Speyer. "Winter ade, scheiden tut weh" - so richtig konnte man das nicht glauben beim Blick in die Gesichter der Teilnehmer und Zuschauer des gestrigen Sommertagszugs in Speyer. Endlich Schluss mit der Kälte lautete stattdessen die an den Augen aller abzulesende Forderung. Zumindest am Lätaresonntag blieben die Beteiligten vom erneut angedrohten Wintereinbruch verschont, die Sonne hatte sich sogar gegen die Wolken durchgesetzt.
Mit rund 1000 Mädchen und Jungen aus fünf Speyerer Grundschulen, dem WoLa-Haus des Kindes, der Flohkiste, dem Trachtenverein Pfälzerland, dem Turn- und Sportverein sowie begleitenden Musikgruppen hatte sich am frühen Nachmittag eine geballte Streitmacht in Höhe des Altpörtels versammelt, um der kalten Jahreszeit endlich den Garaus zu machen. Der Verkehrsverein war - wie es seit 1946 Brauch ist - Organisator und lockte mehrere Tausend zur Schneemannverbrennung aus den Häusern.
Aufregende Sache für die Kleinen
Vor allem für den aktiv beteiligten Nachwuchs war der kleine Umzug von der Maximilianstraße hinunter zur Klipfelsau ein aufregendes Erlebnis, hatte der sich in den vergangenen Wochen auf das besondere Ereignis intensiv vorbereitet. Gemeinsam mit Erziehern und Lehrern wurde gesungen und gebastelt. Die tollsten Kunstwerke waren dabei heraus gekommen, wie die Sprösslinge den Zuschauern eindrücklich vor Augen führten. Bienchen und Blümchen, Sportskanonen und Spechte, Fische und Frühlingsfreunde - die farbenfrohe Parade bot so manchen Hingucker. Unter den Akteuren waren außerdem wieder Mädchen und Jungen der Johann Peter-Hebel-Schule aus Bruchsal auszumachen, die als Vogelscheuchen mitmarschierten. Hauptattraktion für alle war jedoch der sechs Meter hohe Schneemann, der sich in die Kinderschar eingereiht hatte und schon von weitem sein Kommen ankündigte. Nur eine kurze Schonfrist blieb dem weißen Riesen auf der Klipfelsau noch. Mit Frühlingsliedern verabschiedeten ihn die Flötenkinder der städtischen Musikschule und der Kinderchor der Gedächtniskirche, der TSV gestaltete traditionell den letzten Tanz um den Schneemann, der von der Feuerwehr hernach in Brand gesteckt wurde.
Dann ertönte der aufgeregte Ruf: "Der Schneemann brennt." Zehn Minuten später war von diesem schon kaum mehr als das Gerippe zu sehen und aus fröhlichen Kehlen war noch auf dem Heimweg zu hören: "Gerne vergess ich dein, kannst immer ferne sein." Winter ade, her mit dem Frühling!
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