Speyer. Nach dem Festival ist vor dem Festival für Matthias Folz, Leiter des Kinder- und Jugendtheaters Speyer. Kaum ist das Zelt für den Kulturbeutel im Domgarten abgebaut, haben die Planungen für die Saalausgabe 2014 im Alten Stadtsaal begonnen. Im Interview blickt Folz zurück auf die Höhepunkte des Zeltfestivals und voraus auf die Schwerpunkte im kommenden Jahr.
Wie zufrieden sind Sie mit dem Kulturbeutel 2013, keine Konkurrenz durch sportliche Großereignisse hatte?
Matthias Folz: Grundsätzlich sind wir sehr zufrieden, weil die Besucher an den Nachmittagen und Abenden zufrieden nach Hause gegangen sind, wie ich glaube. Die Atmosphäre im Zelt auf der Wiese ist eine ganz besondere, allerdings ist es auch eine ganz intensive und anstrengende Zeit, weil wir fast vier Wochen vor Ort sein müssen.
Welche Gastspiele ragten aus künstlerischer Sicht heraus?
Folz: Für mich persönlich lieferten diesmal eher die Frauen die Highlights mit den Wellküren und Maren Kroymann. Vor allem Kroymann schaffte es, musikalisch und textlich die Pubertätszeit in den 60er und 70er Jahren sehr unterhaltsam, aber auch kritisch auf die Bühne zu bringen, witzig und poetisch. Spannend fand ich, unser eigenes Bach-Stück, das wir sonst in Kirchen aufgeführt haben, im, Zelt zu erleben. Es hat super funktioniert.
Es war auch relativ viel Musik im Programm, an einem Wochenende sogar ausschließlich.
Folz: Das ergibt sich fast automatisch. Im Zelt ist Musik und Comedy besser zu präsentieren als Theater - allein schon von der Akustik und der Konzentration her. Im Gegenzug wird das kommende Festival wieder mehr den Schwerpunkt auf dem Theater liegen.
Was waren die bestbesuchten Termine?
Folz: Am besten besucht war die Lesung von Wladimir Kaminer und die anschließende Russendisko - da war das Zelt voll. Viel los war auch beim Eröffnungswochenende mit den Wellküren und Maren Kroymann.
Wo hätten Sie mehr Zuschauer erwartet?
Folz: Zum Abschlussabend "Tanzdialog" hätten mehr Zuschauer kommen können, aber auch zum Clownprogramm für Erwachsene, "Parallele Welten" - Clowns am Abend sind wohl schwer zu präsentieren.
Am 20. Juni tobte nach dem Konzert von Mark Forster ein heftiges Unwetter über der Region - gab es Schäden am Zelt?
Folz: Einen solchen Sturm hatten wir in all den Kulturbeutel-Jahren noch nicht erlebt. Zum Glück hat Forster früh Schluss gemacht und bis auf 30 Zuschauer waren alle weg. Wir hatten einen Sandsturm vom Festplatz, Starkregen und so heftigen Wind, dass große Äste abgebrochen sind - glücklicherweise nur hinterm Zelt. Die Feuerwehr war den ganzen folgenden Tag mit Aufräumen beschäftigt. Das Zelt selbst wurde zum Glück nicht beschädigt.
2014 findet der Kulturbeutel im Saal statt - wegen der Fußball-WM wieder im Frühjahr?
Folz: Wir starten am 21. März - das kann ich mir gut merken, nicht nur, weil das der Frühlingsanfang ist, sondern weil das Kinder- und Jugendtheater seinen 24. Geburtstag feiern wird. Das Festival dauert bis zum 6. April. Die Saal-Ausgabe findet aber nicht wegen der WM früher statt. Wenn ich im Juni in den Saal gehe, will keiner mehr kommen, weil es in der Pfalz im Juni meistens schon so schön ist.
Können Sie erste Künstler nennen, die 2014 beim Kulturbeutel auftreten werden?
Folz: Das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2014 lautet "Mit allen Sinnen". Daran orientiere ich mich ein wenig, aber es schließt auch nichts aus. Unter anderem habe ich eine Anfrage eines Gehörlosen-Theaters, das "Arsen und Spitzenhäubchen" spielt. Ein Tanztheater aus Trier hat ebenfalls ein interessantes Stück und ich würde gerne auch die Dramatische Bühne Frankfurt einladen, die ganz bodenständiges, pralles Theater macht. Natürlich wird es auch Musik und Kleinkunst geben. Ich habe unter anderem an Karl Dall gedacht.
Wird sich am Kulturbeutel-Konzept etwas ändern? Gibt es nach wie vor ausreichend Unterstützung, was die Helfer betrifft?
Folz: Am Kulturbeutel-Konzept ändert sich nichts. Es kann sein, dass wir am Zelt 2015 etwas ändern werden - eine Idee wäre, das Programm in der Manege stattfinden zu lassen. Ich verzichte damit zwar auf die Bühne, kann aber bessere Sitze anbieten, wie im Berliner Tempodrom. Es wird tatsächlich schwieriger, genügend Helfer für das Festival zu finden - unser Team wird eben auch nicht jünger . . .
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