Historisches Museum der Pfalz

Wolfgang Leitmeyer vom Speyerer Museum geht in Ruhestand

Der stellvertretende Direktor Wolfgang Leitmeyer geht nach 37 Jahren in der Einrichtung in Ruhestand. Seit 2001 hatte er die Position inne, zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Abteilungsleiter.

Von 
Matthias Nowack
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Wolfgang Leitmeyer. Der stellvertretende Direktor des Historischen Museums der Pfalz hat seit 1986 insgesamt 142 Ausstellungen in Speyer erarbeitet. Nun geht er nach fast vier Jahrzehnten in den Ruhestand. © Breckle/Museum

Speyer. Nach 37 Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Abteilungsleiter für den Bereich „Ausstellungen und Sammlungen“ und ab 2001 auch als stellvertretender Direktor im Historischen Museum der Pfalz wird Wolfgang Leitmeyer zum 1. Oktober in den Ruhestand gehen.

Seinen Dienst im Speyerer Museum hat er 1986 aufgenommen, zwei Jahre nach der Schaffung einer Museumsstiftung. Vor der Sanierung des Altbaus und der Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau mussten zunächst die Voraussetzungen für den späteren Erfolg des Hauses geschaffen werden: Damals wurden zwei junge wissenschaftliche Mitarbeiter gesucht, von denen die Auslagerung der vorhandenen Museumsbestände in das neu geschaffene Depot in der ehemaligen Baumwollspinnerei organisiert werden sollte. Unter dem damaligen Museumsdirektor Otto Roller war Leitmeyer einer der „Neuen“ und wurde zunächst mit organisatorischen Aufgaben betraut. An einen regulären Ausstellungsbetrieb im Museum war erst wieder ab 1989 und zu Beginn der 1990er Jahre mit der Fertigstellung des Erweiterungsbaus zu denken.

Entscheidung für Brotberuf

Leitmeyer, 1957 in Frankenthal geboren, hat 1977 bis 1982 an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe Malerei studiert und parallel dazu von 1980 bis 1985 ein Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie in Heidelberg hinzugefügt. Obwohl er sich nicht für das freie Künstlertum, sondern für einen Brotberuf im Museum entschied, ist er in seiner Freizeit in all den Jahren der Malerei treu geblieben. Er selbst sagt, er habe mehr als 30 Jahre „für die Rolle gemalt“.

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Interessant daran bleibt, dass er über diesen langen Zeitraum hinweg ein bildsprachliches Tagebuch geschaffen hat, das malerische und grafische Arbeitsweisen zusammenführt. Eine kleine Auswahl seiner künstlerischen Werke wird in Kürze im „Salon M3“ zu sehen sein, einem neuen kulturellen Projekt in Speyer, das im Oktober aus der Taufe gehoben wird.

Mit Beginn der Ausstellungstätigkeit im sanierten und erweiterten Museum konnte Leitmeyer als Ausstellungskurator sein großes Interesse an der wissenschaftlichen Arbeit mit gestalterischen Fragen verknüpfen. Der Reiz dieser Aufgabe im Historischen Museum lag für ihn vor allem darin, Themen zu bespielen, die Geschichte und Gegenwart miteinander verbinden. „Erfahrungswelten von Gestern auf das Heute beziehen“, war für ihn eine spannende Aufgabe.

Ausstellungen als Erlebnisse

Für jede Ausstellung muss dabei – ähnlich wie im Theater – eine Dramaturgie entwickelt werden, die Höhepunkte setzt, Entwicklungen aufzeigt und den Besuchern sinnliche Erfahrungen ermöglicht. Darüber hinaus sei es wichtig, aussagekräftige Objekte zu finden, mit denen Geschichten erzählt werden können. Es galt, mit jedem gezeigten Objekt die Lust der Besucher zu stimulieren. Ausstellungsmacher „sollten Erlebnisse schaffen“, davon ist er fest überzeugt. Und die Besucher einer Ausstellung sollten möglichst ohne große Vorkenntnisse verstehen, was gezeigt wird. Komplexe historische Sachverhalte mussten deshalb immer wieder eingedampft und vereinfacht dargestellt werden. Dabei musste die aktuelle Forschung berücksichtigt und ein guter Weg zur Gestaltung der jeweiligen Ausstellung gefunden werden.

In den 37 Jahren seiner Tätigkeit wurden im Museum insgesamt 142 Ausstellungen erarbeitet und acht ständige Sammlungen eingerichtet. Gefragt nach Projekten, die ihn in dieser Zeit besonders bewegt haben, nennt Leitmeyer exemplarisch die Ausstellung „Hexen – Mythos und Wirklichkeit“ in den Jahren 2009 und 2010. Für ihn ein Beispiel, wie der Glaube und die wahnhaften Vorstellungen einer herrschenden Elite auf gesetzlich legitimierter Grundlage zur grausamen Realität für viele Menschen werden konnte.

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Er sieht darin ein gesellschaftliches Lehrstück, das auch auf aktuelle Diskussionen mit Querdenkern oder auch Verschwörungstheoretikern verweisen kann. „Durch vergangene Sachverhalte das Nachdenken über das Menschsein ermöglichen“, darin sieht er die große Herausforderung guter Museumsarbeit.

Süffisanter Schnappschuss

Auch die mehrfache Verschiebung der Salierausstellung zu Beginn der 1990er Jahre ist ihm gut in Erinnerung geblieben. Ein Foto des damaligen Hausmeisters in der regionalen Ausgabe der Bild-Zeitung, auf dem dieser mit ausgestrecktem Zeigefinger auf einen Wassereimer zeigt, der im gerade fertiggestellten Erweiterungsbau das von der Decke tropfende Wasser auffängt, hätte sämtliche Experten für museales Raumklima auf den Plan gerufen. Dieser süffisante Schnappschuss sei natürlich auch auf den Schreibtischen der Mainzer Ausstellungsmacher gelandet und hätte letztendlich zur ersten Verschiebung der Salierausstellung geführt, die ursprünglich zum 2000-jährigen Stadtjubiläum 1990 geplant war. Als Ironie der Geschichte bleibt, dass das undichte Dach im Erweiterungsbau noch heute auf die Sanierung wartet und die Ausstellungsfläche im Anbau nach der Titanic-Ausstellung 2015 aufgrund von Schimmelbildung komplett geschlossen werden musste.

Erstaunliches bewegt

Fünf Direktoren und eine Direktorin hat Wolfgang Leitmeyer in seiner Zeit am Museum erlebt. Gefragt, was er künftig am meisten vermissen wird, antwortet er spontan: „Das Team!“ In all den Jahren habe sich im Museum eine Mannschaft zusammengefunden, die auf allen Ebenen – in der Verwaltung, in der wissenschaftlichen Arbeit, bei den Restauratorinnen, in der Öffentlichkeitsarbeit, beim Kuratieren von Ausstellungen und beim Ausstellungsbau, auf der handwerklichen Ebene – immer wieder Erstaunliches bewege. Die personelle und finanzielle Ausstattung des Museums sei im Vergleich mit anderen Museen, die in der gleichen Liga spielen, eher bescheiden. Und dennoch habe man es mit diesem kleinen Team regelmäßig geschafft, trotz klammer Finanzen hervorragende Ausstellungen zu organisieren.

Am Dienstag dieser Woche hat er sich mit einem kleinen Umtrunk in der „WeinWunderBar“ von „seinem“ Museumsteam verabschiedet. Die Kontakte zu ihm will er auch künftig pflegen.

Für den bevorstehenden Ruhestand hat sich Leitmeyer einiges vorgenommen. Natürlich wird die Malerei weiter eine Rolle spielen. Freundschaften können jetzt intensiver gepflegt werden und auch für ausgedehnte Reisen wird mehr Zeit zur Verfügung stehen. Schließlich wartet ein gerade angeschafftes Tourenfahrrad auf neue sportliche Einsätze.

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