Speyer/Hockenheim. Lea Jung und Laurine Müller sind Cousinen. An Samstagen treffen sich die beiden Frauen aus Hockenheim regelmäßig, um gemeinsam etwas Schönes zu erleben. Auf der Speyerer Herbstmesse tappten sie dabei jetzt völlig im Dunkeln. Fünf Jahre trennen Lea (24) und Laurine (19). „Früher konnte meine Cousine noch nicht so viel mit mir anfangen, aber seit wir älter sind, machen wir vieles gemeinsam“, erklärt die Jüngere. Lea Jung freut sich mit ihr: „Wir verstehen uns supergut.“ So gut sogar, dass die Samstage fest in Cousinen-Hand sind.
Dabei machen sich die jungen Frauen immer auf die Suche nach etwas Außergewöhnlichem. Bei der Recherche im Internet ist Jung dann auf das „Dinner in the Dark“ („Abendessen im Dunkeln“) gestoßen, das auf der Herbstmesse in Speyer angeboten wurde: „Am Freitagmorgen habe ich uns noch ganz kurzfristig angemeldet“, verrät sie.
Auf der Wunschliste stand ein solches Ereignis schon lange bei den beiden, wie Jung berichtet. Umgesetzt werden konnte es noch nicht. „Wir freuen uns sehr auf den Abend“, versichert sie, auch wenn die Spannung kontinuierlich steigt. Registriert worden sind die Cousinen bereits von Marktmeisterin Heidi Jester. Insgesamt hat sie 22 Personen auf der Liste stehen.
„Davon sind sieben Vegetarier und eine Veganerin“, ergänzt Marc André de Zordo. Er ist der zuständige Küchenchef an diesem Abend. Mit dem Nachwuchs seines Vereins Cooking Kids Club hat er das Dreigangmenü vorbereitet, das den Probanden tatsächlich in vollkommener Dunkelheit serviert werden soll.
Das tolle Ambiente, das Schausteller Patrick Barth inmitten des Festplatzbetriebes für die Gruppe geschaffen hat, können die Gäste nur temporär genießen, denn während des Dinners herrscht Guck-Verbot. „Zwei Mann waren damit beschäftigt, alles so herzurichten“, erzählt Barth, während die Teilnehmer im Dunkeln auf den vorbereiteten Stühlen Platz nehmen. Die sind auf einem Packwagen aus dem Fuhrpark des Speyerer Beschickers angeordnet. Eine Außenplane, die als Hintergrund dient, ist mit Deko-Objekten und Lichtern verziert. Die Plane gegenüber wird mit dem Startschuss zum ersten Gang zugezogen.
Den Geschmackssinn stärken
Jung und Müller haben am hintersten Tisch Platz genommen, der nur über eine hohe Stufe zu erreichen ist. Für die Frauen kein Problem. Lediglich de Zordos Helfer müssen Vorsicht walten lassen beim Auftragen der Gänge. „Ich glaube, man schmeckt die Dinge komplett anders“, meint Laurine, bevor die Vorspeise auf den Tisch kommt. Das bekräftigt ihre Cousine: „Man konzentriert sich viel mehr auf den Geschmack und den Geruch, wenn man nichts sieht, weil diese Sinne dann stärker gefordert sind.“
Um wirklich sicher zu gehen, dass die Gäste nichts sehen, hat Jester Schlafmasken verteilt. Das Kommando zum Aufziehen erfolgt. Jung und Müller nehmen sich unter dem Tisch an den Händen. Sie müssen selbst lachen angesichts der seltsamen Situation. De Zordo schickt seine Servicekräfte los.
Jung beugt sich vor. „Ich glaube, das ist Kürbis mit Kokos“, sagt sie ins Blaue – beziehungsweise ins Dunkle. „Ich hätte vielleicht sagen sollen, dass ich Kokos nicht mag“, meint Laurine. Dennoch greift sie beherzt zum Löffel, den sie ertastet hat. Suppe ohne Sicht zu essen – das wird spannend. Den beiden gelingt es gut und das Kokosaroma macht Müller überraschenderweise nichts aus.
Weiter geht’s mit der Hauptspeise. Während es für die Fleischesser Wiener Saftgulasch mit Spätzle gibt, wird vor den beiden Vegetarierinnen Tofu mit Asia-Gemüse platziert. Der Geruch steigt dem Duo in die Nase und wird wohlwollend kommentiert. Das geschieht auch mit dem Pflaumensugo an Vanille-Rosa-Beeren-Creme als Nachtisch, das locker auf der Zunge zergeht. Die Cousinen sind satt, zufrieden und voller neuer Geschmackserfahrungen. Wiederholung nicht ausgeschlossen.
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