Konzert

Musikformat „Strings & Bones“ bringt Brasilien nach Speyer

Ein außergewöhnliches Trio hat am Dienstagabend mit „Strings & Bones“ das Publikum in den bis auf den letzten Platz gefüllten „Brilliant Spaces“ in der Johannesstraße verzaubert.

Von 
Matthias Nowack
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Saiten und Posaune: Diese Kombination steht für das Format „Strings & Bones“ im „Brilliant Spaces“ in der Konzertreihe unter dem Motto „Artist. Lounge. Live“. Bernhard Sperrfechter (Gitarre, l.), und Martin Simon (Kontrabass, r.) spielen mit dem Posaunisten Bernhard Vanecek als Special Guest. © Venus

Speyer. Ein außergewöhnliches Trio hat am Dienstagabend mit „Strings & Bones“ das Publikum in den bis auf den letzten Platz gefüllten „Brilliant Spaces“ in der Johannesstraße verzaubert. Bernhard Vanecek an der Posaune, Bernhard Sperrfechter an der Gitarre und Martin Simon am Bass verwandelten das Haus Trinitatis schon mit ihren ersten Nummern in eine stimmungsvolle Jazzlounge und nahmen ihr Publikum auf eine faszinierende musikalische Reise durch unterschiedliche Kulturen und Musikstile mit.

Los ging’s schwungvoll mit dem „Blues in the Closet“, einer klassischen Jazzkomposition von Oscar Pettiford aus dem Jahr 1953, dem die drei Musiker mit dem Fokus auf die Posaune ein eigenwilliges Arrangement verliehen. Es folgten einfühlsame Jazzballaden wie „Moroccon Song“, „Sabor a mi“ oder „Loungebar“, ein Titel, der für dieses Konzert im Haus Trinitatis zum Programm werden sollte.

Es war an diesem Abend der umtriebige Bernhard Vanecek an den „Bones“ – gemeint ist damit die in etlichen Sprachen verbreitete Bezeichnung der Posaune als „Trombone“ – der mit kongenialer Unterstützung von Sperrfechter und Simon dem Konzert eine ganz eigene Note verlieh. Seine überaus dynamische und einfühlsame Spielweise an der Posaune, die er mitunter auch als Rhythmusinstrument einsetzt, ließ den Funken schnell auf das Publikum überspringen.

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Von ihm gibt es auch den Satz, dass Musiker immer wieder etwas auf die Bühne treibt, was einzigartig ist: „Livemusik kann sofort eine Atmosphäre schaffen, die einen Raum verändert und dafür sorgt, dass Menschen miteinander lachen, singen und Freude haben“, sagt Vanecek. Genau das ist an diesem Abend passiert.

Musik mit Beipackzettel in Speyer

Die drei Musiker schafften es, mit großer Spielfreude und einer eigenwilligen Auswahl von Songs, darunter auch mehrere Eigenkompositionen Vaneceks, das Haus Trinitatis in eine veritable Jazzlounge zu verwandeln. Experimentierfreude zeigte auch Bernhard Sperrfechter, als er den Beipackzettel eines Bluthochdrucksenkers unter die Gitarrensaiten klemmte und damit seinem Instrument stakkatohafte Akkorde entlockte. Wie inspirierend diese Jazzclub-Atmosphäre auf das Publikum wirkte, zeigen während des Konzerts entstandenen Skizzen des Künstlers Oliver Schollenberger, der Musiker und Zuhörer treffend in sein Skizzenbuch bannte.

In der zweiten Halbzeit folgten herausragende Arrangements von Dizzy Gillespies „Birk’s Works“, der melancholische schwedische Folksong „Vinden“ oder auch Titel wie „Brazil“ und „El Cuarto de Tula“, ein Song aus dem beliebten kubanischen „Buena Vista Social Club“. Kurzum: Eine klangvolle Reise durch unterschiedliche Musikstile und Musikkulturen, die letztendlich dann doch in der „Pfälzischen Prärie“ andockte, einer Eigenkomposition von Bernhard Vanecek, die der versierte Posaunist und Musikantenland-Preisträger seiner westpfälzischen Heimat gewidmet hat.

Das Konzertprogramm bewegte sich mühelos zwischen den Genres und präsentierte unerwartete Symbiosen, in denen die drei Musiker ihre individuelle Virtuosität in den Dienst eines gemeinsamen, dynamischen Klangbildes stellten.

Gäste bringen neue Impulse nach Speyer

Die Idee dieser neuen Konzertreihe unter dem Motto „Artist.Lounge.Live.“ im Haus Trinitatis, gemeinsam von Hauseigentümerin Maike Beth und Bernhard Sperrfechter dafür entwickelt, ist so einfach wie bestechend: Als musikalische Stammbesetzung agieren die „Strings“ mit Bernhard Sperrfechter und Martin Simon. Dazu werden bei jedem weiteren Konzert musikalische Freunde eingeladen, die neue Impulse setzen und mitunter auch weitere Musikstile einbringen. Die Musiker kommen zusammen, tauschen ihre Ideen und Erfahrungen aus, stellen ein neues Programm zusammen, um ein kreatives Liveerlebnis zu ermöglichen, und bringen dieses Programm auf die Bühne. Im Vordergrund steht dabei das gemeinsame Spielerlebnis und die gute Stimmung für das Publikum.

Man darf schon heute auf das nächste Konzert von „Artist.Lounge.Live.“ gespannt sein. Am 3. Dezember, 20 Uhr, wird unter dem Motto „Ambient Strings“ – passend zur Adventszeit – ein ganz besonderes Konzert angeboten, bei dem „Ambience Music“ im Mittelpunkt stehen wird. Konzertbesucher können in die Horizontale gehen und ein erstes Liegekonzert im Haus Trinitatis erleben. In entspannter Atmosphäre, in der die Musik liegend genossen werden kann, wollen Achim Huber (Keyboards), Martin Simon (Bass) und Bernhard Sperrfechter (Gitarre) eine Klanglandschaft erschaffen, die „irgendwohin entführt, wo auch die Musiker noch nie waren“, wie die Ankündigung von Bernhard Sperrfechter verspricht.

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