Von Nikolaus Meyer
Speyer. Das alte Format ist zurück: Nach einer mehrjährigen Unterbrechung durch Corona und das Alternativformat „Bürgerschaftsempfang“ im vergangenen Jahr fand am Freitagabend wieder der traditionelle Neujahrsempfang der Stadt Speyer in der Stadthalle statt. Die Besucherresonanz machte deutlich, dass die Veranstaltung in der jahrelang bewährten Form eigentlich unverzichtbar ist. Das ungezwungene Beisammensein von Menschen aus verschiedenen Gesellschafts- und Interessengruppen wurde wie erwartet zu einem regen Gedankenaustausch genutzt.
Anwesend waren Repräsentanten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Vertreten waren zudem Behörden, Kunst- und Kultureinrichtungen, Vereine, Hilfs- und Rettungsdienste sowie beide Kirchen. Auch viele nicht organisierte Speyerer Bürgerinnen und Bürger waren gekommen. Auf einen Begrüßungsmarathon verzichtete Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler weitgehend. Bei zahlreichen bekannten Persönlichkeiten hätte sich die Frage gestellt: „Wo anfangen und wo aufhören?“
Vor große Aufgaben gestellt
Anreize zum Gedankenaustausch bot die etwa halbstündige Rede der Stadtchefin denn auch reichlich. Ihr Einstieg mit dem Zitat von Thomas Woodrow Wilson „Wer keine Visionen hat, vermag weder große Hoffnungen zu erfüllen noch große Vorhaben zu verwirklichen“, suggerierte Rückschlüsse auf Mut machende Ausführungen.
Die unmittelbar folgende Einschränkung, „dass uns das Jahr 2025 wieder vor große Aufgaben stellt“, relativierte jedoch den zuvor geäußerten Optimismus. Dass die Welt dabei sei, in vielen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Sphären auseinanderzudriften, waren ebenso nachdenklich stimmende Feststellungen wie Hinweise auf den Krieg in der Ukraine, die Zunahme rechtsradikaler Tendenzen und die Wahl eines „vorbestraften Kriminellen“ zum Präsidenten der USA.
Bei einer sich immer schneller drehenden Welt und einer enormen Zunahme der Aufgabendichte sei es wichtig, pragmatisch und optimistisch nach vorne zu blicken, betonte die Oberbürgermeisterin. Dies gelte für die großen Themen Infrastruktur, Digitalisierung, Bürokratieabbau und Klimaschutz ebenso wie für die vermeintlich kleinen Dinge auf kommunaler Ebene, wechselte Seiler geschickt von der Welt- und Europapolitik auf den eigenen Zuständigkeitsbereich über.
Ihren kritischen Einstieg „Auch in Speyer ist das politische Klima rauer geworden“ relativierte sie mit der Äußerung, dass viele Menschen mit Leidenschaft und Enthusiasmus wertvolle Beiträge für die Gemeinschaft leisteten. Beim Rückblick auf 2024 ließ Seiler anklingen, dass man bei der Konzeption und Durchführung unterschiedlicher Formate der Bürgerbeteiligung auf einem guten Weg sei.
Bei Russenweiher nachsteuern
Lob gab es auch für die städtische Abteilung Wirtschaftsförderung. Auf einem guten Weg sieht die Oberbürgermeisterin zudem die städtischen Bemühungen zum Erwerb wichtiger Flächen in Speyer-Nord (Gemarkung Otterstadt und Gelände ehemalige Bundeswehrkaserne). Beim Erhalt des Identifikationsortes Russenweiher müsse hingegen noch nachgesteuert werden.
Es folgten Ausführungen zu umfangreichen Vorhaben in 2025, mit denen Speyer zukunftsfähig gemacht werden soll. Unverzichtbar seien dabei vor allem Stehvermögen sowie ein starker Wille bei der Suche und Umsetzung guter Lösungen, unterstrich Seiler. Ansatzweise erwähnt wurden ehemaliges Stiftungskrankenhaus, Bahnhofvorplatz, Gestaltung Postplatz, Verkehrsleitsystem und Weiterentwicklung Industriehof. Immer gelte es jedoch, Geld klug einzusetzen, um neben den Pflichtaufgaben auch wichtige Bereiche wie Sport, Kultur und Soziales fördern zu können.
Mit einem zweifachen Appell an die Anwesenden schloss Seiler ihre mit viel Beifall bedachte Rede. Die Oberbürgermeisterin: „Tragen sie bei der Realisierung von vielen großen und kleinen Vorhaben in Speyer unsere Visionen mit und machen Sie am 23. Februar von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Schauen sie dabei genau hin, welche Wahlprogramme tatsächlich hinter vermeintlich verlockenden Aussagen stehen!“
Die Teilnahme am Empfang war kostenlos. Es wurde jedoch um eine Spende für die Soziale Anlaufstelle Speyer (SAS) gebeten. Musikalisch gestaltete die Blue Bird Bigband der Speyerer Musikschule unter Leitung von Klaus Gehrlein den Neujahrsempfang. An Getränken mit und ohne Alkohol herrschte kein Mangel. Wegen einer Betriebspause der Hausbrauerei Domhof mussten die Besucher auf das Domhof-Bier verzichten. In die Bresche sprang die seit 2016 im Industriehof ansässige Black Stork Manufaktur. Eine junge Biermarke, deren Hersteller sich nach eigener Aussage von der Biertradition und -kultur inspirieren lassen, wie sie einst in Speyer gelebt wurde.
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