Jazz und Wirtschaft sind in Speyer kein Widerspruch

Konzertserie im Innenhof des Speyerer Rathauses bietet Musikfreunden ein facettenreiches Spektrum von Ragtime bis Bigband.

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Pressestelle
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Speyer. Der Speyerer Rathausinnenhof verwandelt sich für ein Wochenende in eine stilvolle Open-Air-Bühne für hochkarätigen Jazz. Vom 22. bis 24. August lädt das traditionsreiche Festival „Jazz im Rathaushof“ erneut zu musikalischen Begegnungen, sommerlicher Atmosphäre und swingenden Klangwelten ein. Mit einem vielseitigen Line-up von Ragtime bis Bigband, von traditionell bis temperamentvoll präsentiert Kurator Matthias Debus ein Programm, das Genregrenzen charmant ignoriert und ganz im Zeichen lebendiger Jazzkultur steht.

Eröffnet wird das Festival am Freitag, 22. August, um 19.30 Uhr mit einer Reise durch das goldene Zeitalter von Ragtime, Boogie Woogie, Harlem Stride und Barrelhouse. Bereits mit der Gründung von Rag Doll im Jahr 2012 war klar – Bessie Smith ist schuld daran, dass sich Sängerin Käthe von T. und Pianistin Amy Protscher mit Rag Doll den 1920er Jahren und ihrer Musik verschrieben haben. Vom emotionalen Überschwang und dem derben, aber ehrlichen Humor der „Kaiserin des Blues“ Bessie Smith und ihren Zeitgenossinnen lassen sich die Berliner Musikerinnen immer wieder gern in dieses Musikzeitalter entführen. Vervollständigt wird das Trio Rag Doll durch Ulrikke Hanspach-Torkildsen aus Oslo, deren furiose Virtuosität an der Posaune die Besetzung des klassischen Bessie-Smith-Trios komplettiert.

Am Samstag, 23. August, um 11.30 Uhr geht es unter dem Motto „Tribute to the masters of swing!“ weiter. Dieses Motto hat sich das Blue Sky Orchestra auf die Fahnen geschrieben und lässt die Swing-Ära wiederaufleben. Von Frank Sinatra bis Dean Martin, Benny Goodman bis Count Basie, das Blue Sky Orchestra hat Swing nicht nur im Repertoire, sondern auch im Blut. Die hochkarätigen Musiker um Felix Wiegand und die Brüder Robert und Martin Führer sorgen für ein Swing-Erlebnis der besonderen Art: extravagant, glamourös, stimmungs- und niveauvoll.

Rauer Sound trifft am Samstag, 19. August, ab 19.30 Uhr Swing. „The Huggee Swing Band“ steht dann auf der Bühne. Gegründet zur Eröffnung der Mannheimer Szene-Kneipe „Hagestolz“ kämpfte sich die Band hoch bis ins Berliner Konzerthaus. Heute ist sie deutschlandweit bekannt und nicht mehr aus der Swing-Szene wegzudenken.

Nach fünf Jahren Instrumental-Swing schlagen die Huggees mit ihrem aktuellen Album „Nightmood“ ein neues Kapitel in ihrer Bandgeschichte auf und holen sich Verstärkung am Gesang. Mit Jil Pappert (Mannheim) hat die Band eine Sängerin gefunden, welche mit ihrer herausragenden Stimmfarbe und coolen Attitude wie die Faust aufs Auge zu den sieben Jungs passt.

Swinging in Summertime – lässig, mitreißend, unterhaltsam. Am Sonntag, 24. August, um 11.30 Uhr präsentiert der renommierte und mehrfach preisgekrönte Musiker Chris Hopkins gemeinsam im Quartett mit den „Young Lions“ große Melodien aus dem New Yorker Jazz Age, heiße Latin-Klänge, gefühlvolle Balladen und bluesgetränkten Improvisationen. Er trat bereits mit Jazz-Größen wie Clark Terry, Butch Miles und Till Brönner auf. In seiner Funktion als Jazz-Dozent an der Hochschule für Musik und Tanz Köln wurde er mit mehreren Auszeichnungen für seine Verdienste um den klassischen Jazz in Europa geehrt.

Nach dem erfolgreichen Auftakt im vergangenen Jahr befindet sich Debus in seinem zweiten Amtsjahr als künstlerischer Leiter – mit einem klaren Bekenntnis zur gesellschaftlichen Relevanz von Kultur: „Musik verbindet, tröstet, inspiriert – und schafft Räume der Begegnung und des Miteinanders. Festivals wie ,Jazz im Rathaushof‘ sind deshalb weit mehr als bloße Unterhaltung: Sie sind Ausdruck gelebter Kultur, Zeichen von Offenheit und ein wertvoller Beitrag zu einer lebendigen Stadtgesellschaft.“

Vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen betont Debus zudem, wie bedeutsam das Fortbestehen solcher kulturelleren Formate ist: „In Zeiten von Kriegen und Klimakatastrophen, leeren Kassen und immensen Anforderungen an Kommunen ist es mir deshalb eine besondere Freude, dass das Team des Kulturbüros der Stadt Speyer es erneut – allen Widrigkeiten zum Trotz – geschafft hat, die Kontinuität dieses schönen und traditionsreichen Festivals zu bewahren.“

Auch wenn Kultur vielen inzwischen nur als ein „nice to have“ erscheine und manche meinen, dass es doch viel wichtiger wäre, die Wirtschaft voranzubringen, weist Debus auf zwei Dinge verweisen: „Einerseits darf man nie vergessen, dass kulturelle Ereignisse auch immer wirtschaftliche Impulse für Kommunen als Nebeneffekt nach sich ziehen und andererseits ist Kultur immer eine Investition in die gesamtgesellschaftliche Zukunft, schafft sie doch einen geistig-emotionalen Nährboden auf dem Wirtschaft, Forschung und Industrie erst gedeihen können. Ein Baum ohne Wurzeln wird keine Früchte tragen können“, betont Debus.

Die Eintrittskarten für die Abendkonzerte kosten jeweils 18, ermäßigt 13 Euro und sind unter www.stadt-speyer.reservix.de/events und bei der Tourist-Information Speyer sowie allen anderen Reservix-Vorverkaufsstellen erhältlich.

Der Eintritt zu den Konzerten am Samstag- und Sonntagmittag ist allerdings frei.

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