Speyer. Die Krise, das kam gestern bei weit über 100 geladenen Gästen des Frühschoppens beim Speyerer Brezelfest an, hat das Traditionsfest erreicht. Weshalb, das schilderte Oberbürgermeister Hansjörg Eger in eindrucksvoller Zusammenfassung. Kein leichtes Brot nach der gewohnt fidelen Ansprache der Vorsitzenden des Verkehrsvereins, Heike Häußler. Die Versteigerung des Brezelfestbildes durch den Präsidenten des Round Table 63, Michael Roemer, brachte 5000 Euro und fließt in den Gesamterlös aus den Festtagen für den Sozialen Dienst der Stadtverwaltung ein.
"Ich bin guten Mutes, dass der Erfolg zufriedenstellend wird", war Häußler sicher, 2012 eine gute Resonanz der Beteiligten auf das traditionelle Fest im 102. Jahr zu erhalten. Mochte sie auch über das Wetter nicht reden, hatte sie doch nur Positives zu berichten über den Verlauf der "Feiertage" seit dem Auftakt am Donnerstagabend.
Den vielen ehrenamtlichen Helfern galt Häußlers Dank, der Markt- und Platzmeistercrew, der Stadt für das Zurücksetzen der Baustellen zum großen Umzug am Sonntag und nicht zuletzt der Verkehrsverein Veranstaltungs GmbH, die ihr die Einkehr in den Ruhestand durch Übernahme der Organisation des Brezelfestes im Vorjahr beschert hatte.
Eger lobte sie als rationell denkenden Menschen, habe er doch beim Fassbieranstich gleich zwei Missgeschicke auf einmal erledigt, die andere Verkehrsvereinsvorsitzende in der Vergangenheit in zwei verschiedenen Jahren erleiden mussten: Zum einen spritzte der Gerstensaft unkontrolliert aus dem Fass, zum anderen schlug der OB ihr den Steinkrug aus der Hand.
Des Eindrucks, dass die Leute sie offenbar für die Tante des Stadtoberhaupts und die Stadt für den Festveranstalter gehalten hatten, konnte sich Häußler nicht erwehren. Auf der Ehrentribüne am Sonntag habe sie lediglich eine Eintrittskarte fürs "Bademaxx" und einen Bund Radieschen erhalten, während Eger voll bepackt vom Zollstock bis zum Gummientchen von dannen gezogen sei.
Gemeinsam weltoffen sein
"Ich bin gespannt, was im nächsten Jahr aus uns wird, liebe Tante", konterte Eger gekonnt und startete eine lange Liste voller Krisen-Ereignisse, die das Publikum während des Brezelfestes ereilen kann. Dreistündige Anfahrt zum Fest wegen unzähliger Baustellen, 17 Nieten hintereinander und keinen Cent mehr in der Tasche, nasse Bank und nasser Hintern - Krisen über Krisen bis hin zur Lifestyle-, Lebens- oder abstrakten Kunst-Krise. Ein Blick aufs Speyerer Krisenmanagement lohnte. Gemeinsam feiern und weltoffen sein, riet Eger. Und brachte der Vorsitzenden Sicherheitshandschuhe für den nächsten Bieranstich mit.
Als Meister der Verkaufsstrategie tat sich Michael Roemer als Auktionator des Brezelfestbildes des Schifferstadter Künstlers Martin Eckrich hervor. Vom Ausgangsgebot über 3000 Euro trieb er den Preis in die Höhe, kam über Sparkasse, Volksbank und weitere Firmen-Zwischenstationen zunächst bei Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann an und schließlich bei Gerhard Becker. Beim Vertreter des Vorstands des Bauunternehmens Heberger fiel der Hammer - und das Bild wandert zum Entstehungsort zurück, denn in Schifferstadt ist der Sitz der Firma.
Prämiert wurden auch die Gewinner des Festumzugs. Sieger bei den Festwagen wurde die Karnevalsvereinigung Fides Ketsch, bei den Fußgruppen war es der Tanzverein Kaiserfunken. Den Sonderpreis Musik erhielt das Schalmeienorchester Lindau/Rudelsdorf.
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