychischen Erkrankungen oder Suchterkrankungen betroffen sind. Diese Kinder stehen häufig unter enormem Druck: Sie erleben emotionale Vernachlässigung, übernehmen früh Verantwortung und sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, selbst psychische Störungen zu entwickeln. In diesem Projekt werden allen Eltern, die in den beteiligten Kliniken behandelt werden, frühzeitig und angstfrei Hilfen angeboten. Die Behandlungsteams stützen sich auf sogenannte „Kinderbeauftragte“, die mit den Familien arbeiten und mithilfe eines Netzwerkes von Beratungsstellen und Einrichtungen der Jugendhilfe maßgeschneiderte Hilfsangebote an die Familien machen.
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