Pfälzische Landesbibliothek - Vortrag und Ausstellung blicken auf Geschichte der Juden in der Pfalz

Glanz- und Tiefpunkte

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zg
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Mit der 2011 eingeweihten Synagoge „Beith-Schalom“ (Haus des Friedens) hat die SchUM-Stadt nach über sieben Jahrzehnten wieder ein jüdisches Gotteshaus. Auch dies ist ein Teil der jüdischen Geschichte in der Stadt. © Venus

Speyer. Die Stadt weist eine 900 Jahre alte jüdische Geschichte mit vielen Glanzpunkten geistigen und kulturellen Lebens, aber ebenso vielen Tiefpunkten durch Verfolgung, Vertreibung und Ermordung auf. Mit seinem Vortrag „Jüdisches Leben in Speyer“ im Landesbibliothekszentrum/Pfälzische Landesbibliothek am Mittwoch, 9. März, 19 Uhr, will Roland Paul an die Geschichte erinnern. Gleichzeitig wird die Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben – Tradition und Identität der Juden in Rheinland-Pfalz“ eröffnet.

Speyer gehört mit Worms und Mainz zu den sogenannten „SchUM-Städten“, die das jüdische Leben in Mittel- und Osteuropa über das Mittelalter hinaus langfristig prägten und denen 2021 der Status als Unesco-Weltkulturerbe zuerkannt wurde.

Der Vortrag von Roland Paul will einen Überblick über die Geschichte der Juden in der Pfalz vom Mittelalter bis in heutigen Tage geben. Es werden die frühen jüdischen Ansiedlungen angesprochen, ebenso die Pogrome, denen die Speyerer Juden im 14. Jahrhundert ausgesetzt waren. Auch ihre Ansiedlung beziehungsweise Ausgrenzung in den verschiedenen Territorien des pfälzischen Raumes sind Thema.

Dabei konzentriert sich Paul schwerpunktmäßig auf das 19. und das 20. Jahrhundert: Er schildert die Situation der Juden in der Zeit der französischen Herrschaft ebenso wie ihre Emanzipationsbestrebungen und ihr wirtschaftliches Engagement in der bayerischen Pfalz. Das gestiegene Selbstbewusstsein der jüdischen Gemeinde spiegelte sich in repräsentativen Synagogenbauten wider. Mit dem Anwachsen des Antisemitismus und des Nationalsozialismus begann auch für die pfälzischen Juden eine schwere Leidenszeit, die mit der Diskriminierung und Vertreibung anfing und mit der Deportation und Ermordung ihr schreckliches Ende fand. Trotz allem entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg neue jüdische Gemeinden.

Wie vielfältig jüdisches Leben auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Rheinland-Pfalz insgesamt war und ist – das zeigt die Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben – Tradition und Identität der Juden in Rheinland-Pfalz“ ausdrücklich. Sie wird mit dem Vortrag von Roland Paul in Anwesenheit der Leiterin des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz (LBZ) Dr. Annette Gerlach und dem Vertreter des Kulturministeriums, Dr. Kai-Uwe Sprenger, eröffnet.

Auf Thementafeln werden Schlaglichter auf Tradition und Identität der jüdischen Bevölkerung im Land geworfen und einzelne Persönlichkeiten, Bräuche und Bauten präsentiert. Wer diese Informationen vertiefen will, kann das an Medienstationen anhand von Textquellen, Hörbeispielen und Kurzfilmen tun. Ergänzt wird die Ausstellung durch Filmdokumentationen von Andreas Berg (SWR) und Adolf Winkler sowie durch die virtuelle Rekonstruktion der 1938 zerstörten Synagoge in Simmern/Hunsrück.

Der Referent Roland Paul war viele Jahre am Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern tätig, zuletzt als dessen Direktor. Seit seinem Ruhestand leitet er ehrenamtlich die Arbeitsstelle Geschichte der Juden in der Pfalz.

Aufgrund der aktuellen Corona-Bestimmungen müssen alle Besucher den Nachweis über eine Corona-Impfung oder den Genesenen-status vorweisen und ihren Personalausweis bereithalten. Es gilt durchgängig Maskenpflicht, auch am Platz. zg

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