Städtepartnerschaft

Eine Kiste Speyerer Ruländer für neue Freunde in Chichester

Eine Delgation aus 45 Speyerer Bürgern hat sich die neue Partnerstadt Chichester angesehen. Der Besuch verspricht eine gute Freundschaft zwischen den Städten.

Von 
Matthias Nowack
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Freundschaftstreffen im Pub (v.l.): Juliane Zech (Vorsitzende des Speyerer Freundeskreises), Gottfried Jung, Matthias Nowack, Domdekan Christoph Kohl, Craig Gershater (Bürgermeister von Chichester), Rob Campling (Vorsitzender der „Friends of Speyer“), Bürgermeisterin Monika Kabs und Claire Apel (Stadträtin in Chichester). © Nowack

Speyer/Chichester. 45 Speyerer haben sich am Samstag im Reisebus auf den Weg nach England gemacht, um die neue Partnerstadt Chichester zu erkunden. Nach dem Besuch der beiden belgischen Städte Brügge und Gent hat die Reisegruppe am Montag mit der Fähre den Ärmelkanal überquert und ist entlang der Südküste Englands nach Chichester gereist. Höhepunkte des ersten Tages waren dort die Besichtigung von Atelier und Landschaftsgarten des Bildhauers Philip Jackson – er ist Ehrenbürger von Chichester – und ein Freundschaftsabend mit den „Friends of Speyer“ in einem englischen Pub, der vom dortigen Freundeskreis organisiert wurde.

Es gibt nicht viele Dinge auf der britischen Insel, die englischer sind als der Pub. Auch Chichester kann auf eine stattliche Anzahl dieser typischen Kneipen verweisen. Denn der Pub hat seinen festen Platz im sozialen Leben des Vereinigten Königreichs. Es ist nicht nur ein Ort, an dem gegessen und getrunken wird. Pubs sind tief in der britischen Seele verwurzelt. Es sind Orte, an denen man sich immer wieder gerne trifft und zusammen trinkt.

Im Landschaftsgarten von Künstler und Ehrenbürger Philip Jackson. © Matthias Nowack

Dabei ist die Bezeichnung „Pub“ eine Erfindung des viktorianischen Zeitalters: Gemeint ist die Kurzform für „Public House“. Die Einrichtung solcher Pubs geht jedoch deutlich weiter zurück auf die römischen Besatzer Britanniens in der Antike, die auch rund um Chichester ein weitläufiges Straßennetz errichteten, an deren Knotenpunkten sich Gasthäuser für Reisende ansiedelten.

Mit Blick auf die Beliebtheit des englischen Pubs ist es also kein Wunder, dass der Vorsitzende der „Friends of Speyer“ in Chichester, Rob Campling, die Reisegruppe gleich am ersten Abend, noch vor dem offiziellen Empfang im Rathaus am Mittwoch, im „George & Dragon“ begrüßte. Der aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende Pub liegt am nördlichen Eingangstor des historischen Zentrums von Chichester, nur 600 Meter von der Kathedrale entfernt.

Unterhaltung kommt rasch in Gang

Dort wartete eine gut gelaunte Schar von Speyer-Freunden auf die Gäste aus der Domstadt. Nachdem alle mit Namensschildern ausgestattet waren, nahm das gut eingefädelte deutsch-englische Speeddating seinen Lauf. Am Buffet gab es reichlich Gelegenheit mit neuen Freunden aus der englischen Partnerstadt ins Gespräch zu kommen. Auch der Bürgermeister von Chichester, Craig Gershater, hat an diesem Freundschaftsabend teilgenommen.

Rob Campling, den Vorsitzenden des englischen Freundeskreises, könnte man als „alten Hasen“ in Sachen Städtepartnerschaften bezeichnen. Er lebt seit mehr als 40 Jahren in Chichester, hat Geschichte studiert, am örtlichen College unterrichtet und war zwölf Jahre lang im Stadtrat von Chichester aktiv. Er hat eine Amtszeit als Bürgermeister absolviert, ist überzeugter Europäer und hat auch gute persönliche Kontakte nach Chartres und Ravenna.

Chronologie der Freundschaft

  • Sommer 2019: Erste Anfragen aus Chichester mit Blick auf eine neue Städtefreundschaft. Die Initiative kommt aus der Bürgerschaft von Chichester. Die Corona-Pandemie verhindert jedoch zunächst gegenseitige Besuche.
  • August 2022: Bürgermeisterin Monika Kabs und der damalige Fachbereichsleiter Matthias Nowack führen erste Sondierungsgespräche in Chichester.
  • November 2022: Der Freundeskreis Chichester in Speyer wird gegründet.
  • Dezember 2022: Bei einem Festakt im Historischen Rathaus von Speyer wird von den beiden Stadtoberhäuptern Stefanie Seiler und Julian Joy die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. Damit entsteht ein Viererbund der Städte Chartres, Ravenna, Chichester und Speyer, die jetzt alle miteinander verschwistert sind.
  • Februar 2023: Der Freundeskreis Speyer in Chichester wird gegründet.
  • März 2023: Feierliche Ratifizierung des Partnerschaftsvertrages im Rathaus von Chichester.
  • August 2023: Erste Bürgerreise nach Chichester mit 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. mw

 

Der Viererbund zwischen Chartres, Ravenna, Chichester und Speyer ist ihm ein besonderes Anliegen. Campling sieht die Essenz der neuen Partnerschaft mit Speyer in persönlichen Kontakten zwischen Privatpersonen, Familien, Schülerinnen und Schülern sowie Vereinen, die es künftig zu fördern gelte. „In Zeiten, in denen die Demokratien in ganz Europa von vielen totalitären Tendenzen bedroht werden, kommt der persönlichen Begegnung über Ländergrenzen hinweg ganz besondere Bedeutung zu“, sagt er. Und er hat Ideen, wie man das in die Tat umsetzen könnte. Über einen Gegenbesuch der „Friends of Speyer“ in der Domstadt im nächsten Jahr wird in Chichester bereits intensiv nachgedacht.

Der historische Pub fürs Kennenlernen. © Matthias Nowack

Die Gastfreundschaft und der Wille, neue Kontakte zu knüpfen, waren jedenfalls deutlich spürbar an diesem unterhaltsamen Abend im „George & Dragon“, zumal die Speyerer ein besonderes Gastgeschenk mit nach England gebracht hatten: Eine Kiste mit 15 Flaschen Ruländer aus dem Weinberg am Tafelsbrunnen soll die nächsten Sitzungen der „Friends of Speyer“ in Chichester beflügeln. Berührungsängste gab es an diesem Abend nicht. Und ganz nebenbei wurde in dieser anregenden Runde auch noch der Geburtstag von Bürgermeisterin Monika Kabs mitgefeiert.

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