Speyer. Schlangestehen beim Altstadtfest? Das sind die Besucher üblicherweise nur kurz und an Versorgungsständen gewöhnt. Am Freitagabend jedoch hieß es ausharren, um auf die Domwiese zu kommen. Zum ersten Mal gab es Einlasskontrollen - wegen eines Ur-Speyerers und großen Tönen. Nicht steinig, aber kurvig war der Weg, um auf die Veranstaltungsfläche im Schatten des Heidentürmchens zu gelangen.
Trotz dauerhaft ankommender Menschenmengen und Taschenkontrollen ging der Einlass zügig vonstatten. Grund für den riesigen Aufwand war der Topact des Abends. Der trug den Namen „ClockClock“ und mit ihm war der Stadt Speyer – seit diesem Jahr Ausrichter des Altstadtrocks auf der Domwiese – ein Coup gelungen.
„ClockClock“-Sänger Kalajdzic trägt sich in das Goldene Buch der Stadt Speyer ein
Schon am Nachmittag war Leadsänger Bojan Boki Kalajdzic ins Büro der Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) eingeladen, um sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen. Aus gutem Grund war dieses Treffen arrangiert worden: Kalajdzic ist in Speyer groß geworden.
„Die Stadt ist immer ein Teil von mir“, hatte der Sänger, der vor seinem Durchbruch mit „ClockClock“ Lehramt auf Sport und Englisch studierte, der Stadtchefin versichert. Die hatte sich persönlich um das Engagement der Band zum Altstadtfest gekümmert. Mit Erfolg, wie zu sehen war, und mit viel Gegenliebe, auf die sie bei Kalajdzic stieß.
Mehrere tausend Fans der Band machten die Domwiese zur Festivalzone. „Ich werde alles geben“, hatte Boki mittags angekündigt. Das war aber nicht nur das Credo auf der Altstadtrock-Bühne. Auch in den Gassen der Altstadt gaben zig Helfer und Mitarbeiter bei Vereinen oder in der gewerblichen Gastronomie Gas, um den Besuchern ein geschmackvolles Fest zu bieten.
Altstadtfest Speyer: Wo die Musik spielt, ist schwer durchzukommen
Füllten sich die Altstadtgassen zunächst nur langsam mit Gästen jedes Alters, gab es mit einem Mal an vielen Stellen nur schwer noch ein Durchkommen. Vor allem an den Standorten, an denen buchstäblich die Musik spielte, galt Partyalarm statt entspannter Festgenuss. Vom Fischmarkt bis zur Hasenpfuhlstraße, vom Klosterhof bis zum Paradiesgarten der Dreifaltigkeitskirche – es gab einiges auf die Ohren.
Vielfalt spielte dabei wie bei den Speisekarten der Anbieter eine große Rolle: Ein wenig Jazz, ein bisschen Rock, eine Portion Pfalzgefühl und ein lokaler Stern am Musikhimmel aus unmittelbarer Speyerer Nachbarschaft: Die Mischung machte den Reiz aus.
„Top“, urteilte ein Besucher über die Vielseitigkeit, die das Altstadtfest zu bieten hatte. Im Vergleich mit den Vorjahren meinte der 38-Jährige: „Das Programm ist zeitgemäßer und deckt alle Vorlieben ab.“ Positiv aufgefallen war einer Speyererin das andere Erscheinungsbild des Altstadtfests an manchen Stellen, das erstmals teilnehmende Vereine mitgebracht hatten.
„Die Holzpaletten als Sitzmöglichkeiten bei den Towers find ich super“, nannte die 42-Jährige ein Beispiel. Die Basketballer hatten ihren Stand an der Sonnenbrücke aufgebaut. Enttäuscht war ein Domstädter, bei dem das Altstadtfest einen festen Platz im Terminkalender hat. „Die Gemütlichkeit von früher fehlt“, fand er. Konkret fehlten ihm die offenen Höfe, die zur familiären ursprünglichen Stimmung der Veranstaltung beigetragen hätten.
Speyer: Entenrennen und Kinderaltstadtfest im Klosterhof als Familienangebot
Entenrennen und Kinderaltstadtfest kamen als feste Konstante vor allem bei Familien am Samstagnachmittag an. Nicht mal einen Tag hatte es gedauert, bis 1500 Rennenten namens „Sammy Splash“ im Vorfeld des Altstadtfestes verkauft waren. Am Samstag gingen die „Wettkämpfer“ an den Start und bahnten sich von der Salzturmbrücke aus ihren Weg über den Woogbach gen Mittelsteg zum Zieleinlauf.
„Wir sind jedes Jahr dabei. Für die Kinder ist das immer ein Riesenspaß“, berichtete Tabea Meindel. Glück beim Rennen hatten die hauseigenen „Enten“ zwar bislang nicht. Für die Kinder viel wichtiger, so Meindel: „Wir konnten sie jedes Mal unversehrt wieder mit nach Hause nehmen.“
Bilanz der Stadtverwaltung
Rund 20.000 Menschen haben am Freitagabend das 48. Speyerer Altstadtfest besucht. Das teilte die Speyerer Stadtverwaltung mit.
„Das Altstadtfest steht für das, was Speyer ausmacht: gelebte Gemeinschaft, Lebensfreude und eine besondere Atmosphäre mitten in unserer Stadt“, so Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler. „Ich freue mich sehr über diesen gelungenen Auftakt.“
Einen besonderen Dank richtet die Oberbürgermeisterin an alle Mitarbeitenden, Kooperationspartner, Bühnenbetreiber, Sponsoren, Sicherheits- und Rettungskräfte und natürlich an die tausenden Gäste, ohne deren Engagement und Mitwirkung dieser erfolgreiche Festabend nicht möglich gewesen wäre.
Den Rückmeldungen der Sicherheitskräfte zufolge verlief der erste Festabend ohne nennenswerte Zwischenfälle, heißt es weiter.
Konzentration, Koordination und Kondition durfte der Nachwuchs im Klosterhof austesten, wo etliche Stationen bei der städtischen Jugendförderung zum Spielen animierten. Niedrigseile zum Balancieren waren gespannt, Cross-Minigolf wurde gespielt oder beim Bogenschießen das Zielen geübt.
Froh hatte sich OB Seiler geäußert, diesmal eine Steigerung der Anbieterzahl erreicht zu haben. Rund 70 Teilnehmende haben das Altstadtfest am Wochenende bestückt. Vor allem die Bereitschaft der Anwohner, sich aktiv einzubringen, würdigte sie. 18 Privathaushalte aus der Altstadt machten diesmal mit – vier mehr als im vergangenen Jahr, wie die Pressestelle auf Nachfrage mitteilte.
„Jeder findet hier etwas nach seinem Geschmack“, war Heribert Kahn überzeugt. Der Wahl-Speyerer hatte Gäste aus seiner Heimat Bottrop zu Gast, die sich sichtlich wohlfühlten. „Die Stimmung ist toll, das Programm auch und Hunger leiden muss auch keiner“, fasste Frank Krieger aus der nordrhein-westfälischen Stadt zusammen.
Vor allem eines gefiel dem Besucher: die Schoppengläser. Kahn gefällt die Tradition, die in Speyer aufrechterhalten wird. „Dass zur Eröffnung der Fanfarenzug spielt, finde ich super“, meinte der 56-Jährige. Ins festliche Licht gerückt wurde das Altstadtfest übrigens durch 1.000 Meter Lichterketten, die sich durch die Altstadtgassen schlängeln.
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