Kinder- und Jugendtheater - 31. Geburtstag virtuell im Alten Stadtsaal mit ausgiebigem Rückblick gefeiert / Würdigungen von Mitstreitern und Fans eingespielt

Online-Fete des Kinder- und Jugendtheaters Speyer erinnert an „Dinner for One“

Von 
Lilly Wiedemann
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Speyer. „Es fühlt sich ein bisschen an wie bei Dinner for One“, stellte Matthias Folz zur Begrüßung bei der Geburtstagsfeier des Kinder- und Jugendtheaters am Sonntagnachmittag fest. „Wir sitzen hier zu zweit an einer langen Tafel, allein auf weiter Flur und statt des üblichen ,Schalten Sie bitte Ihre Handys auf stumm’ zu Beginn einer jeden Vorstellung möchten wir Sie nun bitten, Ihre Geräte in jedem Fall anzulassen.“

Denn trotz leerer Publikumsränge feierte das Theater sein 31-jähriges Bestehen längst nicht allein: Über Youtube und Zoom waren zahlreiche Gäste und Zuschauer zugeschaltet, die das im Alten Stadtsaal ansässige Theater und seine Wegbegleiter hochleben ließen. Am Sonntag beging das Kinder- und Jugendtheater seinen 31. Geburtstag im Online-Format. Die Stimmung war deshalb nicht weniger feierlich: Zahlreiche Gäste und Theaterfans zeigten sich dankbar über drei Jahrzehnte Theater für alle Altersstufen.

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Speyer: 31 Jahre Kinder- und Jugendtheater

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„Ich bin so alt wie das Kinder- und Jugendtheater und bin, wie so viele andere, in diesen Räumen hier großgeworden“, berichtete etwa Grünen-Stadträtin Hannah Heller, die gemeinsam mit Matthias Folz durch das Programm führte. Die Einrichtung habe sie geprägt und in vielen bisherigen Lebensabschnitten begleitet wie kaum ein anderer Ort.

Raum für die ganze Familie schaffen

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Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) äußerte sich per Videobotschaft dankbar für die Institution, die generationsübergreifend einen großen Stellenwert in der Speyerer Kulturszene habe. Sie selbst könne sich noch gut an das erste Stück erinnern, das sie als Zuschauerin besucht habe: „Damals spielte Matthias Folz den lügenden Baron von Münchhausen. Ich freue mich schon sehr darauf, mit meiner Tochter hoffentlich bald wieder ähnliche Erinnerungen sammeln zu können.“

Nostalgie spielte eine große Rolle an diesem „30 plus 1“- Geburtstag des freien Theaters. Neben Auftritten der Band „Speyer Online Sessions“ , die sich speziell zu diesem Anlass zusammengefunden hatte und das Programm mit Liedern von „The Weekend“ bis „The Police“ musikalisch untermalte, wurden zahlreiche Einblicke in die bis dato 135 Produktionen des Theaters gewährt. Die Bandbreite reichte von ernsten Stücken mit historischen Bezügen für junge Erwachsene über Filmadaptionen wie „Frank und Stein“ (angelehnt an „Frankenstein“) bis zu zahlreiche Inszenierungen für die Allerkleinsten. „Das war uns immer besonders wichtig: Einen Raum für die ganze Familie zu schaffen, vom Kleinkind bis zur Großmutter“, erklärte Folz. Sein Credo sei angelehnt an eine Forderung Erich Kästners, der sich in den 1950ern gewünscht habe, dass es in jeder Stadt ein Kinder- und Jugendtheater geben solle. „Wir verstehen Theater als generationsübergreifenden Freiraum, der es immer wieder schafft, viele Grenzen und Differenzen zu überwinden.“

Finanzielle Hängepartien erlebt

Schwierigkeiten habe es immer wieder gegeben, als freies Theater habe man die eine oder andere finanzielle Hängepartie erlebt und sich immer wieder aufs Neue die Frage gestellt: Wie erreichen wir ein junges Publikum? Dass das Kinder- und Jugendtheater diese Frage zumindest teilweise für sich beantwortet haben muss, zeigte der hohe Anteil an jungen Menschen, die am Jubiläumsprogramm mitwirkten.

Die Darbietungen reichten von Poetry-Slams bis zu Moderationseinlagen, die von Kindern und Jugendlichen mit Bravour auf die virtuelle Bühne gebracht wurden. Mehr Familie als Theater sei das Kinder- und Jugendtheater mittlerweile für viele Menschen geworden, waren sich viele der Gastrednerinnen einig.

Neben langjährigen Unterstützern und Speyerer Urgesteinen wie dem ehemaligen Bürgermeister Hanspeter Brohm (CDU) zeigten sich auch viele Weggefährten und Mitwirkende des Theaters dankbar und unterstrichen dessen Wichtigkeit. „Nirgends habe ich ein aufgeschlosseneres Publikum erlebt als damals im Kinder- und Jugendtheater in Speyer“, berichtete Anabelle Munro, die einst als Praktikantin im Alten Stadtsaal arbeitete und nun ihren Weg als Autorin und Schauspielerin nach Los Angeles gefunden hat.

Sie vermisse die Art des Kinder- und Jugendtheaters, wie man sie in Speyer finde, mittlerweile sehr für ihre eigenen Kinder. „In den USA findet man diese Art von Theater sehr schwer. Deshalb hoffe ich auf ganz viele weitere Jahre des Kinder- und Jugendtheaters“.

Info: Mehr Bilder vom Geburtstag: www.schwetzinger-zeitung.de

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