Speyer. So kann man sich auch als erfahrener Projektentwickler irren: Als Wolfgang Kirn vor acht Jahren den Auftrag erhielt, das Baugebiet „Am Russenweiher“ als Erschließungsträger zu begleiten, rechnete er damit, 2016 den Spatenstich terminieren zu können – schließlich galt es , sich mit nur vier Eigentümern zu arrangieren. Tatsächlich sollte es fünf weitere Jahre dauern, bis er tatsächlich zur Tat schreiten konnte, was den Diskussionsprozess auf zwölf Jahre summiert. Am Montag wollten Kirn und Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler aber lieber in die Zukunft blicken: Rund 120 Wohneinheiten sollen hier ab 2023 auf 40 000 Quadratmetern Gesamtfläche entstehen.
Dass es mit Familie Decker, die über Jahrzehnte auf einem Großteil der Fläche einen Gärtnereibetrieb mit Gewächshäusern unterhielt, Familie Schick, der Baugenossenschaft, der HL Projekt GmbH und Heberger verschiedene Grundstückseigentümer gebe, zeige, wie vielfältig und attraktiv das neue Wohngebiet werden wird, sagte Stefanie Seiler. „Es wird für alle Interessenten etwas dabei sein, auch wenn wir die Nachfrage nach Wohnraum in ganz unterschiedlichen Preisklassen damit nicht gänzlich erfüllen werden“, räumte die OB ein.
Die Stadt sei nicht nur als Genehmigungsbehörde beteiligt, sondern bringe selbst sieben Bauplätze ein, die voraussichtlich im Bereich der Reihenhäuser liegen werden, erklärte Seiler. Sie selbst sei schon vor Jahren von jungen Familien angesprochen worden, wann es endlich soweit sei: „Die Nachfrageliste ist sehr lang.“ Die lange Wartezeit von zwölf Jahren werde man nicht ganz aufholen können, doch ein zügiges Genehmigungsverfahren könne sie zusagen.
Im Frühjahr 2023 startet Hausbau
Diplom-Ingenieur Wolfgang Kirn blickte „auf zum Teil schwierige Verhandlungen“ für eines seiner langlebigsten Projekte zurück. Doch nun gehe es in 14 Tagen mit den Arbeiten an der Erschließung wirklich los. Auf die Ausschreibung im Juni hätten vier Baufirmen Angebote abgegeben, die Firma Reif erhielt den Zuschlag und soll in eineinviertel Jahren die Infrastruktur schaffen, damit die privaten Bauherren zwischen Januar und März 2023 starten können.
1400 Quadratmeter Straße, 3800 Quadratmeter Betonpflaster, 560 Meter Schmutzwasserkanal und 610 Meter Regenwasserkanal werden verlegt. Die Stadtwerke erteilen für die Wasserleitung einen separaten Auftrag an die Baufirma, sagte Kirn.
Die Gemeinnützige Baugenossenschaft Speyer (GBS) hält in dem Baugebiet, für das der Bebauungsplan seit 2018 rechtskräftig ist, rund 7600 Quadratmeter baureife Grundstücke, berichtete Geschäftsführer Oliver Pastor. Die GBS plant die Errichtung von zwei Mehrfamilienhäusern mit über 30 Wohneinheiten, wohl aber wegen anderer vorrangiger Vorhaben erst ab 2024.
Sie hält in unmittelbarer Nachbarschaft in der Straße Am Germansberg seit Anfang der 1950er Jahre einen Bestand von 96 Wohneinheiten, der seit 2019 für rund 3,8 Millionen Euro modernisiert wurde. Neben Wohnbebauung sollen eine städtische Kita, ein Spielplatz und öffentliche Grünflächen entstehen.
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