Tiere

Alle reden vom Wolf: Hat Rheinland-Pfalz einen Problemluchs?

Wölfe erhitzen immer wieder die Gemüter. Luchse eher weniger. Obwohl Luchs-Männchen Alfi im Pfälzerwald durchaus auffällig geworden ist. Was man über die Tiere wissen sollte.

Von 
Wolfgang Jung und Ira Schaible
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Ist bereits mehrfach durch Tierrisse aufgefallen: Luchs Alfi. Im vergangenen Winter kam es innerhalb kurzer Zeit zu drei Übergriffen. © FAWF/KLUWO

Mainz/Trippstadt. Vier Wolfsrudel mit acht erwachsenen Tieren gibt es in Rheinland-Pfalz. Aber was machen eigentlich die Luchse? Schätzungsweise 20 der sogenannten Pinselohren leben mittlerweile in der Grenzregion zu Frankreich. Vier Geburten von Luchskätzchen seien 2024 nachgewiesen worden, so das Umweltministerium in Mainz. Wissenswertes über die Tiere:

Luchse sind Grenzgänger

Die genaue Zahl der Luchse (lateinisch Lynx) soll bei einem grenzüberschreitenden Kamera-Monitoring in der Region erfasst werden. Auf dieser Basis sollen Modellierungen erstellt werden, die die wahrscheinlich zukünftige Populationsentwicklung und mögliche Reaktionsmöglichkeiten aufzeigen. Thomas Wulff vom Jagdverband sieht bei den Luchsen „einen regen Grenzwechsel“ nach Frankreich. Im Westerwald, wohin der Wolf zurückgekehrt sei, gebe es bislang keine Luchse.

Die seien eben im südlichen Pfälzerwald seit 2016 wieder angesiedelt worden. Aus dem Bericht des Koordinationszentrums Luchs und Wolf (Kluwo) mit Sitz in Trippstadt gehe jedoch hervor, dass der Luchs-Bestand seit einiger Zeit stagniere und mit vier geschlechtsreifen Weibchen ein langfristiger Erhalt nicht zwangsläufig gesichert sei, heißt es im Ministerium.

Angriffe auf Nutztiere

„Der Luchs ist im Vergleich zum Wolf ein Einzelgänger und als Pirschjäger darauf bedacht, immer nur ein Tier zu reißen, welches er mehrere Tage hintereinander als Nahrungsquelle nutzt“, erläutert Wulff. Luchse sind nach Erkenntnissen des Kluwo deutlich seltener an Übergriffen auf Nutztiere beteiligt als Wölfe. Der männliche Luchs Alfi ist jedoch aufgefallen: „Im Winter 2025 kam es binnen kurzer Zeit zu drei Übergriffen durch Alfi“, sagt Kluwo-Leiter Julian Sandrini. Darunter ist ein Fall mit acht toten Schafen und Ziegen in Hofstätten im Februar.

Hindernis Elektroweidezaun

Alfi hat Sandrini zufolge aber bisher keine Schutzmaßnahmen wie etwa Elektroweidezäune überwunden. „Er ist daher nicht als Problemluchs zu bezeichnen.“ Übergriffe von Luchsen auf Schafe, Ziegen oder Rehe seien im Land selten. Betroffene Weidetierhalter bekämen vom Land eine „umfangreiche Förderung von Herdenschutzmaßnahmen“ in solchen Fällen. „Im gesamten Pfälzerwald wurden seit Beginn der Wiederansiedlung des Luchses pro Jahr zwischen null und fünf Luchs-Übergriffe registriert“, sagt Sandrini. 2022 gab es keinen einzigen, 2023 zwei und 2024 einen.

Zeichen für ein gesundes Ökosystem

„Luchse sind ein wichtiger Teil des Ökosystems Wald. Als Spitzenprädator – ein Tier, das an der Spitze der Nahrungskette steht – tragen Luchse zur Regulation der Wildbestände bei“, sagt Umweltministerin Katrin Eder (Grüne). „Das Wild verhält sich bei der Anwesenheit des Luchses vorsichtiger und damit geht der Verbiss im Wald zurück.“ Zugleich seien Luchse Indikatoren für ein gesundes Ökosystem. Mit Hilfe des Kluwo solle eine tragfähige Population den Pfälzerwald besiedeln und sich weiter ausbreiten. Einzelne Luchse sind bereits abgewandert und in anderen Landesteilen nachgewiesen worden, zum Beispiel an der Mosel.

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