Speyer. „Wir können die Welt nicht retten? Ja, wer denn sonst?“ Es ist kein klassisches Kabarett, das Hagen Rether seinem Publikum serviert, sondern eher ein assoziatives Spiel, ein Mitdenkangebot. Der Kabarettist verweigert die Verengung komplexer Zusammenhänge und gesellschaftlicher wie politischer Absurditäten auf bloße Pointen. Auch das Schlachten von Sündenböcken und das satirische Verfeuern der üblichen medialen Strohmänner sind seine Sache nicht, denn die Verantwortung tragen nicht allein „die da oben“. Am Samstag, 21. Oktober, 20 Uhr (Einlass 19 Uhr), gastiert Hagen Rether mal wieder in der Stadthalle.
In aller Ausführlichkeit verknüpft Rether Aktuelles mit Vergessenem, Nahes mit Fernem, stellt infrage, bestreitet, zweifelt. An zentralen Glaubenssätzen westlicher Zivilisation rüttelt er, sogenannte Sachzwänge gibt er als kollektive Fiktionen dem Gelächter preis. Mit überraschenden Vergleichen verführt er das Publikum zum Perspektivwechsel. Und er ruft dazu auf, dass wir uns von unserer vielfach instrumentalisierten Angst und Wut befreien.
Rethers Programm „Liebe“ ist tragisch, komisch, schmerzhaft, ansteckend: Es verursacht nachhaltige Unzufriedenheit mit einfachen Erklärungen und stiftet zum Selberdenken und -handeln an. Denn: Wandel ist möglich – wenn wir es wollen. zg/Bild: Dominic Reichenbach
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